Blogarchiv
UFO-Forschung - IFO-Universität: Kondensstreifen-Effekte

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23.04.2016

Auf Grund immer wieder auftauchende Aufnahmen von Airlinern am Westhimmel bei Sonnenuntergang welche zu UFOs gedeutet oder wie im jüngsten Fall als "Merkur-Aufnahme" von einem Astronomie-Professor erklärt wurde, wollen wir hier einmal aktuelle Aufnahmen vom 21.April 2016 aufführen welche innerhalb einer halben Stunde aufgenommen wurden.

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Update: 30.03.2017

Und weiter geht das Rätselraten bei "Bild-Zeitung-Experten" welche ein klar zu erkennenden Kondensstreifen am Westhimmel nicht erklären können, daher hier noch einmal Nachhilfe aus dem CENAP-Archiv:

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Hier fliegt ein Airbus-A-380 gegen Westen, welchen wir über seinen ausgeprägten Kondensstreifen gegenüber einer nachfolgenden Boeing-B-747 erkennen können und weiter verfolgen...

Am Ende des Kondensstreifen  sind bereits Auflösungen zu erkennen, welche durch Windverwirblungen verursacht werden...

Auflösender Kondensstreifen von Airbus-A-380

Inzwischen erreicht der A-380 die Position zur untergegangenen Sonne, bei welcher der Kondensstreifen einen Schatteneffekt bekommt

Auflösungseffekte des A-380 Kondensstreifen

Zoom-Aufnahme des A-380 am Westhimmel

Farbenzauber am Westhimmel

Weitere Aufflösungseffekte von A-380 Kondensstreifen...

Inzwischen kommt von Westen ein weiterer Jet

Weiter im Zoom-Focus die A-380 welche am Westhorizont ist

Weiterer A-380 Kondensstreifen-Effekt am Westhimmel

Auflösungdeffekt von Boeing-B-747 Kondensstreifen

Aufnahmen: ©-hjkc-archiv

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Update: 27.06.2016

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Nachfolgender Beitrag übernommen von Skeptiker 2/2016 mit freundlicher Genehmigung von GWUP

Chemtrails – Seriöse
Argumente gegen eine
unseriöse Theorie
Es existieren keine ernstzunehmenden Anhaltspunkte, geschweige denn Beweise dafür, dass absichtlich bestimm- te Chemikalien von Flugzeugen versprüht werden, um chemisch manipulierte Kondensstreifen, sogenannte Chemtrails, zu erzeugen (siehe Holm Hümmler: Chemtrails - Zwischen Meteorologie und Verschwörungstheorie, Skeptiker 2/2006, S. 48 – 55). Dennoch glauben viele Menschen daran. Gewöhnliche Kondensstreifen werden von ihnen als Beweis für geheime Experimente in der Erdatmosphäre interpretiert. Aus Angst vor einer „schlei- chenden Vergiftung“ oder „Zerstörung des blauen Himmels“ werden sie zu Wutbürgern. Seit 2011 ist der Glaube an Chemtrails wieder auf dem Vormarsch. Skeptiker wissen oft nicht so recht, was sie mit diesem Überzeugungssystem, das so offensichtlich absurd ist, anfangen sollen. Dieser Artikel ist eine Zusammenstellung von sachlichen Einwänden, die in Diskussionen über Chemtrails helfen können.
Mario Sedlak
Dass den Kondensstreifen von Flugzeugen geheime Chemikalien zugesetzt wer- den, ist eine der populärsten und be- kanntesten Verschwörungstheorien. Es gibt viele Medienberichte, Stel- lungnahmen und sogar parlamen- tarische Anfragen zu dem Thema. Mangels belastbarer Fakten fehlt je- doch eine wissenschaftliche Diskus- sion über „Chemtrails“.
Der Mythos lässt sich bis in die Mit- te der 1990er Jahre zurückverfolgen, als ein Artikel1 der US-Luftwaffe über zukünftig mögliche militärische Wet- terbeeinflussung erschien. Im deut- schen Sprachraum wurde die Chem- trail-Theorie durch einen Artikel des Bibliothekars Gabriel Stetter (2004) in der Esoterik-Zeitschrift Raum & Zeit bekanntgemacht. Er stieß damit in ein Wespennest: Hunderte besorgte Bürger überschütteten daraufhin Be- hörden mit Anfragen zu Chemtrails. Bis heute ist der Artikel von Stetter ei- ne maßgebliche Quelle der Verschwö-
rungstheoretiker im deutschsprachi- gen Raum. Beispielsweise wird heute oft behauptet, dass den Kondensstrei- fen Aluminium- und/oder Bariumver- bindungen beigemischt werden. Diese Behauptung lässt sich wohl auf Stet- ters Rezeption älterer amerikanischer Quellen2 zurückführen.
Physikalische Argumente
Obwohl weder eine Probe aus ver- dächtigen Kondensstreifen noch ande- res „hartes“ Beweismaterial vorhanden ist, kann ein Physiker sachliche Ein- wände gegenüber der Chemtrail-The- orie vorbringen. Wenn Stetter z. B. behauptet, ein Regenbogenhalo rund um die Sonne sei „auf die Brechung des Lichtes im Aluminiumpulver“ zu- rückzuführen, dann kann man dage- genhalten, dass gewöhnliche Eiskris- talle für diesen Effekt vollkommen ausreichend sind.
Weniger bekannt ist, dass das Wels- bach-Patent,3 welches eine zentrale Rolle in der Chemtrail-Theorie ein-
nimmt, aus physikalischen Gründen gar nicht umsetzbar ist. In der Pa- tentschrift wird behauptet, dass staub- förmige Partikel aus bestimmten Materialien in der Lage seien, Wär- mestrahlung aufzunehmen und mit kürzerer Wellenlänge wieder abzuge- ben. Das wäre ein eleganter Weg, um den Treibhauseffekt zu umgehen: Die Strahlung wird einfach in einen an- deren Wellenlängenbereich verscho- ben, wo sie ungehindert in das Welt- all entweichen kann. Nur ist genau das aus thermodynamischen Gründen vollkommen unmöglich (siehe Kasten S. 57). Die patentierte Idee beruht auf einem Missverständnis über das Wirk- prinzip des Gasglühstrumpfs, den Carl Auer von Welsbach im 19. Jahrhun- dert erfunden hat. Dieser leuchtet hell, wenn er in eine Gasflamme gehalten wird. Bei Raumtemperatur leuchtet er jedoch nicht und er gibt dann auch keine andere Wärmestrahlung ab, als es das Planck’sche Gesetz für seine Temperatur erlaubt.
Dasselbe würde auf staubförmige „Welsbach-Partikel“ in der Erdatmosphäre zutreffen, ent- gegen der Behauptung in der Patent- schrift. Vielmehr würden diese Parti- kel wie ein zusätzliches Treibhausgas wirken, denn wenn sie die Wärme- strahlung der Erdoberfläche absor- bieren sollen, dann würden sie diese laut Kirchhoff ’schem Strahlungsgesetz auch aussenden (unter anderem zu- rück zur Erdoberfläche, wodurch die- se weniger abkühlt). Gelegentlich wird eine Untersuchung aus dem Jahr 2000
zitiert, wo einem US-Forscher (Clif- ford E. Carnicom) der spektroskopi- sche Nachweis von Barium in der Er- datmosphäre gelungen sein soll.4 Auch hier muss ein Physiker stutzig werden: Barium ist bei Lufttemperatur ein in- transparenter Festkörper und filtert daher nicht nur einzelne Wellenlän- gen aus dem Licht heraus. Carnicom verglich die dunklen Linien im Spekt- rum des Sonnenlichts nur mit den be- kannten Spektren der Elemente.5
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Warum das Welsbach- Patent nicht umsetzbar ist
• Die rein passive Verschiebung von Gleichgewichts-Wärmestrahlung in andere Wellenlängenbereiche würde einen Körper, der Strah- lung aus diesen anderen Wellen- längenbereichen gut absorbiert, aufheizen. Der dadurch entste- hende Fluss von Wärme von ei- nem kälteren zu einem (dann) wärmeren Körper widerspricht dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Die entstehen- de Temperaturdifferenz könnte zum Bau eines sogenannten Per- petuum Mobile 2. Art verwen- det werden.
• Das Kirchhoff’sche Strahlungsge- setz besagt, dass ein Körper, der Wärmestrahlung einer Wellenlän- ge gut absorbiert, Strahlung dersel- ben Wellenlänge ebenso stark aus- strahlt und umgekehrt. Das eine ohne das andere geht nicht.
• Für die Abgabe von nicht-thermi- scher Strahlung wäre eine zusätzli- che Energiequelle nötig.
• In der Patentschrift wird keinerlei funktionierender Mechanismus zur Kompensation des Treibhau- seffekts erwähnt. Sie wurde offen- bar von physikalischen Laien ge- schrieben.
• Auch die Behauptung in der Pa- tentschrift, dass die in 10 km Hö- he verteilten Partikel bis zu einem Jahr in der Atmosphäre verbleiben können, ist zweifelhaft, denn in dieser Höhe kommen noch Wol- ken vor, die die Partikel auswa- schen können.
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Er bedachte offenbar nicht, dass Verbindungen von Atomen andere Spektren haben als dieselben Atome ohne Bin- dung. Reines Barium kann in der Er- datmosphäre gar nicht existieren, da es sehr reaktionsfreudig ist. Die dunk- len Linien im roten Licht bei 712 und 728 Nanometer, die Carnicom für den Nachweis von Barium hält, stam- men höchstwahrscheinlich von Was- serdampf. Carnicom hat auch nicht direkt Kondensstreifen untersucht, sondern das Licht der auf- oder unter- gehenden Sonne.
Warum gerade Bariumverbindungen von Flugzeugen verteilt werden sollen, ist aus physikalischer Sicht unklar. Von Barium ist auch im Welsbach-Patent keine Rede. Aluminium- und Barium- verbindungen bewirken keine Licht- verstärkung im Gasglühstrumpf und sind daher keine „Welsbach-Materi- alien“.
Kondensstreifen und meteorologische Argumente Flugzeugabgase bestehen überwie- gend aus Wasserdampf, der sich bei der Verbrennung des Treibstoffs ge- bildet hat. Ist die Atmosphäre kälter als ca. –55 °C (je nach Flughöhe), bil- den sich aus dem Wasserdampf Eis- kristalle, die als Kondensstreifen sicht- bar sind. Bei hoher Luftfeuchtigkeit reicht schon eine Temperatur von ca. –35 °C und die Kondensstreifen lösen sich nicht so schnell auf (siehe Grafik S. 57). Solche langlebigen Kondens- streifen werden von den Anhängern der Verschwörungstheorie als „Chem- trails“ bezeichnet. Doch genauso wie natürliche Wolken können auch gewöhnliche Kondensstreifen über län- gere Zeit bestehen bleiben. Insbe- sondere wenn in der gleichen Höhe bereits Wolken vorhanden sind, ist eine hohe Luftfeuchtigkeit anzuneh- men. Ist die Atmosphäre mit Wasser- dampf übersättigt, können die Kon- densstreifen sogar wachsen, weil sie Kondensationskeime bereitstellen, an denen sich der überschüssige Wasser- dampf niederschlagen kann.
Den besorgten Himmelsbeobachtern fällt auf, dass sich nach dem Auftre- ten vieler langlebiger Kondensstreifen oft das Wetter ändert. Das ist korrekt beobachtet, aber natürlich kein Be- weis für „Wettermanipulation“, son- dern ganz leicht meteorologisch zu erklären: Eine herannahende Warm- front bringt feuchte Luft, die über die vorhandene kalte Luft gleitet und mit ihren ersten Ausläufern zuerst in gro- ßen Höhen den Wasserdampfgehalt erhöht. Später, wenn sich die Front weiter nähert, erfasst sie aufgrund ih- res schräg ansteigenden Verlaufs (sie- he Grafik S. 58) sukzessive auch im- mer tiefere Schichten, wo es durch das großflächige Anheben der warmen, feuchten Luft zu Wolkenbildung und eventuell zu Regen kommt (Hümm- ler 2006).
In der Reiseflughöhe von gewöhn- lichen Verkehrsmaschinen herrschen nicht selten gute Bedingungen für die Bildung von Kondensstreifen. Laut Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) produzieren die heutigen Verkehrsstrahlflugzeuge zu etwa 20% ihrer Flugzeit einen langle- bigen Kondensstreifen.6 Die Tendenz ist leicht steigend, denn je effizien- ter Flugzeugtriebwerke werden, desto kühler sind ihre Abgase, wodurch der ausgestoßene Wasserdampf leichter kondensiert. Forscher des DLR haben das in einem Feldversuch mit zwei ver- gleichbaren, aber unterschiedlich alten Flugzeugtypen, die nahe nebeneinan- der flogen, nachgewiesen (Schumann 2000). Der Hauptgrund, warum heu- te viel mehr Kondensstreifen als frü- her beobachtet werden, ist jedoch der enorm gewachsene Flugverkehr. Etwas Neues sind die Streifen keineswegs: Sie wurden schon 1919 erwähnt.7 Gelegentlich produzieren Flugzeu- ge einen sehr breiten (sog. aerodyna- mischen) Kondensstreifen, der nicht durch die Triebwerksabgase entsteht, sondern durch Kondensation der vor- handenen Luftfeuchtigkeit über den Tragflächen. Dort herrscht Unter- druck, wodurch die Temperatur sinkt und die relative Luftfeuchtigkeit steigt, weil mit sinkender Temperatur be- kanntlich auch der maximale Wasser- dampfgehalt der Luft sinkt. (Die Ver- dünnung des Wasserdampfes durch den Unterdruck ergibt zwar eine sin- kende absolute Luftfeuchtigkeit, aber relativsteigtdieFeuchtigkeitdennoch an, weil die Menge an Wasserdampf, die maximal in der Luft sein kann, aufgrund der Abkühlung bei der Aus- dehnung des Gases so stark sinkt, dass die Verdünnung klar überkompensiert wird.) Wird eine relative Luftfeuch- tigkeit von 100 % überschritten, kann der in der Luft vorhandene Wasser- dampf als Nebeltröpfchen oder Eis- partikel sichtbar werden. Das ist – im Gegensatz zu „normalen“ Kondens- streifen – auch in geringen Höhen, so- gar in Bodennähe, möglich.
Es kann auch geschehen, dass sich der aerodynamische Kondensstreifen auf die Flügelspitzen beschränkt. In dem Fall ist er recht schmal und wird durch die sogenannte Wirbelschleppe des Flugzeuges ausgelöst. Das ist eine kreisförmige Luftströmung, die am Ende von Tragflügeln entsteht, wenn diese rasch durch die Luft gleiten. Im Zentrum des Wirbels ist der Luftdruck vermindert, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit über 100 % steigen kann. Für Laien können die schmalen aerodynamischen Kondensstreifen 
„wie gesprüht“ aussehen, insbesondere wenn es sowohl die nor- malen als auch zwei dünne Streifen gibt.
Korrekt beobachtet, aber kein Beweis für die Wettermanipulation 
Noch komplizierter wird es, wenn die normalen Kondensstreifen (aus den Triebwerken) in die Wirbelschlep- pe geraten und dort durch den Unterdruck und die tiefere Temperatur stärker wachsen. Solche (sog. hybriden) Kondensstreifen nehmen oft eine auffallend geschwungene Form an, und wenn sie sich auflösen, zerfal- len sie häufig in einzelne Teile, weil die Wirbelschleppe nicht gleichmäßig, sondern eher zopfförmig ist. Hat das Flugzeug vier Triebwerke, dann sehen die inneren Kondensstreifen an- ders aus als die, die von der Wirbel- schleppe beeinflusst wurden. Auch das bietet Raum für Fehlinterpretationen. Auch wenn man tatsächlich – wie von den Verschwörungstheoretikern häufig behauptet wird – mit Zusätzen zu den Kondensstreifen versuchen wollte, den Klimawandel zu bekämpfen (Geoengineering/Climate-Engineering), wä- re die Erzeugung kurzlebiger Strei- fen sinnvoller, denn in den meisten Fällen wirken Kondensstreifen erwär- mend. Sie reflektieren zwar einen Teil des Sonnenlichts zurück ins All, hin- dern aber auch die Wärmestrahlung der Erde am Entweichen. Bei dün- nen Eiswolken, wie etwa Kondens- streifen und der aus ihnen entstehen- den flächigen Bewölkung, überwiegt im Allgemeinen letzterer Effekt (Kiel Earth Institute 2011; Burkhardt und Kärcher 2011).
In der seriösen wissenschaftlichen Li- teratur gibt es tatsächlich einen Vor- schlag, gewöhnliche Verkehrsflugzeu- ge Chemikalien versprühen zu lassen, um das Klima zu beeinflussen (Mit- chell und Finnegan 2011). Die Idee ist, effiziente Eiskeime (z. B. Silberjo- did oder das billigere Bismuttrijodid) auszubringen, die in den hohen, kal- ten Wolken große, rasch herabsinken- de Eispartikel entstehen lassen sollen. Normalerweise gibt es so weit oben in der Atmosphäre einen Mangel an Eiskeimen, sodass die Tröpfchen bis – 40 °C flüssig bleiben können und nur langsam wachsen. Effiziente Eis- keime haben eine ähnliche Kristall- struktur wie Eis, was das Anlagern von Wassermolekülen zu einem Eisparti- kel rings um den Keim erleichtert. Silberjodid wird bereits seit langem von Hagelfliegern ausgebracht, um in Ge- witterwolken die Entstehung von gro- ßen Hagelkörnern zu verhindern. Das Silberjodid bewirkt hier (zumindest in der Theorie), dass mehr, aber kleinere Körner entstehen, die keinen Schaden anrichten. Geoengineering-Maßnah- men wie das Auflösen von Eiswolken werden laut übereinstimmender Aussagen aller offiziellen Stellen bisher nirgendwo in der Welt angewandt. Gäbe es nennenswerte Klimabeeinflussungen dieser Art, dann hätten sie auch deutliche Ne- benwirkungen, z. B. Verschiebung von Niederschlägen (Kiel Earth Institute 2011). Das würde den Meteorologen nicht verborgen bleiben.
Anekdotische Argumente
Es gibt zwar viele Berichte (u.a. in Stetter 2004) über Flugzeuge, die scheinbar mit gezielten Manövern den Himmel „zusprühen“, aber keine kon- krete Liste von solchen „eigenartigen“ Flügen, obwohl die Identifikation von gesichteten Flugzeugen relativ leicht z. B. auf www.flightradar24.com mög-ich wäre. Die Deutsche Flugsicherung GmbH kennt jedenfalls keine „auffälligen Flugbewegungen“, die mit geheimen Sprühaktionen zu tun haben könnten (Umweltbundesamt 2011). „Nach intensiven ganztägigen wolkenbildenden Flugtagen klagen zunehmend mehr Menschen auch in Sachsen über Atembeschwerden, bren- nende Augen, Schwindel, Schwäche- gefühle, Herz/Kreislaufbeschwerden und teilweise Bewusstseinstrübun- gen“, behauptete der mittlerweile ver- storbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold in einer parlamentarischen Anfrage an die sächsische Landesre- gierung.8 Diese antwortete, dass von einer Häufung derartiger Krankheits- symptome nichts bekannt ist. Aufgrund von „außergewöhnlichen Wetterbedingungen in Österreich“ fragten Abgeordnete der Freiheitli- chen Partei Österreichs (FPÖ) den Umweltminister, was er gegen die „Wettermanipulation durch Chemi- kalien“ in Form von „Chemtrails“ un- ternehme.9 Nachdem dieser „keine wie auch immer gearteten Hinwei- se auf die tatsächliche Durchführung solcher Versuche“ gefunden hat- te, fragten FPÖ-Parlamentarier beim Verteidigungsminister an. Dieser ant- wortete, dass alle bisher beobachteten atmosphärischen Phänomene durch bekannte, natürliche Vorgänge erklärt werden können.10
Auf Chemtrail-Websites wird behaup- tet, dass im Schnee und Regenwasser drastisch hohe Mengen von Alumi- nium und Barium gefunden wurden. Dazu teilte das Umweltbundesamt auf Anfrage eines Bürgers mit, dass der Behörde keine derartigen Analyseergebnisse bekannt sind. Das Amt ver- wies auf mögliche Verfälschungen des Messwertes durch Ort und Art der Probeentnahme, das Behältnis, in dem die Probe aufbewahrt wurde, ferner durch Konservierung und Lagerung bis zur Analyse sowie eine ungeeig- nete Messmethode. Ohne Blindwer- te und Qualitätsmanagement sind die Ergebnisse nicht belastbar. Alumini- um-Konzentrationen werden von Um- weltbehörden und Wissenschaftlern immer wieder gemessen. Barium-Kon- zentrationen steigen durch das Ab- brennen von Feuerwerkskörpern, die Bariumsalze zur Erzeugung von grü- nen Farbeffekten enthalten. Grenz- wertüberschreitungen sind in Flüssen örtlich begrenzt und lassen sich z. B. eingeleiteten Abwässern aus Bergbau- betrieben zuordnen.11 In Zürich wur- den 2008 in der Luft 0,4 – 1,3 mg Aluminium pro Kubikmeter Luft ge- messen, wobei der größere Wert in der Nähe eines Bahnhofs auftrat (ver- ursacht durch Abrieb).12 Auch natür- licher Gesteinsstaub enthält größe- re Mengen Aluminium und Barium, da beide Elemente relativ häufig vor- kommen. Solche Staubkörner fungie- ren als Kondensationskeime für Re- gentropfen. Weitere Teilchen können während des Falls aus der Wolke bis zum Auftreffen auf der Erde einge- sammelt werden. Daher ist frisch ge- fallener Regen keineswegs reines Was- ser. Die Häufigkeit von Aluminium und Barium vereitelt auch den Nach- weis von Chemtrails in Bodenproben, denn von Flugzeugen versprühte Stof- fe würden sich über ein riesiges Gebiet verteilen und nur zu vergleichswei- se winzigen Zusatzeinträgen im Bo- den führen.
Anonyme Informanten sollen von ge- heimen Umbauten in Flugzeugen be- richtet haben. Z.B. habe ein Flug- zeugmechaniker, der seinen Namen nicht nennen will, in den Abwasser- anlagen von Flugzeug-WCs versteck- te Tanks gefunden, von denen Rohre zu präparierten „Blitzableitern“ (sog. Statikentladern) an den Flügeln gingen. Das Umweltbundesamt weist da- rauf hin, dass eine solche Ausstattung aufgrund der strengen Sicherheitsvor- schriften in der zivilen Luftfahrt nicht unbemerkt bleiben würde.13 Die für Sprüheinsätze umgerüsteten Flugzeu- ge müssten „ein technisch aufwändi- ges sowie kostspieliges Zertifizierungs- verfahren durchlaufen, das von den Aufsichtsbehörden umfassend geprüft würde“, erläutert das Schweizer Bun- desamt für Zivilluftfahrt (BAZL).14 Dem Amt ist weder ein solcher Um- bau noch eine Zertifizierung für die Beigabe von Aluminiumoxid oder 
ähnlichen Substanzen zum Flugzeug- treibstoff bekannt. Wäre der Treibstoff mit geheimen Chemikalien versetzt, würden diese auch schon am Boden von den Flugzeugtriebwerken ausge- stoßen werden und ließen sich somit leicht nachweisen.
Trotz der großen Zahl von Mitwissern, die es bei einer echten Chemtrail-Ver- schwörung geben müsste, hat sich bis heute kein glaubwürdiger Kronzeu- ge gemeldet. Edward Snowden hat nichts über Chemtrails gesagt. Ein Be- richt, wonach Snowden die Existenz eines Chemtrail-Projekts bestätigt ha
be, war eine Satire,15 die viele Anhän- ger der Verschwörungstheorie geglaubt haben und teilweise heute noch glau- ben. Häufig verweisen sie auch auf den ehemaligen FBI-Chef Ted Gunder- son. Dieser soll bestätigt haben, dass die Chemtrails, welche er „Todesstrei- fen“ nannte, über den USA, England, Schottland, Irland und Nordeuropa versprüht werden.16 Bemerkenswert ist allerdings, dass Gunderson schon 1979 in Pension ging – lange bevor es die ersten Chemtrails gegeben ha- ben soll. Außerdem glaubte er an al- lerlei Verschwörungstheorien.17
Konkrete Beweise legte er nie vor.
Der US-Politiker Dennis Kucinich soll Einblick in vertrauliche Militä- runterlagen gehabt haben und dann öffentlich zu dem Schluss gekommen sein, dass es Chemtrails wirklich gibt. Das ist jedoch falsch. Er hat ledig- lich einmal einen obskuren, von zwei UFO-Fanatikern verfassten Gesetzes- entwurf eingebracht, der neben Waf- fen von Außerirdischen, militärischer Erdbebenerzeugung und Ähnlichem in einem Entwurf auch Chemtrails erwähnt.18
Auch vom grünen EU-Abgeordneten Werner Schulz und der ehemaligen Umweltministerin von Niedersach- sen, Monika Griefahn, wird häufig behauptet, sie hätten zugegeben, dass Geoengineering bereits stattfindet. Die beiden Politiker weisen das jedoch zu- rück.19 Es gibt auch keine anderen Po- litiker, geschweige denn Regierungen, die das Versprühen von Chemikali- en mittels Flugzeugen „eingestanden“ haben. Davon zu unterscheiden sind Politiker, die an Chemtrails glauben oder sie für möglich halten, wie z.B. der CDU-Politiker Martin Bäumer, der 2015 im niedersächsischen Land- tag eine Anfrage bezüglich der Exis- tenz oder Nichtexistenz von Chem- trails einbrachte.20
Psychologische Argumente
Der unerschütterliche Glaube an Chemtrails ist irrational, erfüllt aber nicht die Definition einer psychischen Erkrankung (Oude-Aost 2015). Häu- fig ist bei Anhängern von Verschwö- rungstheorien vielmehr ein bekannter psychologischer Mechanismus in ei- ner Extremform zu beobachten: selek- tive Wahrnehmung. „Sie suchen sich Gleichgesinnte, die ähnliche Grund- überzeugungen haben, und dann passiert etwas, was ich wirklich für gefährlich halte: dass sie sich von al- len anderen Informationen abschot- ten und nur noch das wahrnehmen, was in dieser kleinen Community be- sprochen wird“, erklärte Psychologe und GWUP-Mitglied Sebastian Bar- toschek gegenüber dem WDR. Au- ßenstehende können solche Leute kaum noch erreichen und ihnen ih- re unbegründeten Ängste nicht neh- men. Wenn der Glaube an eine gro- ße Verschwörung hinreichend stark ist, dann nutzen sachliche Argumente nichts mehr, denn Verschwörungsthe- orien sind im Prinzip unwiderlegbar. Der bekannte Chemtrail-Aufklärer Jörg Lorenz warnt davor, auf unsach- liche Argumente auszuweichen. Ihm zufolge darf man zwar in aller Deut- lichkeit sagen, dass die Theorie Unsinn ist – schließlich macht er das selber auf seiner Website Chemtrail-Fragen.de –, aber mit einzelnen Gläubigen disku- tiert man besser auf einer wertschät- zenden Ebene. Die Überzeugung ei- niger Skeptiker, dass es sich einfach um „Spinner“ handelt, hält Lorenz für kontraproduktiv und falsch. Viel- mehr werden die meisten Menschen, die an Chemtrails glauben, von ande- ren dazu gebracht, sagt er nach jahre- langer Beobachtung der Szene. „Es ist blanke Manipulation in einem Rie- senmarkt, an dem gut verdient und abgeschöpft werden kann.“ Seiner Er- fahrung nach kann man die Anhän- ger der Chemtrail-Theorie am ehes- ten zum Nachdenken bringen, wenn man ihnen aufzeigt, wie sie getäuscht wurden. Mit Originalen von Fotos, die Verschwörungstheoretiker falsch inter- pretiert oder verfälscht hatten, konn- te Lorenz zwei oder drei Unterstützer der Bundestagspetition 2010 gegen Chemtrails auf der Stelle überzeugen, dass sie hereingelegt wurden. Bei an- deren dauerte die „Bekehrung“ länger. Am Anfang stand meist ihr eigener Impuls, doch einmal die Argumente der Gegenseite genauer zu studieren. In diesen Fällen sind Materialsamm- lungen der Skeptiker hilfreich. Lorenz beobachtete immer wieder, dass sogar absolute Chemtrail-Fanatiker plötzlich „zur Realität zurückkehrten“.
Dem umtriebigen Anti-Chemtrail-Ak- tivisten Jörg Lorenz ist weiter aufgefal- len, dass sich in letzter Zeit immer mehr Leute unter die „Chemmies“ mischen, denen es gar nicht um ir- gendwelche Streifen am Himmel, son- dern nur um das Verbreiten ihres ext- remistischen und von Hass geprägten Weltbilds geht. Geschickt nutzen sie die Aufregung der entsetzten Chem- trails-Beobachter,dieüberalldortim Internet ihrem Ärger Luft machen, wo es auch nur entfernt um Flugzeuge oderWolkengeht.Lorenzhältesfür sehr wichtig, den Leuten klarzuma- chen, wie die „Menschenfischer“ die Themen und die rund um sie geschaf- fene Aufmerksamkeit für ihre Zwecke missbrauchen.
Lorenz’ Fazit: Skeptiker sollten die An- hänger des „Chemtrail-Kults“ nicht einfach als „Verrückte“ abtun. Solche monokausalen „Erklärungen“ sind im Grunde genauso kritikwürdig wie die Verschwörungstheorien selbst. Man kann mit den Leuten, die an Chem- trails glauben, sehr wohl auch ver- nünftig reden bzw. ein entsprechendes Informations- und Hilfsangebot be- reitstellen. Mit einem arroganten Auf- tritt dagegen scheucht man die Gläu- bigen nur noch mehr dorthin, wo sie sich ernstgenommen fühlen: in die Arme der netten Verschwörungstheoretiker.
1 http://csat.au.af.mil/2025/volume3/ vol3ch15.pdf
2 Z.B.http://holmestead.ca/chemtrails/soilra- dar.html
3 US-Patent 5003186, aufrufbar z.B. auf http://patft.uspto.gov, Zugriff am 19.04.2016.
4 http://carnicominstitute.org/articles/ spectra2.htm, Zugriff am 19.04.2016.
5 http://carnicominstitute.org/articles/ spectra1.htm, Zugriff am 19.04.2016.
6 http://www.dlr.de/pa/desktopdefault.aspx/ tabid-2554/3836_read-5746/, Zugriff am 19.04.2016.
7 http://science-edu.larc.nasa.gov/ contrail-edu/history.php, Zugriff am 19.04.2016. 8 Anfrage 4/3783 vom 13.12.2005, aufrufbar via http://edas.landtag.sachsen.de/, Zugriff am 19.04.2016.
9 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/ XXIV/J/J_11423/fname_250672.pdf, Zugriff am 19.04.2016
10 http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/ XXIV/AB/AB_15368/fnameorig_329692.html, Zugriff am 19.04.2016.
11 https://fragdenstaat.de/anfrage/ alluminium-und-barium-werte-im-regenwas- ser/, Zugriff am 19.04.2016.
12 http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/ stzh/gud/Deutsch/Umwelt/Luft/Immissionen/ Publikationen%20und%20Broschueren/ ugz_umw_la_20091206_luftbilanz%202008.pdf, S. 24 (im PDF S. 28), Zugriff am 19.04.2016
13 http://www.chemtrails.ch/briefe/ briefmaeder.htm, Zugriff am 19.2.2016.
14 http://www.pauliland.ch/chemtrails/ 2012mrz20_Blatt_Kondensstreifen.pdf, Zugriff am 19.04.2016.
15 https://www.metabunk.org/threads/ debunked-snowden-uncovers-shocking-truth- behind-chemtrails.2550/, Zugriff am 19.04.2016. 16 https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/ XXIV/J/J_11423/fname_250672.pdf, Zugriff am 19.04.2016.
17 https://www.psiram.com/ge/index.php/ Theodore_L._Gunderson, Zugriff am 19.04.2016. 18 http://contrailscience.com/kucinich- chemtrails-and-hr-2977/, Zugriff am 19.04.2016. 19 http://www.abgeordnetenwatch.de/werner_ schulz-901-22782--f382067.html#q382067, Zugriff am 19.04.2016. http://www.abgeordnetenwatch.de/monika_ griefahn-650-5584--f167323.html#q167323, Zugriff am 19042.2016.
20 http://www.noz.de/deutschland-welt/ niedersachsen/artikel/615686/abgeordneter- will-s-wissen-gibt-es-chemtrails, Zugriff am 19.04.2016.
Literatur
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Hümmler, H. (2006): Chemtrails – Zwischen Meteoro- logie und Verschwörungstheorie. Skeptiker, 2/2006, S. 48–55.
Kiel Earth Institute (2011): Gezielte Eingriffe in das Klima? Eine Bestandsaufnahme der Debatte zu Cli- mate Engineering, S. 46f. (im PDF S. 54f.), http:// www.kiel-earth-institute.de/sondierungsstudie-climate- engineering.html?file=tl_files/media/downloads/CE_ gesamtstudie.pdf, Zugriff am 19.2.2016
Mitchell, D. L.; Finnegan, W. (2009), Modification of cirrus clouds to reduce global warming. Environmental Research Letters, Jg. 4, 045102, doi:10.1088/1748- 9326/4/4/045102, http://stacks.iop.org/ERL/4/ 045102, Zugriff am 19.2.2016
Oude-Aost, J. (2015): Ist irrationales Denken „verrückt”? Skeptiker, 4/2015, S. 160 – 167.
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Umweltbundesamt (2011): Chemtrails – Gefährliche Ex- perimente mit der Atmosphäre oder bloße Fiktion?, ht- tp://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/me- dien/publikation/long/3574.pdf, Zugriff am 19.2.2016
Quelle:
Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken
Redaktionsleitung
www.skeptiker.de
http://www.gwup.org/147-wurzel/archiv-zeitschrift-skeptiker/1824-zeitschrift-skeptiker-2-2016.
 
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