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Astronomie - Nördlinger Ries: Ein neues Mineral aus Deutschland

3.11.2017

Vor rund 15 Millionen Jahren erlebte Süddeutschland seine kosmische Katastrophe. Ein riesiger Meteorit schlug auf der Alb ein - und schuf ein bislang unbekanntes Mineral.

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Wer das Nördlinger Ries besucht, sieht schon von Weitem das höchste Wahrzeichen der Region: den Turm der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen, auch "Daniel" genannt. Gebaut wurde der Glockenturm aus dem Gestein Suevit – das wiederum vor 15 Millionen Jahren während einer wahrhaft kosmischen Katastrophe entstand. Damals schlug ein rund ein Kilometer großer Brocken aus dem All auf der Schwäbisch-Fränkischen Alb ein und schuf nicht nur den Rieskrater, der bis heute in der Landschaft erkennbar ist. Gleichzeitig bildete sich durch die gewaltigen, freigesetzten Kräfte der Suevit, in dem Geowissenschaftler um Oliver Tschauner vom Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung in Berlin und Chi Ma vom Caltech ein bislang unbekanntes Mineral nachweisen konnten.

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Riesit
Elektronenmikroskopisches Bild des Gesteins aus dem Suevit von Zipplingen mit einer Schmelzader (Bildmitte), in die das neu beschriebene Mineral Riesit eingelagert ist. 

Das Riesit genannte Mineral liegt in winzigen Kristallen in Schmelzadern der Gesteine vor, die damals durch die auftretenden extrem hohen Drucke und Temperaturen von mehr als 1500 Grad Celsius beansprucht wurden. Chemisch gesehen handelt es sich um eine spezielle Kristallform von Titandioxid, das als Rutil-Mineral in geringer Menge in vielen Gesteinen der Erde vorkommt. Es war auch in den Grundgebirgsgesteinen des Nördlinger Rieses in 600 Metern Tiefe vorhanden, als der Asteroid einschlug. Seine Wucht reichte aus, um noch in diesen Lagen das Gestein umzuformen. Gleichzeitig schleuderte der Impakt riesige Mengen an Material in die Umgebung und verteilte es auf einer großen Fläche, so dass es heute relativ leicht zugänglich ist. Die Umwandlung von Rutil in Riesit ist laut den Wissenschaftlern relativ kompliziert, weil sich Rutil zunächst unter der hohen Druck- und Temperaturbelastung in ein anderes Hochdruckmineral umwandelt, das den Namen Akaogiit trägt. Erst wenn der Druck nachlässt, wandelt sich dieses Mineral schließlich in Riesit um.

Sein Trägergestein, der Suevit, wird bereits seit Römerzeiten als stabiles Baumaterial geschätzt. An den Mauern der St.-Georgs-Kirche sind viele Gesteinseinschlüsse zu sehen, die außer Riesit noch weitere Hochdruckminerale enthalten. Im Suevit des Rieses findet sich demnach die größte Zahl von Hochdruckmineralen, die bislang in allen bekannten Impaktkratern weltweit nachgewiesen werden konnten. Unter den insgesamt zehn verschiedenen Mineralen befindet sich sogar Diamant.

Quelle: Spektrum

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