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Ägyptischer Pharao wurde mit "kosmischer " Grabbeigabe mumifiziert
Himmlische Beigabe: Der ägyptische Pharao Tutanchamun wurde mit einem Dolch aus Meteoriten-Eisen bestattet – einem Metall, dass damals als kostbarer galt als Gold. Das belegen neue Analysen der prachtvollen Waffe mit Eisenklinge und Goldgriff. Für einen "himmlischen" Ursprung spricht demnach vor allem ein hoher Nickelfehalt mit Spuren von Kobalt, wie die Forscher erklären. Quelle dieses Metalls könnte ein Meteorit gewesen sein, dessen Fragmente westlich von Alexandria gefunden wurden.
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Der prachtvolle Dolch aus Tutanchamuns Grab: Die Klinge ist aus Eisen, Griff und Scheide aus Gold.
© Comelli et al. / Meteoritics & Planetary Science Zoom
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Die frühen Kulturen des Nahen Ostens gehören zu den Vorreitern der Metallverarbeitung. Davon zeugen unter anderem einer 7.000 Jahre alten Kupferahle am Jordan, aber auch alte Kupferminen in der Negev-Wüste. Auch in Ägypten nutzte man spätestens seit dem 4. Jahrtausend vor Christus Kupfer, Bronze und Gold.
"Wertvoller als Gold"
Die Ära der Eisennutzung allerdings begann in Ägypten vergleichsweise spät: Eisenschmelzen und -schmiede sind erst aus dem ersten Jahrtausend vor Christus bekannt. Trotzdem gibt es auch einzelne Schmuckstücke wie Eisenperlen, die schon sehr viel älter sind. Archäologen vermuten, dass solche Objekte aus zufällig gefundenem Meteoriteneisen hergestellt wurden.
"Während der Bronzezeit war dieses Eisen sehr selten und es war daher wertvoller als Gold", erklären Damiela Comelli vom Polytechnikum Mailand und ihre Kollegen. "Man verwendete dieses Eisen daher vor allem für ornamentale, rituelle und zeremonielle Objekte."
Eisendolch im Pharaonengrab
Eines der bekanntesten dieser Objekte ist ein gut 30 Zentimeter langer Eisendolch des ägyptischen Pharaos Tutanchamun, der am rechten Oberschenkel der Mumie gefunden wurde. "Dieser Dolch hat eine Klinge aus einem nichtrostendem, scheinbar homogenen Metall", beschreibt Comelli. "Sein Griff besteht aus feinem Gold, dekoriert mit feinen Stegen und Dellen und endet in einem Bergkristall."
Erste Analysen ergaben, dass das Metall des Dolchs größtenteils aus Eisen besteht. Welche weiteren Beimischungen enthalten sind und woher dieses Eisen stammen könnte, blieb jedoch umstritten. Comelli und ihre Kollegen haben das Metall der Dolchklinge nun mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-Analyse genauer analysiert und seine Zusammensetzung mit der von elf bekannten Meteoriten verglichen.
Kosmischer Ursprung
Das Ergebnis: Die Analysen ergaben, dass dem Eisen der Dolchklinge rund zehn Prozent Nickel und 0,6 Prozent Kobalt beigemischt sind. "Dieser hohe Anteil an Nickel, zusammen mit den Spuren von Kobalt spricht dafür, dass das Metall des Dolchs extraterrestrischen Ursprungs ist", konstatieren die Forscher. Denn die meisten irdischen Erze enthalten weniger Nickel, während Eisenmeteoriten typischerweise bis zu 35 Prozent Nickel enthalten können.
Aber aus welchem Meteoriten könnte die Klinge geschmiedet worden sein? Um das herauszufinden, suchten die Forscher in einer Datenbank bekannter Einschläge nach Meteoriten, die in einem Umkreis von 2.000 Kilometer um das Rote Meer niedergegangen waren. Etwa 20 Eisenmeteoriten kamen dabei in die engere Wahl.
"Aber nur einer hatte Nickel- und Kobalt-Werte, die mit der Zusammensetzung der Dolchklinge übereinstimmten", sagt Comelli. Dabei handelte es sich um den Kharga-Meteorten, einem Metallbrocken, dessen Fragmente im Jahr 2000 auf einem Kalksteinplateau rund 200 Kilometer westlich von Alexandria entdeckt wurden.
"Himmelseisen" und Impaktglas
Ob dieser Meteorit tatsächlich der Lieferant für das Metall des Dolches war, lässt sich nicht eindeutig belegen. Die Analysen sprechen aber dafür, dass der Dolch des Pharao Tutanchamun auf jeden Fall aus einem Stück "Himmelseisen" geschmiedet wurde. Seine Ausführung bestätigt zudem, dass die Ägypter bereits um 1400 vor Christus die nötige Schmiedekunst für kunstvolle Eisenarbeiten besaßen, so die Forscher.
Der Dolch war aber nicht die einzige "kosmische" Grabbeigabe, die die Ägypter ihrem jungen Pharao Tutanchamun mit ins Jenseits gaben: Der Skarabäus im prachtvollen Halsschmuck des Pharao war aus sogenanntem Impaktglas gefertigt – bei einem Einschlag geschmolzenem und dann zu einer glasartigen Masse erstarrtem Wüstensand. (Meteoritics & Planetary Science, 2016; doi: 10.1111/maps.12664)
Quelle: scinexx
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