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Astronomie - Schweden: "Ausgestorbener Meteorit" in Steinbruch entdeckt

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14.06.2016

470 Millionen Jahre lang lag ein keksgroßer Stein aus dem Weltall begraben, bis er entdeckt wurde. Eine Forscherin: Der Meteorit sei "von einer Art, die wir nicht aus unserer heutigen Welt kennen."
Denn wie die Forscher in der Zeitschrift "Nature Communications" berichteten, unterscheidet sich das Fundstück in seiner Zusammensetzung von den Meteoriten, die bisher auf der Erde entdeckt wurden. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass der Stein namens "Oest 65" ein Splitter eines 20 bis 30 Kilometer breiten, kartoffelförmigen Himmelskörpers ist, der an einem größeren Himmelskörper zerschellte. Dadurch flogen Gesteinsbrocken auf den noch jungen Planeten Erde.
Bisher waren nur Überbleibsel von dem einen der beiden Himmelskörper auf der Erde gefunden worden, in Form von Chondriten, einer bestimmten Art von Meteoriten. Mit dem Fund in dem schwedischen Steinbruch könnte jetzt erstmals ein Stück des anderen Himmelskörpers entdeckt worden sein. Das unterstützt die These eines riesigen Zusammenpralls zweier sich fortbewegender Himmelskörper. Es wird davon ausgegangen, dass durch die Zerstörung des größeren Chondriten, der einen Durchmesser von 100 bis 150 Kilometer hatte, ein Haufen Gesteinsbrocken in den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter katapultiert wurde.
Ein Teil der Brocken landete auf der Erde, zu einer Zeit, als sich auf dem blauen Planeten wirbellose Tiere in den Ozeanen ausbreiteten und die Kontinente noch weitgehend im Riesenkontinent Gondwana verschmolzen waren. Der nun gefundene Gesteinsbrocken sank auf den Meeresgrund in dem Gebiet, in dem heute der Kalksteinbruch liegt.
Der Meteorit sei "von einer Art, die wir nicht aus unserer heutigen Welt kennen", sagte der Forscher Birger Schmitz. Er enthalte "sehr hohe Konzentrationen von Elementen wie Iridium, das sehr selten auf der Erde ist", sowie hohe Konzentrationen des Elements Neon.
Durch die Messung kosmischer Strahlung fanden die Forscher heraus, dass der Meteorit vor 470 Millionen Jahren auf die Erde fiel, etwa in derselben Zeit, als die Chondriten auf der Erde landeten. Das Fundstück könnte laut Schmitz ein Teil des Stoßkörpers sein, der in Ursprungskörper der Chondriten einschlug. Es könnte sich laut den Forschern um das erste dokumentierte Beispiel eines "ausgestorbenen Meteoriten" handeln - eines Meteoriten, dessen Ursprungskörper komplett durch Kollisionen im Weltall verschwunden ist und von dem daher keine weiteren Brocken auf der Erde einschlagen können.
Chondriten fallen bis heute gelegentlich auf die Erde. Die Gesteine aus dem Weltall liefern Wissenschaftern Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Die schwedische Studie legt nahe, dass die bisherigen Annahmen kein vollständiges Bild davon abgeben. Offenbar sei es hilfreich, die Erdsedimente zu untersuchen und "nicht nur in den Himmel zu schauen", schreiben die Forscher.
Quelle: Kleine Zeitung
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Update: 15.06.2016
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Forscher finden einzigartigen Meteoriten

In Schweden entdeckter "fossiler" Meteorit ähnelt keinem bekannten Meteoritentyp

Einzigartiger Fund: In einem schwedischen Steinbruch haben Forscher einen völlig neuen Meteoritentyp entdeckt. Seine Zusammensetzung unterscheidet den 470 Millionen Jahre alten Meteoriten von allen bisher bekannten, wie Forscher im Fachmagazin "Nature Communications" berichten. Sie vermuten: Der Fund könnte das Fragment einer folgenschweren Kollision im Asteroidengürtel sein.
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Der neu entdeckte Meteorit (dunkelgrau), eingebettet in 470 Millionen Jahre alten Kalkstein.
© Birger Schmitz Zoom
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Meteoriten gibt es auf der Erde reichlich – und ständig fallen neue nach. 86 Prozent von ihnen gehören zu den Chondriten, Gesteinsbrocken mit kugelförmigen Silikateinschlüssen. Schon vor einigen Jahrzehnten fiel Forschern jedoch bei einer eisenarmen Untergruppe der Chondriten etwas Seltsames auf: Auffallend viele dieser L-Chondriten sind rund 500 Millionen Jahre alt – und damit weit jünger als die meisten anderen Meteoritentypen, die aus der Frühzeit des Sonnensystems stammen. 
Wer war der Kollisionspartner?
"Diese Meteoriten scheinen zu jener Zeit ein massives Kollisionsereignis durchgemacht zu haben", erklären Birger Schmitz von der Universität Lund in Schweden und seine Kollegen. Bei dieser Kollision im Asteroidengürtel zerbrach wahrscheinlich ein größerer Himmelskörper. Seine Fragmente wurden aus dem Gürtel geschleudert und schlugen auf der Erde ein. 
"In marinen Kalksteinschichten, die sich vor rund 470 Millionen Jahren bildeten, finden sich Beweise für einen 100-fachen Anstieg von L-Chondriten und Mikrometeoriten", berichten die Forscher. Rätselhaft blieb aber bisher, mit welchem Asteroiden der Mutterbrocken dieser Meteoriten zusammengestoßen sein könnte.
Auffällige Übereinstimmung
Das allererste Relikt dieses unbekannten Kollisionspartners könnten Schmitz und seine Kollegen nun identifiziert haben. Es handelt sich um einen acht Zentimeter langen und 6,5 Zentimeter breiten Gesteinsbrocken, den die Forscher im Kalkstein des Thorsberg Steinbruchs in Schweden fanden. Datierungen der Schicht ergaben, dass der Meteorit vor rund 470 Millionen Jahren ins Meer gestürzt sein muss und dann in den Meeresboden eingebettet wurde. 
Der Österplana 65 getaufte Meteorit schlug damit nahezu zeitgleich wie die zahlreichen bekannten L-Chondriten ein, wie die Wissenschaftler erklären. Isotopen-Analysen bestätigten dies: Der Brocken entstand bis auf eine Million Jahre genau zur Zeit der mutmaßlichen Kollision im All. Doch aus dem "Mutterbrocken" der L-Chondriten kann Österplana 65 nicht stammen, wie nähere Analysen der Chrom- und Sauerstoff-Isotope zeigten. 
Einzigartig und unbekannt
Stattdessen repräsentiert der neuentdeckte Meteorit etwas bisher völlig Unbekanntes: "Österplana 65 hat keine dokumentierte Entsprechung unter den bekannten Meteoriten, die zu jener Zeit auf die Erde fielen", berichten Schmitz und seine Kollegen. Und auch in alle anderen bekannten Meteoritentypen passt der neue Fund nicht hinein.
"Mineralogische und petrologische Daten stützen die Schlussfolgerung, dass Österplana 65 einen bisher völlig unbekannten Typ von Meteorit repräsentiert", konstatieren die Forscher. Der Gesteinsbrocken ist damit einzigartig – und hebt sich von allen bekannten "Himmelsboten" ab.
Ein "ausgestorbener" Meteorit?
Nach Ansicht der Forscher lässt dies zwei Schlüsse zu: Zum einen könnte es noch vor rund 500 Millionen Jahren - und damit relativ spät in der Geschichte des Sonnensystems – noch eine viel größere Vielfalt von Meteoriten und Vorläufer-Objekten im Asteroidengürtel gegeben haben als heute. Einige dieser Brocken wurden dann bei Kollisionen offenbar so gründlich zerstört, dass heute kaum mehr Bruchstücke von ihnen übrig sind, die als Meteoriten die Erde treffen könnten. 
"Es könnte sich hier um den ersten dokumentierten Fall eines 'ausgestorbenen' Meteoriten handeln", erklären die Wissenschaftler. "Dieser Meteoritentyp fällt heute nicht mehr auf die Erde, weil sein Ursprungs-Himmelskörper durch Kollisionen komplett zerstört wurde."
Zeuge der folgenreichen Kollision?
Noch viel spannender aber ist der zweite Schluss, den die Forscher aus den Merkmalen von Österplana 65 ziehen: Der Meteorit könnte ein Trümmerstück des mysteriösen Asteroiden sein, der vor rund 470 Millionen Jahren mit dem "Mutterköper" der L-Chondriten kollidierte. Dafür sprechen sowohl der Zeitpunkt seiner Entstehung als auch die Schockspuren in den Gesteinseinschlüssen von Österplana 65, wie die Wissenschaftler berichten.
"Es ist möglich, dass die Kollision zwischen dem L-Chondriten-Vorläufer und dem Österplana 65-Vorläufer letzteren fast komplett zerstörte", so Schmitz und seine Kollegen. "Während der L-Chondriten-Vorläufer in unzählige kleinere Objekte zerfiel, die seither als Meteoriten fallen, blieb von seinem Kollisionspartner dafür nicht genug übrig." Österplana 65 könnte damit eines der letzten Relikte dieses Asteroiden sein. (Nature Communications, 2016; doi: 10.1038/ncomms11851)
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© Birger Schmitz
Entdeckt wurde der einzigartige Brocken in diesem Steinbruch in Südschweden.
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Quelle: scinexx
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