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20.01.2000
Meteor explodierte in Lichtschauspiel über Nordamerika
Inmitten der spanischen Eisbomben-Invasion meldete Reuters aus Whitehorse, Yukon, am Mitwoch den 18.Januar 2000, das ein Meteor über den Bergen im südlichen Yukon explodiert sei. Der Vorfall passierte gegen 21 h Ortszeit am vorausgehenden Dienstag im Gebiet zwischen Carcross/Yukon und Skagway/Alaska und war von einer "dramatischen Lichtshow" begleitet, die Menschen in der entfernten Region wurden sogar von einem Überschallknall aufgeschreckt, der die Häuser erschütterte. Garry Rogers vom Pacific Geoscience Centre in Sidney, British Columbia, berichtete, dass die Zeugen ihm ein "großes, grünes Licht durch den Himmel schießend" beschrieben hatten. Soweit bekannt, gab es aber keinerlei Schäden aufgrund der Schockwelle zu vermelden. Die Luftdruckwelle selbst wurde von drei seismischen Überwachungs-Stationen der Forschungseinrichtung verzeichnet.
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21.01.2000
UFOs bei RTL: Die Geheimnisse des Militärs
Der zweite Teil der britisch-deutschen Dokumentarserie "UFOs 2000" lief am späten Abend des 20.Januar 2000 mit insgesamt 1,35 Mio Zuschauern (Ma = 11 %), wobei die Zielgruppe der 14-49jährigen bei 0,77 Mio (Ma = 13,9 %) lag. Lt. Videotext zur Ausstrahlung wollte RTL also mal wieder "Licht ins Dunkel" bringen und "Augenzeugen zu Wort kommen lassen, die nicht aus der oft belächelten UFO-Szene stammen". Dies kostete fast 200.000 Zuschauer, auch wenn die Quote auch dieses Mal stimmte, da sie über allen anderen Privatkanälen lag.
Der Beitrag lag wieder genau auf der Linie des Schattenbereichs zwischen BILD und Frankfurter Rundschau. Klassisches Patt, auch für Edgar Fouche mit seiner TR3-B-Story. Ein dreieckiges Fluggerät mit einem "Kreiselantrieb": "Sie müßen sich einen Kreis in einem Dreieck vorstellen, der auf Quecksilberplasma rotiert - mit 60.000 Umdrehungen in der der Minute, zusammengepreßt auf 250.000 Atmosphären und supergekühlt auf 150 Grad Kelvin." Diese neuen "Flugzeuge" sind eher SF-Raumschiffe, kein Wunder stammen sie doch als Kopie von Aliens ab. Fouche´s Ansicht nach sind alle gesichteten dreieckigen UFOs unter amerikanischer Kontrolle, es sitzen also Leute wie Dan Cooper darin (und nicht die Grauen). Der RTL-Kommentar: UFO-Anhänger, zu denen auch Fouche gehört, behaupten zwar viel, aber es ist immer noch kein Beweis.
Als nächstes wurde der Fall Belgien breitgewalzt, der aber längst seine Dynamik verloren hat, siehe hierzu die "wahren X-Akten" auf der CENAP-Kern-URL Bemerkenswert war jedoch nochmals die Vorstellung des Videos von Geschäftsmann Marcel Alfarano, der auch erklärte: "Ich sah in der Ferne zwei große Scheinwerfer, größer als bei Autos. Und sie kamen langsam auf mich zu. Als es näher kam bemerkte ich ein drittes Licht hinter ihnen." Dies ist genau die Beschreibung, wie man sie von einem Airliner erwartet, was insbesondere deswegen interessant ist, weil der Videograf unter der Einflugschneise des großen Regionalflughafens lebt! Es ist dagegen eine Lüge des Mannes, wenn er jetzt behauptet, dass ihn bald nach der Aufnahme Unbekannte von der Regierung angerufen haben um ihn zu warnen, den Film ja niemanden zu zeigen.
"Besucher von fernen Sternen oder Bomber im Tarngewand? Diese Frage ist schwer zu beantworten", so der übergeordnete Kommentar zu all dem (und insbesondere zu den nicht erkannten Signalfackeln von St.Petersburg) durch den Sprecher. Natürlich kann man hypothetisch eine solche Frage stellen, sie ist aber in Anbetracht der realen Auslöser im Einzelfall falsch angesetzt, weil weder ein kommerzieller Airliner noch Signalfackeln zu beiden Frageinhalten passen. Hier zeigte sich einmal mehr das Problem, dass die Bilder alleine dazu da sind, um sich irgendetwas zusammenzustricken und mittels Suggestion zu arbeiten. Die Realitäten hinter dem Text hätten die schönen Bilder kaputtgemacht. Frei nach dem Motto: Erst die Bilder und dann schaun mer mal ob die Wahrheit dazu paßt. Das ist UFOtainment, auch wenn durch die Äußerungen des Sprechers wieder die Luft aus dem Reifen genommen wurde. dennoch, jeder Fachmann weiß, dass die Bilder am meisten haften bleiben - "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte".
Und schon war man in Hitler-Deutschland angelangt, wo Nazi-Ingenieure "seltsame Geräten bauten" (zu sehen ist eine V-2). Natürlich gab es viele Pläne damals und "konventionell ziemlich ungewöhnliche Entwicklungen" wie Prof.Dr.Harry Ruppe eingestand. Real ist, dass die Nazi-Ingenieure viele Vorläufer-Entwicklungen des späten US-Tarnkappen-Flugzeugprogramms leisteten. Von da aus war es kurzer Schritt bis hin zu Johannes von Buttlar, der keine Zweifel daran hatte, dass die Nazis "versucht haben, scheibenförmige Flugkörper zu entwickeln". Gezeigt wird dazu ein Bild der Arthur Sachs-"Untertasse" (der sogenannten "Fliegende Bierdeckel"), die aber eine rein private Entwicklung eines Enthusiasten war und nicht "von den Nazis" gebaut wurde. Der Luftfahrt-Historiker Hans-Justus Meier (mit dem ich ausführlich korrespondierte und der mich entscheidend in der "V-7-Affäre" weiterbrachte) wird kurz eingeschnitten, um aus einem Interview heraus Satzfetzen einzumontieren, in denen er darauf hinweist, dass dieses Objekt niemals "flog, sondern nur kurze Hoppser machte". In Sachen Schriever-Miethe-Flugscheibe wird klar gemacht, dass es keine Beweise hierfür gibt, dass das sagenumwobene Objekt jemals existierte.
Real dagegen war der "Fliegende Pfannkuchen" (übrigens kein "Düsenflugzeug" wie sich ein US-Ingenieur erinnerte, sondern ein Propeller-Flugzeug, wie auch auf dem gezeigten Fotomaterial deutlich zu sehen!) der US-Marine, ein Propeller-Flugzeug mit runder Tragfläche, aber immer noch ein herkömmliches Flugzeug. Der Pfannkuchen war auch kein "Geheimprojekt" wie behauptet, sondern ein ganz populäres Flugzeug, welches schon im Mai 1947 auf dem Titelbild der Mechanix Illustrated als Privatflugzeug namens "Flying Saucer" (noch ehe Arnold indirekt den Begriff im nachfolgenden Juni als begeisterter Flieger für die UFOs als solche kreierte!) für die heimische Garage vorgestellt wurde. Project Silver Bug dagegen war der hochfliegende Traum der US-Ingenieure im Pentagon, um eine Fliegende Untertasse mit den Hyprid-Eigenschaften aus Flugzeug und Hubschrauber zu entwickeln. Doch auch diese Maschine flog nie wirklich, später wurde aber daraus der sogenannte Avro-Car, dem man ebenso nie das gesteuerte und kontrollierte Fliegen beibringen konnte. Hier wurde suggestiv falsch etwas Richtiges durch John Pike nachgeschnitten. Während er bei seiner Aussage "die Geheimdienste wußten, dass die meisten Berichte von UFOs auf Spionage-Ballons und Geheimflugzeuge zurückgingen" die U-2 und SR-71 meinte, wirkte es auf den Zuschauer aber so, als bezug sich dies auf scheibenförmige Flugzeuge - und dies ist einfach falsch dargestellt. Eine geheime militärische Technologie mittels »Fliegenden Untertassen« gibt es einfach nicht.
UFOs bei den Sowjets. Diese sechsminütige Sequenz war zum Schluß hin der vielleicht interessantes Beitrag. Zuerst sahen wir den russischen `Phil Klass` Yuri Platov der gleich zugestand, dass bei den meisten UFO-Berichten die Akademie der Wissenschaften nicht wußte, was die Leute im weiten Reich des Roten Bären einst als UFOs gemeldet hatten. Deswegen sollte jeder offiziell gemeldete UFO-Vorfall auch untersucht werden. Heute sind übrigens die ehemals geheimen UFO-Berichte des KGB, des Militärs und der Akademie frei erhältlich und in den Bibliotheken des Landes gerne gelesen. Darunter auch der Fotofall aus Tver, einer Kleinstadt außerhalb von Moskau: Am hellichten Tage des 4.November 1991 haben hier zwei Buben insgesamt zwölf Schwarz-Weiß-Aufnahmen von einer zweidimensionalen, relativ großen schwarzen "Fliegenden Untertasse" an einem breiten Fluß (in dem es zwar alle sonstigen Spiegelungen gibt - aber nicht die des fraglichen Objektes, welches auf den Aufnahmen seine Form verändert!) angefertigt. Der Fall wurde offiziell durch Major Viacheslav Buloichek für die UFO-Kommission "untersucht". Der brave Major "hat diese Aufnahmen genau unter die Lupe genommen" und nichts verdächtiges gesehen, deswegen zeigte er sie "Experten in Moskau". Das Resultat dieser offiziellen Studie: "Die Sichtung wird als echt eingestuft." Tragisch dabei ist einmal mehr, dass die russischen Experten offenbar genauso wenig praktische Ahnung wie MUFON-CES im Herbst 1994 hatten, als in Deutschland zwei Buben diese Spezialisten mit einer Farbfotoserie um ein Modell-UFO narrten. Was man auf den Tver-Bildern sieht ist nichts weiter als der älteste und billigste Untertassen-Fototrick aller Zeiten: Ein auf eine Fensterscheibe entweder aufgemaltes Objekt oder ein aus schwarzem Papier bestehendes aufgeklebtes Gebilde. Deswegen auch die Zweidimensionalität.
Natürlich, auch die Russen wollten ihre UFOlogie auf "einer seriösen wissenschaftlichen Ebene" betreiben, aber was kam dabei heraus, wenn man obiges Beispiel sieht? Wichtig wäre es zudem gewesen festzustellen, aufgrund welchen aufsehenerregenden Zwischenfall überhaupt im Herbst 1977 diese UFO-Kommission gebildet wurde - nämlich dem als solchen nicht-erkannten Start einer regulären Rakete mit Spionagesatellit vom geheimen Cosmodrome Plesetzk aus! Dies hat nichts mit "neuen Geheimwaffen" zu tun, sondern mit relativ alten. Da nützt es auch nichts wenn der ranghöchste militärische UFO-Forscher Russlands, General Vasili Alexejew, erklärt: "Wir haben festgestellt, das keine geheimen Waffentests dahinterstecken..." und sich "vielleicht" an die extraterrestrische Hypothese klammert. Der RTL-Kommentar: "Vielleicht beuten die Russen wie die Amerikaner das UFO-Phänomen nur aus, um dahinter einige ihrer sensibelsten militärischen Geheimnisse zu verstecken." Ich bin sicher, dies ist tatsächlich der Fall, aber wegen weitaus weniger dramatischen Technologien als UFO-Freunde des Phantastischen sich darunter vorstellen.
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26.01.2000
Aufregung im Feld der Abduction-Forschung
Am 26.Januar 2000 unterrichtete uns Mike Farrell aus Australien, dass das neue Buch von Kevin D.Randle, Russ Estes und William P.Cone, "The Abduction Enigma: The Truth behind the mass alien abuductions of the late 20th century" (erschienen 1999), einigen Sprengstoff enthält. So stellen die Autoren auf S.292 fest: "Es wurde von einer Reihe Forschern festgestellt, das homosexuelle Männer und Frauen einen überwältigend hohen Anteil unter den UFO-Entführten darstellen. Einer Schätzung nach sollen 60 Prozent von jenen die behaupten Entführt worden zu sein, gleichfalls entweder schwul oder lesbisch sein. Entweder wird dies von den Experten verschwiegen oder sie haben nicht danach gefragt, aber bei all den Fällen denen wir nachgingen haben wir diese Frage gestellt und bekamen offene Antworten. So auch dass ein hoher Teil dieser Leute sich als sexuell hyperaktiv vorstellt und wahllos Geschlechtsverkehr ausübt. Nur ein geringer Teil der Entführten haben soetwas wie ein `normales Sexleben`. Als wir nachhakten behaupteten 90 % aller Entführten sogar irgendeine Art von sexuellen Fehlfunktionen zu haben. Uns will scheinen, dass deren Geschichten über Vergewaltigungen und sexuellen Aktivitäten an Bord der UFOs nurmehr Beweise für dahinterstehende Sex-Probleme sind, die sich in diesen Fantasien manifestieren. "
Um es gleich zu sagen, dies ist eines der wenigen Entführungs-Bücher, die den Sachgegenstand als eine "skeptische Herausforderung" betrachtet. Das Autoren-Trio hat neben obigen Punkt noch weitere Aufregungen für die UFO-Freunde parat. So stellen sie fest, dass die meisten "Abduction-Researchers" regelmäßig spezifische Informationen vor der Öffentlichkeit zurückhalten, wenn es um den Wert ihrer Geschichten geht. So ist z.B. das weitverbreitete archetypische Bild des großköpfigen Grey mit seinen schwarzen Mantelaugen und ohen Ohren sowie ohne Haar zwar in der Öffentlichkeit gepflegt, aber die meisten Darstellungen von Betroffenen weichen da und dort ab. Es gibt in Wirklichkeit sogar Berichte von Greys mit Mr.Spok-Ohren und Greys mit weißem Haar. Die Variationsbreite die fast entsprechend der individuellen Betroffenschar ist wird von den Entführungs-Forschern verschwiegen, um ein ein einheitliches Kunstbild zu zeichnen.
Gut, viele Entführungsforscher gestehen zu, das ein guter Teil der Entführten nicht der Hypnose bedarf und sie auch frei ihre Berichte abliefern können, aber gleichsam wird verschwiegen, dass die meisten dieser Entführten erstmals sich in Träumen mit ihren Begegnungen konfrontiert sehen und später dann überzeugt sind, dass die Trauminhalte real sind und keine Fantasien. Die UFO-Entführungs-Experten unterstützen sie bei diesen Vorstellungen und fördern damit den "sanften Wahn". Die Autoren betonen so auch, dass es erst die Forscher mit ihrem festen Bild über die Entführungen und ihrem Kontext gab und dann erst die entsprechenden Fälle aufkamen, um ihr Bild in einen Rahmen zu setzen.
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30.01.2000
Der UFO-Baron: Was Pössel über in feststellt
Ein Mann der aus der Zukunft kommt
Nachdem besagter Johannes Busacker nun zum Herrn Freiherr von Buttlar (auch der "UFO-Baron" genannt) wurde, trat er alsbald in Rainer Holbe´s RTL-TV-Reihe Unglaubliche Geschichten auf und wurde hier untertitelt mit dem ungeschützten Berufsbegriff "Astrophysiker" vorgestellt, was alsbald auch der Sensationspresse gefiel. Inzwischen taucht der "Astrophysiker" nicht mehr untertitelt auf, dafür aber fand der interessierte Betrachter der Szene alsbald einen "Dr."-Grad vor dem Johannes von Buttlar, besonders wenn es darum ging, ihn in den sogenannten "neuen Bundesländern" vorzustellen, die ja noch Freiraum für Markteroberung boten. Doch dabei hat es sicherlich gewiße Probleme gegeben, jedenfalls tauchte der "Dr." (wie auf den Klappentexten von "Adams Planet" und "Buttlars Report") auf der Visitenkarte nicht mehr auf. Ja, da muß es wohl stimmen, was Eberhard Schneider einmal erlebte, als er vom UFO-Baron eine Autogrammkarte mit folgendem Werbetext einheimste: "Johannes von Buttlar beginnt dort, wo ein Science-fiction-Autor von der Wirklichkeit eingeholt wird und ein Wissenschaftler nicht die richtigen Worte findet." Kein Wunder, nimmt er sich doch all den Themen an, die "im Rahmen der herkömmlichen Wissenschaft unterklärliche Phänomene" darstellen. Während z.B. Erich von Däniken offen zugibt, ein Wissenschaftsamateur und "Sonntagsforscher" zu sein, erwecken Buttlars öffentliche Auftritte oft den Eindruck, er sei professioneller Wissenschaftler. Als solcher erscheint er in Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, bei Talkshows, in der Verlagswerbung, auf UFO- und Esoterikmessen, an der Seite von Teilnehmern an Magazin 2000-Leserreisen und nicht zuletzt in den Büchern, in denen er Rätsel der Welt und erstaunliche Erkenntnisse der Wissenschaft vom fernen Kosmos erklärt.
Details kann man aus biographischen Notizen wie den Klappentexten seiner Bücher erfahren: Dort heiß es, Buttlar habe, nach seinem Studium der Psychologie und Philosophie in Australien, an mehreren geologischen Expeditionen teilgenommen und sei dann Mitglied einer militärischen Spezialeinheit gewesen, bevor er seine Studien in England in den Fächern Astronomie, Physik und Mathematik fortgeführt habe. 1969 sei er zum Fellow der Royal Astronomical Society `berufen` worden und habe danach am Institute for Scientific Information (ISI, einem "internationalen wissenschaftlichen Informationszentrum") gearbeitet, was er gerne mit "Geheimdienstarbeit" umschreibt. Später sei er dort zum "Leiter der zentraleuropäischen Abteilung" aufgestiegen. Sie sehen, dies ist auf den ersten Blick schon eine mehr als erstaunliche Karriere. Bei genauerem Hinsehen sind die Qualifikationen des Herrn Freiherr weniger eindrucksvoll. Der Physiker Markus Pössel brachte im Februar 2000 bei rororo das Buch "Phantastische Wissenschaft: Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar" heraus, dort finden wir bemerkenswerte Informationen: "Der Erwerb eines Doktortitels findet meist zu Beginn der Karriere eines Wissenschaftlers statt - für den Rest seines Lebens darf er seinen Namen diesen Titel voranstellen. Schon hier müßte ein regelmäßiger Leser Buttlars stutzig werden, taucht dessen Titel doch erst spät, Anfang der neunziger Jahre auf, um nur kurze Zeit später wieder von den Klappentexten seiner Bücher zu verschwinden. Dieses Phänomen läßt sich damit erklären, dass es sich hier nicht um einen herkömmlichen Doktortitel handelt. In Deutschland macht sich strafbar, wer `unbefugt...inländische oder ausländische...akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt`; ein entsprechendes Gerichtsverfahren gegen Buttlar wurde 1992 eingestellt, nachdem er sich verpflichtet hatte, seinen `Doktortitel` nicht mehr zu führen. Als Spiegel-Reporter die Kundendatei des 1996 verstorbenen Titelhändlers Hans Herbert Hain in die Hände fiel, fanden sie dort...einen Eintrag, der für den 7.November 1990 Buttlars Zahlung von 9490 Mark für einen Titel `Dr.rer.nat.` der `University of Prague` festhält. Ergänzend erfahren wir aus einem Interview Anfang 1998 im Zeitmagazin Buttlars Sicht der Dinge: Die `Exiluniversität Prag` habe wegen der Doktorarbeit bei ihm angefragt, er habe eine Arbeit eingereicht und folgsam die geforderten 9000 Mark für `administrative Unterstützung` bezahlt - als die Urkunde kam, sei er allerdings gleich zum Anwalt gelaufen, und das Ganze hätte sich als Schwindelunternehmen herausgestellt. Auf Klappentexten und in Zeitschriftenartikeln muß der Doktortitel versehentlich aufgetaucht sein, jedenfalls versichert Buttlar in diesem Interview, er habe den Titel nie geführt."
Pössel hat aber weitere Infos von Interesse zur Bewertung der Person des UFO-Barons: "Im selben Interview finden sich auch Informationen, die Buttlars Studien relativieren: Er sei zwar 1961 an der Universität Queensland eingeschrieben gewesen, habe aber eines Zeckenbisses wegen sein Studium dort nicht abschließen können. In England sei er am Ealing Technical College, später an der Universitäts von Leeds, lediglich Gasthörer gewesen, und auch dort sei `keine Zeit für akademische Abschlüsse` geblieben. Dem wäre hinzuzufügen, dass die University of Queensland in ihren Unterklagen keine Hinweise darauf fand, dass Buttlar dort jemals eingeschrieben gewesen wäre. Das Ealing Technical College...würde in Deutschland wohl als Fachhochschule bezeichnet werden. Inwiefern es zur Ausbildung des `Astrophysikers` Buttlar beigetragen haben kann, sei dahingestellt - es bot zwar Kurse in diversen angewandten Fächern wie Modedesign, Marketing und Buchhaltung an, nicht aber in Physik, Astronomie oder Mathematik (geschweige denn Abschlüsse in diesen Fächern). Um Buttlars Wahl zum Fellow der Royal Astronomical Society richtig einzuschätzen, muß man wissen, dass diese nicht so strikte Zulassungsbeschränkungen hat wie die berühmtere Royal Society, deren Fellows aufgrund herausragender wissenschaftlicher Leistungen ausgewählt werden. Eine `Fellow`-Mitgliedschaft steht beispielsweise auch Studenten offen. Die praktischen Verpflichtungen eines Mitglieds bestehen im wesentlichen darin, den jährlichen Mitgliedsbeitrag zu zahlen (umgerechnet rund 100 Mark). Wegen entsprechender Versäumnisse verlor Buttlar 1989 seine Mitgliedschaft und ist darum `sicherlich nicht berechtigt, den Namen der Society in irgendeiner Weise zu verwenden`, so deren Ex-Sekretär Professor Andrew King."
Wie man sieht bleibt da nicht mehr viel, aber Pössel hat noch einiges auf der Pfanne: "Buttlars Arbeit am Insitute for Scientific Information (ISI) in einem Atemzug mit seinen Studien zu nennen, gerade so, als sei er dort wissenschaftlich tätig gewesen, ist einigermaßen irreführend. Das ISI ist eine in Philadelphia ansässige Privatfirma, deren Haupttäigkeit darin besteht, den Science Citation Index (SCI) herauszugeben - eine Übersicht, in der die wichtigsten (natur)wissenschaftlichen Fachartikel eines Jahres und alle darin zitierten Veröffentlichungen aufgeführt sind, nach Stichworten und Autoren geordnet. Laut Auskunft seiner damaligen Arbeitgeber und Vorgesetzten arbeitete Buttlar dort als Vertreter, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, Bibliothekaren den Science Citation Index vorzuführen und, wenn möglich, zu verkaufen. Dieser Vertreterposten habe nichts mit dem `Sammeln naturwissenschaftlicher Daten` zu tun gehabt - die einzige Tätigkeit im ISI, die man im weitesten Sinne so beschreiben könne, sei die Auswertung der Fachzeitschriften für den Science Citation Index. Diese Arbeit, ein einfaches Zuordnen von Stichworten, werde zumeist als Ferienjob an Studenten vergeben. Rechtlich gesehen kann sich jeder `Astrophysiker` nennen, da der Begriff nicht geschützt ist. Davon abgesehen sollte man erwarten, dass jemand, der sich so bezeichnet, aktiv an Forschungen im Bereich der Astrophysik teilnimmt oder zumindest teilgenommen hat. Die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichen Astrophysiker im wesentlichen in Fachzeitschriften [aber nicht jenen wie dem Magazin 2000]. Ich konnte in den entsprechenden Fachbibliographien (unter anderen dem erwähnten Science Citation Index) keinen Hinweis fin den, dass Buttlar jemals einen solchen Fachartikel veröffentlicht hätte. ... So aufschlußreich diese biographischen Hintergrundinformationen sein mögen - um ihn als Sachbuchautor richtig einschätzen zu können, kommt man nicht umhin, sich anzuschauen, was er schreibt und wie zuverlässig das ist, was er seinen Lesern präsentiert."
So zerpflügt Pössel erst einmal den berühmtesten aller Bermuda-Dreieckfälle, den des Flight 19 vom 5.Dezember 1945 mit einer Staffel Avenger-Bomber. Danach greift er im UFO-Kapitel den berühmten Sichtungsfall von Jimmy Carter auf, um die UFO-Debatte auf der wahrnehmungspsychologischen Seite abzuhandeln. Und schließlich geht es um das Thema "Buttlar und die Physik": Von einem Physiker sollte man erwarten können, dass seine Texte dort, wo es um sein Fach geht, ein tieferes Verständnis der behandelten Themen erkennen lassen." Doch das Spektrum an Reaktionen von Pössels Kollegen am Albert-Einstein-Institut und beim MPI für Gravitationsphysik ist gänzlich anders, als Buttlar sie vom Boulevard her kennt: Von Gelächter bis zu ungläubigen Stauen ist da alles drin und man wundert sich in der Fachwelt "dass jemand trotz so offensichtlicher Wissenslücken zu physikalischen Fragen Stellung nimmt".
Wie Sie sehen, lohnt sich durchaus die Anschaffung dieses bemerkenswertes Buches.
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30.01.2000
Soeben neu erschienen, unser Buchtipp:
Phantastische Wissenschaft/Über Erich v.Däniken und Johannes v.Buttlar
Ein dickes Ding steht uns da ins Haus. Der rororo-Verlag brachte soeben das umfassende Taschenbuch "Phantastische Wissenschaft - Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar" von Markus Pössel heraus. Die knapp 20 Mark sind der 400seitige Band wert, mehr als das sogar. Der 1972 geborne Pössel ist Physiker am Albert-Einstein-Institut und Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Golm bei Potsdam und arbeitet seit 1997 an seiner Promotion im bereich Quantengravitation und Stringtheorie. Seit geraumer Zeit beschäftigt er sich mit den "grenzwissenschaftlichen" Behauptungen der beiden Galionsfiguren der Anomalistik.
Markus Pösssel schrieb als Einleitung Buches nieder, "dass die systematische Erforschung etwa des Weltalls, unserer Vergangenheit und der uns umgebenden Lebensformen auch Menschen interessiert, die sich nicht professionell mit den zuständigen Wissenschaften beschäftigen". Er hat völlig recht: Die Nachfrage zu populär-geschriebenen Sachbüchern zu all den Themen im "grenzwissenschaftlichen Bereich bis hin zur Anomalitsik" weist diese Faszination auf. Wichtig ist aber auch Pössel´s Feststellung und sozusagen `Manöverkritik`, wonach es auffällt, "dass ein großer Teil dieser Literatur - darunter sehr erfolgreiche Titel - keineswegs nur den Ergebnissen der Forschung gewidmet ist, wie sie etwa an Universitäten betrieben wird, sondern vor allem weit spektakuläreren Theorien, Hypothesen und Tatsachenbehauptungen, die, träfe alles zu, was dort behauptet wird, von der Archäologie bis zur Physik nahezu das gesamte Weltbild der herkömmlichen Wissenschaften revolutionieren müßten: Unter anderem geht es um das UFO-Phänomen, das Bermudadreieck, um Außerirdische und ihre Eingriffe in die menschliche Geschichte, um unerklärbare archäologische Funde. beispiele sind die Bücher von Erich von Däniken und Johannes von Buttlar, die, den Verkaufszahlen nach zu urteilen, auf viele Menschen eine gewisse Faszination ausüben...während man von Experten der betroffenen Wissenschaftsgebiete, also etwa Archäologen, Orientalisten, Biologen oder Physikern, allerdings in der Regel die Auskunft erhält, was in diesen Büchern über ihr Fachgebiet behauptet werde, sei unhaltbar, abstrus und naiv." Wir sehen also, dass die Darlegung von phantastischen Behauptungen uns einfach emotional ergreift, eine romantische Stimmung in uns erzeugt und wenn die grenzwissenschaftlichen Behauptungen dann uns noch plausibel erscheinen, wir sie gerne wie Seemannsgarn akzeptieren. Der dahinterliegende Grund ist einfach und banal: Wir lassen uns von der Faszinationskraft mitreißen weil wir schlichtweg nicht über genügend Hintergrundwissen verfügen, um zu erkennen, wie viel Unsinn da geschrieben wird. Kaum jemand frägt sich doch, ob all die von Dänikens und Buttlars die Fakten richtig wiedergeben, ob ihre Argumente stimmig sind und ob sie auch alle relevanten Tatsachen und Erkenntnisse berücksichtigen. Deswegen klappt es auch mit den "phantastischen Wissenschaften" der UFOlogie, Prä-Astronautik, Parapsychologie und Kryptozoologie etc. Die Vertreter dieser phantastischen Wissenschaften zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie Hypothesen beschreiben, die sich zwar großartig anhören, sich aber "als unwirklich, überspannt und nicht gerade realitätsbezogen herausstellen". Pössel, klagt so abschließend, dass es gerade jene modernen Geschichtenerzähler sind, die "die Grundregeln der Wissenschaftlichkeit mißachten, indem sie nicht wirklich folgerichtig argumentieren, relevante Umstände vernachlässigen oder die Aussagen von Quellen verzerrt darstellen". So wird aus phantastischen Wissenschaften schnell eine Pseudowissenschaft. Dabei können die echten Wissenschaften schon ganz phantastisch sein.
In Sachen Erich von Däniken nimmt sich Pössel breit dem Thema "Die Elektrizität der alten Ägypter" sowie dem "Sirius-Rätsel" an, beschäftigt sich mit "Evolution und Kreatonismus" und "Von Menschen und Affen und Arten". Manches mag dabei zu breit ausgelegt sein und wer sich nicht wirklich damit beschäftigt, dem ist die Abhandlung hier etwas zu intensiv. Johannes von Buttlar wird das ihm zugewiesene Kapitel auch nicht gefallen, wo es heißt "Verschollen im Bermudadreieck", "UFOs und Augenzeugen" sowie "Buttlar und die Physik". In allen Fällen zieht Pössel nun die reale Wissenschaft ohne Phantastik hinzu und knackt die "Beweise" sowie Behauptungen der Autoren, auf die er sich eingeschworen hat, um zu zeigen, dass diese sich wirklich mehr auf Phantasie als auf Wissenschaft eingelassen haben. Was Däniken/Buttlar weggelassen haben, bringt Pössel als "fehlendes Informationsglied" ein und zieht dazu alle Register der wissenschaftlichen Informationen, die dazu notwendig sind, um den Interessenten mit genügend Hintergrundwissen auszustatten, wodurch aber die einst exotischen Überlegungen und Hypothesen der Spekulativ-Schriftsteller zusammenbrechen. Von liebgewonnen Vorstellungen wird also mancher UFOloge und Prä-Astronautik-Anhänger also Abstand nehmen müßen und ein schaler Geschmack über die Gurus der Szene bleibt zurück. Gerade auch weil sie es geschickt verstehen, "Expertenmeinungen" zu diesem oder jenem Sachgegenstand so darzustellen, als wüßten diese nicht so recht, um was es wirklich geht. Doch dies ist geschäftliches Kalkül um "Wunder" künstlich zu erhalten. Wie Pössel zeigt, hat dies keine Berechtigung! Während das wenig-informierte Publikum sich bei den Sensationsautoren hofft Faszination wie bei dem Erzählen von Seemannsgarn zu erfahren bewegen sich die Reaktionen der Wissenschaftler aus den jeweiligen Fachgebieten "in der Regel zwischen Nichtbeachtung und scharfer Kritik".
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Wegen Däniken und Buttlar:
Werner Walter interviewt Markus Pössel
1) Herr Pössel, plötzlich tauchen Sie auf dem Buchmarkt auf und stellen Ihr Buch "Phantastische Wissenschaft: Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar" vor? Ja, denken Sie, dass diese Bestseller-Autoren wirklich noch dem Publikum vorgestellt werden müßen? Denken Sie nicht, das es Huldigungen jener Herren schon genug gibt?
Bücher, die "auf derselben Schiene fahren" wie Däniken und Buttlar gibt es wirklich eine ganze Menge. Bücher, in denen die Thesen solcher Autoren auf den Prüfstand gestellt und sorgfältig auf Herz und Nieren überprüft werden, kenne ich dagegen nur ganz wenige - da ist eins mehr sicherlich nicht zuviel.
2) Bisher [hat man] von Ihnen in der grenzwissenschaftlichen Anomalistik-Szene [noch] nie etwas gehört, wie kamen Sie nun dazu sich mit nicht nur der phantastischen Wissenschaft, sondern noch viel eher mit der wissenschaftlichen Phantastik zu beschäftigen? Hat das etwas mit Ihrem Beruf als Physiker zu tun?
Mein erster Kontakt mit der phantastischen Wissenschaft (oder wie immer Sie es nennen wollen) bestand darin, daß ich vor längerer Zeit - ich mag fünfzehn oder sechzehn Jahre alt gewesen sein - das erste Mal ein Buch von Johannes von Buttlar in die Finger bekam, etwas später das erste Mal eines von Däniken. Zu jener Zeit war ich ein eifriger Leser von Sachbüchern jeglicher Thematik - von meinen Eltern stetig mit Nachschub aus der öffentlichen Bücherhalle versorgt.
Vieles, was Buttlar und Däniken schrieben, schien so gar nicht zu dem zu passen, was ich in anderen Sachbüchern etwa über Archäologie, Biologie und Physik gelesen hatte. Also begann ich, nachzuforschen und mir sowohl Dänikens und Buttlars Thesen als auch das, was die "herkömmlichen" Wissenschaften zu sagen hatten, genauer anzuschauen. Im Laufe der Zeit ging ich dann von der Sachbuch- zur Fachliteratur über, merkte, daß es durchaus skeptische Literatur etwa zu Dänikens Behauptungen oder zum UFO-Phänomen gibt, begann, meine Ergebnisse schriftlich festzuhalten - zunächst vor allem als Mittel, den Überblick zu behalten -, konnte Kontakte zu einigen hilfsbereiten Fachleuten knüpfen, später kam das Internet als äußerst nützliches Recherchewerkzeug hinzu - und aus meinen Aufzeichnungen entwickelte sich nach und nach das Manuskript zu "Phantastische Wissenschaft".
Mit meinem Interesse an der Physik hatte das alles eher indirekt zu tun. Zum einen waren es gerade Buttlars Schilderungen physikalischer Theorien und Sachverhalte, die damals meine Skepsis geweckt haben. Zum anderen denke ich, daß hinter meinem Interesse an der Physik und an grenzwissenschaftlichen Themen sicherlich die gleiche Neugier steht, der gleiche Spaß daran, den Dingen auf den Grund zu gehen.
3) Wie heißt es in der Werbung für ein deutsches Montags-Nachrichtenmagazin immer so schön: "Fakten, Fakten, Fakten - und an den Leser denken"? Was waren ihre Beweggründe in das von den Herren Däniken und Buttlar beackerte Feld der phantastischen Spekulationen vorzustoßen und hier neue "Fakten, Fakten, Fakten" zu liefern?
Wie es anfing, habe ich gerade erzählt - wieso mich die Auseinandersetzung mit solchen unorthodoxen Thesen so faszinierte, daß daraus jahrelange Recherchen und letztendlich ein Buch wurden, kann man eher auf die Formel "Hintergründe, Hintergründe, Hintergründe" als "Fakten, Fakten, Fakten" bringen.
Wissen Sie, auf welche Weise es am meisten Spaß macht, sich ein neues Wissensgebiet anzueignen? Wenn man einen roten Faden hat, einer konkreten Frage nachgeht, die einen dann in der Regel auch auf weniger ausgetretene Pfade führt als jene, die die systematische Lehrbuchliteratur vorzeichnet. Genau das ist mir mit den Thesen von Buttlar und Däniken passiert. Was war denn nun mit den Glühbirnen der alten Ägypter, die mir Däniken präsentierte? Um das zu beantworten, mußte ich mir anschauen, wie so ein Tempel der Ptolemäerzeit aufgebaut ist, wie die Ägyptologen die entsprechenden ägyptischen Symbole interpretieren - und die dahinterstehenden religiösen Vorstellungen der Ägypter -, wie man sich überhaupt so einen ägyptischenTempelbetrieb vorstellen muß - und jedesmal fand ich mich mitten in einem hochinteressanten Teilgebiet der Ägyptologie wieder. Ähnlich ging es mir mit Buttlars Beschreibungen von UFO-Sichtungen und der Psychologie von Augenzeugenbeobachtungen, oder mit Behauptungen der amerikanischen Kreationisten und der Evolutionsbiologie. Die Hintergrundinformationen, die ich auf solchen Streifzügen entdeckte, erwiesen sich regelmäßig als viel interessanter als die ursprüngliche sensationelle Behauptung, deretwegen ich meine Recherche begonnen hatte, und es wird Sie folglich nicht überraschen, daß ich den diversen Hintergrundinformationen, mit deren Hilfe man Behauptungen, wie sie bei Däniken oder Buttlar vorkommen, erst richtig einschätzen kann, in meinem Buch breiten Raum eingeräumt habe. Im wesentlichen war es dieser Effekt - bei den Nachforschungen immer wieder auf Interessantes zu stoßen -, der mein Interesse aufrecht erhalten hat und noch erhält.
4) Nun wissen Sie sicherlich, dass die Freunde des Fantastischen ein ganz besonderer "Verein" sind, die eben auch mit romantischen Gefühlen und einem gewißen Schuß Weltfremdheit ihren (Aber-)Glauben zelebrieren. Verderben Sie diesen Menschen nicht den Spaß an ihren schweifenden Träumen, wenn Sie einige wichtige Argumente der Popular-Autoren in der Luft zerreißen?
Ob das auf "die Freunde des Fantastischen" in voller Allgemeinheit zutrifft, bezweifle ich. Ich denke, es gibt genügend Menschen, die das, was Däniken und Buttlar schreiben, zwar interessant und plausibel finden, aber durchaus nicht "Däniken-gläubig" oder "UFO-gläubig", sondern bereit sind, sich auch Gegenargumente anzuhören. Insbesondere, wenn diese Gegenargumente unaufgeregt und sachlich vorgetragen werden - und nicht so dramatisch, wie ich es mit "in der Luft zerreissen" verbinden würde. Was die unbeirrbar Gläubigen angeht, die Sie ansprechen: Solche Menschen sollte mein Buch herzlich wenig kümmern. Aber das macht nichts: Für die habe ich es schliesslich auch nicht geschrieben.
5) Haben Sie die Hoffnung und überhaupt den Wunsch, dass die von Ihnen "bearbeiteten" Herren Bestseller-Autoren nun auf Sie zugehen werden, um sich mit Ihnen auseinanderzusetzen und Revisionen ihrer einstigen nun als Fehlschüsse belegten Spekulationen vornehmen?
Das lasse ich auf mich zukommen. Von Däniken angesprochen zu werden, könnte ich mir durchaus vorstellen - und daß sich ein bißchen von meiner Kritik in zukünftigen Däniken-Büchern niederschlägt, würde ich auch nicht von vornherein ausschließen wollen. Schließlich hat Däniken in einigen Fällen - etwa, was den "Eisernen Mann" von Bonn oder den Pfeiler von Delhi angeht - durchaus schon Irrtümer zugegeben. Wie Buttlar reagieren wird, kann ich dagegen überhaupt nicht einschätzen.
Vielen Dank für Ihre bemerkenswerten Ausführungen.
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13.02.2000
Über den Vogesen gesehen:
Lichtschauspiel der tanzenden Lichtflecke
Am 10.Februar 2000 berichtete mir Jürgen Rendtel vom Astrophysikalischen Institut in Potsdam als Vertreter der International Meteor Organisation eine "eigentümliche Erscheinung" aus der Nacht des 4./5.Februar 2000 (Freitag auf Samstag) gemeldet bekommen zu haben. In dieser klaren, mondlosen Nacht war in den Vogesen bei Granges sur Vologne ab 0:10 h folgendes Geschehen ausgemacht worden, in einer Gegend in der 10 km weit und breit kein Dorf noch Stadt ist:
"Es huschte plötzlich am westlichen Himmel ein heller Streifen von Süd nach Nord. Sekunden später wiederholte sich das Ereignis wieder und wieder in den Abständen von 4 Sekunden. Immer wieder kommt der helle Streifen aus dem Nichts, sternschnuppenschnell, teilt sich in der Höhe meiner Sichtachse in helle Tupfer, wie kleine Wattebäusche, die sich ebenso schnell weiter in Nichts auflösen." Im 10x50-Fernglas sieht der Beobachter dann: "Genau im Scheitelpunkt meiner Position löst sich der helle Streifen in einzelne elliptische Flecke auf, scharf umrandet. Weder der helle Streifen noch die elliptischen Flecken zeigen Verlaufsbahnen. Um 1 h kreisen immer noch sehr helle Streifen, die sich im Scheitelpunkt auflösen und sich in einer kleinen helle Fläche im Zentrum vereinen, immer im selben Takt und alle 4 Sekunden." Um 1:30 h ist das Phänomen immer noch vorhanden, wenn es auch in größerer Entfernung aufzufinden, um 1:43 h plötzlich verändert es wieder seinen himmlischen Standort, ohne dass der Rhythmus der Rotation sich veränderte. Der Beobachter macht um 1:47 h aus wie soetwas wie helle Strahlen darin sichtbar werden, auch diese erscheinen rhythmisch. Das Ganze dauert bis kurz vor 3 h und hört dann wie ausgeschaltet auf. Als der Zeuge um 3:45 h nochmals rausschaut ist das ganze Geschehen wieder sichtbar.
Offenbar handelt es sich einmal mehr um das unerwartet beobachtete Schauspiel eines Skytracker-Einsatzes, dessen Lichter in der betreffenden Freitag/Samstagnacht für Unruhe sorgten. Die Lichtleistung der Skytracker reicht 70 km hoch und deswegen kann das Schauspiel bei schräger Projektion in die Gegend auch im Umkreis von 20/25 km vom originalen Projektionspunkt aus gesehen werden. In diesem Fall befand sich der Zeuge offenbar an der äußersten Peripherie der Strahlerreichweite.
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23.02.2000
UFO-Flap in Rockford, Illinois/USA
Orangene Lichter verwirren die Menschen
Wie die The Gazette Extra vom 22.Februar 2000 unter der Schlagzeile "Were those lights in the skies over Rockford extraterrestrial?" meldete, begann alles in der Nach des 11.Februar 2000, als Familie Jeff Coan unterwegs war um noch eine Pizza essen zu gehen. Dabei hatten sie die neue Videokamera der Familie mitgenommen und der 16jährige Joel wollte sie dabei filmen. Als die Familie um 21:15 h das Restaurant verließ und auf der State Street entlang fuhr machten die Coans fünf orangene Lichter in vielleicht 300 Metern Höhe aus, die sich seltsam-schwebend dahinbewegten und eine Art Formation bildeten. Sie hielten an und betrachteten sich die Erscheinung während Joel die Kamera draufhielt und sie sieben Minuten lang aufzeichnen konnte. Auch andere Leute hatten an diesem Abend und in den folgenden Nächten derartige orange Lichtbälle in dieser dichbesiedelten Gemeinde des nördlichen Illinois gesehen und Peter Davenport vom National UFO Reporting Center weitergemeldet, allein aus Rockford liefen dort zwei Dutzend UFO-Sichtungsberichte auf! Seltsam war nur, dass die Polizeistationen in Rockford sowie Winnebago auf Nachfrage "no involvement" kommentierend abgaben, sie haben keine Meldungen hierzu bekommen und haben auch keinerlei Verbindung mit dem Geschehen als das z.B. Polizeibeamte diese Lichter gesehen hätten. Auch Earl Wilson, Diensthabender des Rockford Airport-Kontrollturms, konnte zu den Berichten der Leute nichts sagen, da auf dem Radarschirm nichts besonders aufgefallen war, auch "wenn wir immer wieder ne Reihe von Dingen aufschnappen die keine Flugzeuge sind".
Ein Reporter der Zeitung begutachtete das Video, konnte darauf aber keine besonderen Details entdecken, ausser das da sich da insgesamt fünf kleine, weißliche Lichter zeigen, die in zwei Paaren wie ein Tandem erscheinen und schwebend dahinziehen, wobei sie ihre Stellung zueinander immer wieder verändern, weshalb sie keine starren Lichter an einem Flugzeug sein können. Als die Kamera dann einmal auf Zoomfahrt geht, erscheinen zwei der Lichter als "orangene Bälle". Die Zeugenfamilie: "Was auch immer wir hier gesehen haben, es kann militärisch sein, vielleicht von einem anderen Land." Davenport gegenüber der Zeitung: "Wir sind ganz sicher, dass da etwas ganz außergewöhnliches vor sich geht - und dass die Regierung uns dies nicht wissen lassen will... Die Leute sehen Dinge, die es eigentlich nicht geben dürfte."
Orangene, dahinschwebende Lichtbälle, die in der Ferne bei Videoaufnahmen weiß erscheinen und erst ihre orangene Farbe bei anzoomen preisgeben? Hört sich verdächtig nach dem bekannten "prank balloon" aus der Bastelwerkstatt von Jugendlichen an.
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25.02.2000
Schon zu Sowjetzeiten künstliche Weltraum-UFOs
Wie die Kosmonauten sich ihren UFO-Spass leisteten
Zu dem Bericht von James Oberg passt auch eine Meldung aus der April 1983-Ausgabe von Sowjetunion Heute (zu einer Zeit also als noch niemand von "UFOs" in diesem Zusammenhang sprach), den Georgi Gretschko schrieb, der Ende 1977 zusammen mit Juri Romanenko an Bord der Orbitalstation Salut 6 eintraf und die ersten "Dauerbewohner" der Station waren und immer wieder kurzfristig Besuch von neuen Kosmonauten bekamen - "Die UFOs habe ich selbst gestartet":
»Als Wladimir Dschanibekow und Oleg Makarow unsere Station Salut 6 anflogen, habe ich ihnen in aller Offenheit gestanden: "Wißt ihr, Jungs, wenn ihr im Bullauge in einer Entfernung von einem Kilometer einige Fliegende Untertassen seht, die uns verfolgen, so habt keine Angst. Sie folgen uns schon seit langen, greifen uns aber nicht an und haben allem Anschein nach vorerst nicht die Absicht, uns Schaden zuzufügen." "Wir kennen dich", sagte Wladimir. "Du hast es gern, einen zum besten zu halten." Ich zuckte die Achseln: "Ich habe euch gewarnt." Nach einiger Zeit trete ich ans Bullauge und rufe: "Schaut!" Und sie sehen ein furchterregendes Bild: Vor dem Hintergrund der aufgehenden Sonne und des dunklen Alls folgen der Station in einer Reihe acht blitzende, in der Sonne schillernde Objekte. Als sie unter Beibehaltung ihrer Anordnung in einer Höhe von 350 Kilometer mit hoher Geschwindigkeit fliegen und sich weder nähern noch entfernen, wird es einem etwas bange. Meine Kollegen haben mit den Scherzen aufgehört. Makarow sagt: "Ich werde ein fernglas holen und mindestens eines von ihnen betrachten." "Los", erwidere ich. "Sie verschwinden mit Überlichtgeschwindigkeit." Als er zurück war, verschwanden sie tatsächlich...
Das Ganze war ein Scherz. Die unbekannten fliegenden Objekte habe ich selbst gestartet. Es war ganz einfach. Kurz bevor die Station in die Sonnenstrahlen gerät, braucht man in der Nähe eines Bullauges nur gegen das Gehäuse der Station zu klopfen, um zu erreichen, dass sich an dieser Stelle Eispartikel von der Außenwand lösen. Die Kunst bestand darin, die Loslösung von mehreren Partikeln zu bewerkstelligen. Bereits Kosmonaut Witali Sewastjanow sagte, er habe sieben unbekannte fliegende Objekte gesehen. Also war es meine Aufgabe, ihn darin zu übertreffen. Dann konnte man, nachdem sie sich von der Station etwas entfernt haben, sagen: "Sehr. Ein UFO in einer Entfernung von einem Kilometer!" Die visuelle Wahrnehmung ist so beschaffen, dass ein Mensch nicht zwischen einem kleinen Objekt in seiner unmittelbaren Nähe und einem großen - zum Beispiel in einer Entfernung von einem Kilometer - unterscheiden kann. So entsteht der Eindruck, dass er ein großes UFO sieht. Sie verschwanden deshalb mit riesiger Geschwindigkeit, weil ich die Partikel gerade in jenem Augenblick löste, als die Sonne eben erst aufgegangen und Erde und Himmel noch dunkel waren. Einige Minuten später flogen sie bereits über der hellen Erde, und in diesem Fall sind die Teilchen nicht mehr zu sehen.«
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25.02.2000
NASA-UFOs und Eiskristalle im Weltraum
NASA-Berater James Oberg meldet sich
In diesen Wochen sind in Anbetracht der Vorankündigung von ufologischen Profiteuren und PR-Aktivisten die "warnenden Informationen" natürlich besonders intensiv zu beachten. So meldete sich gerade im "Skeptical Inquirer Electronic Digest" (mehr über den "Skeptical Inquirer" und des dahinterstehenden CSICOP finden sie unter http://www.csicop.org - laut dem HOMEPC-Magazin eine der zehn meistbesuchten amerikanischen Wissenschaftsseiten im Internet) vom 22.Februar 2000 James Oberg zu Wort. Oberg, der 22 Jahre lang für NASA´s Mission Control in Houston tätig war, ist heute Weltraumfahrt-Berater für ABC-News und Raumfahrt-Redakteur für United Press International. Ehemals schrieb er das Buch "UFOs & Outer Space Mysteries", welches 1982 bei "The Donning Company Publishers" herauskam und damals Wellen schlug, da er dort die Apollo-11-UFO-Gerüchte ins Reich der Märchen verwies. Bekannt wurde Oberg auch durch die Aufklärung des berühmten Petrozavodsk-Vorfall vom September 1977 über Karlien, wobei das ehemals geheime sowjetische Cosmodrome Plesetsk und dortige geheime Raketenstarts mit Spionagesatelliten erstmals in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rückte. In Insider-Kreisen hat der den Spitznamen "Captain Jim" weg.
Er hatte sich in den letzten paar Jahren wieder verstärkt in der UFO-Gemeinde zurückgemeldet, um auf die diversen in der UFOlogie gehandelten "UFO-Beweise" rund um Space Shuttle-Missionen und MIR-Aktivitäten einzugehen, die zunehmend wilder geworden sind, obwohl das dort behandelte Phänomen der "Fire Flies" seit Beginn der bemannten Raumfahrt bekannt ist. Nachdem offenbar der STS-48-Fall und die UFO-Behauptungen zu STS-80 (1996) und STS-63 (1995) sowie anderen US-Raumfahrtmissionen in den Hintergrund geriet, kommen nun neue Storys auf. Hiernach sei bei der Mission STS-75 (Februar 1996) beim Einsatz eines ausfahrbaren Masts mal wieder ein gigantisches "UFO" aufgenommen worden, ebenso bei der STS-96-Mission (Mai 1999). Teuflische Konspirations-Behauptungen gehen damit einher. Immer wieder sind es weiße Flecken, die auftauchen wenn sich das Shuttle in den sonnenbeschienen Bereich seines Orbits bewegt. Sie bewegen sich gemächlich in gerader Bahn dahin - abgesehen dann, wenn die Shuttle-Düsen feuern und diese Flecken plötzlich durch den mechanischen Impuls z.B. rechtwinklig aus der Bahn gerissen werden.
All diese "UFOs" oder gar "UFO-Flotten" sind nichts weiter als von der Shuttle-Außenhülle sich ablösende kleinste (Eis-)Partikel. Solche sind seit fast 40 Jahren der Raumfahrt bekannt. Sobald die Kameras nicht richtig fokusiert sind oder diese Objekte sich jenseits der Schärfentiefe-Einstellung bewegen, schauen sie so befremdlich auf, wie sie zunächst ausschauen. Insbesondere die "Donut"-Ring-UFOs stechen dem Betrachter ins Auge und kommen ihm merkwürdig vor, aber diese Gestalt kommt nur durch die optische "Fehljustierung" der Kameraoptik zustande, die auf Unendlich eingestellt ist während diese kleine Eispartikel knapp vor dem ansetzenden Auflösevermögen der Kamera umhertreiben.
Wie Oberg nun mitteilte hatte die NASA schon zu Zeiten des Apollo-Programms eine Studie dieser Objekte in Auftrag gegeben, um festzustellen, ob sie auf Lecks an den Düsen oder auf sich ablösende Isolationsschicht-Teile zurückgehen. Insgeheim machten die Astronauten darüber ihre Scherze und nannten sie "moon pigeons" (Mond-Tauben). Tatsächlich gingen die meisten dieser Objekte nur auf sich ablösende Eiskristalle zurück, andere wieder auf Farbpigment-Flocken des Anstrichs oder auf irgendwelche hängengeblieben und vereiste Treibstoffreste. Andere, eher taumende Objekte gehen auf losgelöste Ausrüstungsteile oder Verpackungselemente aus der Ladebuch des Shuttles zurück, die ebenso komisch aussehen können, wenn sie nahe vor der Kamera vorbeischweben.
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01.03.2000
Seien Sie vorbereitet! "Shag Barbour" wird reanimiert..
Seit einigen Jahren schon rumort es in der amerikanischen UFOlogie, wonach ein UFO-Crash 1967 im kanadischen Shag Harbour zum neuen Fall "Roswell" aufgezogen werden soll. Nun berichtete am 20.Februar 2000 der The Halifax Herald von Dreharbeiten über einen Fall an Ort, in den sich "Fox Mulder verlieben würde". Am 4.Oktober 1967 soll in einer klaren kanadischen Nacht ein glühendes Objekt über den Himmel gezogen sein, um dann in den Atlantik vor Shag Harbour im Shelburne County zu stürzen. Dabei soll eine seltsame schaumartige Masse ausgetreten sein, die dann auf den Wellen schaukelte. Eine Woche später soll dann vom Absturzpunkt aus ein mysteriöses Objekt unter Wasser in Richtung der Küste von Maine weggezogen sein. Damals kratzten sich viele Leute in dem kleinen Fischerdorf und mancher Vertreter von Polizei und Militär deswegen am Kopf. Der Vorgang ist heute noch nicht vergessen und nun befand sich der Filmemacher Michael MacDonald von der Firma Ocean Entertainment dort, um eine Dokumentation für den amerikanischen Space Channel im Kabelnetz zu drehen. Er erklärte hier: "Roswell ist grundsätzlich eine anekdotische Geschichte an die sich viele Menschen später ranghängten, aber die Shag Harbour-Story gehts jenseits von Roswell noch weiter, weil wir hierzu eine ganze Reihe von offiziellen Dokumenten haben, die es für Roswell bei weitem nicht gibt. Wir haben RCMP-Unterlagen, Memoranden des Department of National Defence und eine ganze Reihe von Zeugen aus dem Gebiet zwischen Halifax und Nova Scotia. Im Gegensatz zu Roswell ist dies hier ein sehr gut dokumentierter Fall."
MacDonald verweist auch darauf, dass es die RCMP und das Militär war, welches den Vorgang als UFO bzeichnete, während die meisten Zeugen selbst an einen Flugzeugabsturz glaubten, auch wenn er ihnen "seltsam" vorkam. Andere Leute wieder, darunter ein Airline-Captain, hatten in dieser Nacht UFO-Sichtungen über der Bay of Fundy oder vor Prospect an der South Shore. Eine umfangreiche multinationale militärische Reaktion erfolgte direkt nach dem Niedergang: "Plötzlich tauchten US-Schiffe vor der Küste auf, es gab U-Boot-Aktivitäten, Taucher stiegen ab und die kanadischen Militärs vom Stützpunkt Shelburne am Government Point sperrten die Strassen für den lokalen Verkehr, Leute wollen sogar britische und argentinische Soldaten hier gesehen haben. Da war also definitiv etwas Großes am laufen." Bereits in der Vergangenheit gab es einige Ex-Soldaten, die eingestanden, dass damals "etwas außergewöhnliches" geschehen war, auch wenn keiner soweit ging um von einem UFO oder gar außerirdischen Raumschiff-Crash zu sprechen.
Die ganze Dokumentation wird soweit von den Forschungen getragen, die Chris Styles und Don Ledger bereits als UFO-Forscher hierzu durchführten und in einem Buch zum Shag Harbour-Incident vorstellten. Obgleich die Story bereits von der SIGHTINGS-TV-Reihe aufgegriffen wurde findet MacDonald die Sache dennoch spannend genug, um daraus eine eigenständige TV-Dokumentation zu machen: "UFO-Forscher in den Vereinigten Staaten und in Kanada stimmen darin überein, dass dies eine jener Geschichten ist, die einfach nicht vom Tisch verschwinden wollen." So rief er auch über den Zeitungsberichte die Menschen in der entsprechenden Region auf sich bei ihm zu melden, wenn sie über die Ereignisse von 1967 etwas beizusteuern haben und damit vor die Kamera treten wollen: "Talk about your X-Files." Da kann man ja gespannt sein, was dabei zustandekommt. Ich glaube, dass dies sogar eine ganz wilde Geschichte werden kann, wenn man schon sah wie mühsam die Roswell-Trittbrettfahrer sich aufbauen mußten, im aktuellen Fall bekommen solche Leute sogar noch eine Einladung hierfür...
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09.03.2000
USAF lernte in Sachen PR bei UFOs was hinzu
Nun gibt es sogar "Vorab-Ankündigungen" für UFO-trächtige Militär-Manöver in Arizona
Am 7.März 2000 berichtete Dave Walker in der amerikanischen Zeitung "The Arizona Republic" unter der Schlagzeile "Sky lights to be flares, not UFOs, Guard says"... dass die UFO-Konspirations-Freunde wieder an den Himmel von Phoenix, Arizona, ab sofort schauen können um dort "Lichtkugeln" gespenstisch durch den Nachthimmel gleiten zu sehen. Die sogenannten "Phoenix-Lights" werden also zurückkehren und werden vorab öffentlich angemeldet - meines Wissens nach gab es dies zwecks irdischen UFO-Erscheinungen, die durch Militär-Einsätze entstehen, noch nie. Die Arizona Air National Guard machte nun darauf aufmerksam, weil sie ab sofort bis zum 16.März wieder nahe Gila Bend im Gebiet der Barry M.Goldwater Range nächtliche Manöver durchführt. Ähnlich war es vor etwa drei Jahren gewesen, als im Rahmen der damaligen Militär-Manöver mysteriöse Lichter am Nachthimmel gesehen und videografiert wurden, die die UFO-Enthusiasten völlig aus dem Häuschen brachten und lange Zeit für Gesprächsstoff in der amerikanische UFOlogie sorgte, weil viele große Nachrichtenorgane auf die Pseudo-UFO-Story eingestiegen waren (selbst unsere BILD berichtete damals in einer Titelstory darüber!). Genauso wie damals werden auch jetzt wieder fallschirmgetragene Signalfackeln bei den Nachtübungen ab 20:30 h eingesetzt werden. Doch bevor die "UFO-Invasion" rund um die Operation Snowbird wieder losbricht, an der die Air Guard-Abteilungen aus Michigan, Kalifornien und New York beteiligt sind, wollte die National Air Guard mit dieser Zeitungsmeldung im Kerngebiet Entwarnung geben.
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21.03.2000
UFOlogie als Propaganda-Schlacht-Feld
REPORT nimmt sich dem Rechtsextremismus an...
Am Montag, den 20.März 2000, nahm sich das Politik-Magazin REPORT in der ARD (Bayerischer Rundfunk, BR) dem wichtigen Thema "Rechtsextreme in der UFOlogie" an. Immer mehr Menschen sind in einer komplizierter und abstrakter werdenden modernen Welt offen für einfache Botschaften, "dies machen sich jetzt auch Rechtsextremisten und Antisemiten zunutze und treten als UFOlogen getarnt auf die Eso-Bühne und hetzen gegen alles was jüdisch und demokratisch ist. Und sie finden sogar Menschen, die ihnen glauben - Menschen die entweder bis zum Abwinken naiv sind oder antisemitisch bis zum Anschlag". Als Einstieg in den Filmbeitrag wird ein kleiner Ausschnitt aus dem Video "UFO-Geheimnisse des dritten Reichs" gezeigt, in welchem dargelegt ist, das jüdische Geheimlogen, die sogenannten Illuminaten, die beiden Weltkriege finanzierten und gewannen und die Nazis Kontakte zu außerirdischen Übermenschen hatten. Diese Weltverschwörungsphantasien sind für entsprechende Autoren ein Geschäft und "für die Gesellschaft eine schleichende Gefahr".
Der UFO-Kongress in Düsseldorf [wohl einer unter der Schirmherrschaft des Magazin 2000 und seines Chefredakteurs Michael Hesemann, der von seinen Anhängern als "Galilei Galileo der Moderne" abgefeiert wird und als "Deutschlands führender UFO-Experte" gilt] ist ein Ort, "an dem sich die Szene trifft, hier werden Geschäfte gemacht" und hierher kommt auch der kamerascheue Jan van Helsing alias Jan Udo Holey, dessen beiden Erstlingswerke "Geheimgesellschaften" (I & II) verboten wurden und auf dem Index stehen während im einschlägigen Buchhandel sie nach wie vor unter der Theke in Kopierform wie warme Semmln weggehen, wie ein Test der verantwortlichen BR-Redaktion bewies. Darin enthalten die Namen von angeblichen Welt-Verschwörern, lebenden wie toten - auch aus höchsten Kreisen deutscher Presse, Wissenschaft und Politik. Holey wörtlich: "Was wir brauchen ist eine Ursachenbehandlung. Wenn wir also diese Jungs erschiessen, schrauben wir zwar das Birnchen raus, aber das Problem ist deswegen noch lange nicht beseitigt..."
Als weiteres Beispiel werden die "weit-verbreiteten Erlebnisse" mit einer Art "Super-Arier" aus dem All von Rainer Feistle (ehemals übrigens ein ganz ´harmloser´ UFO-Entführter) eingebracht, der zusammen mit Holey das Buch "Unternehmen Aldebaran" im Ewert-Verlag herausbrachte. Darin Zeichnungen von Nazi-UFOs und Fotos angeblicher Nazi-Flugscheiben neben deutschen Panzern. Germanen aus dem All? Soweit ging noch nicht einmal Hitler. Mit versteckter Kamera dreht das BR-Team ein Insider-Treffen mit Feistle-Fans in einem Cafe, die eine klare politische Botschaft bekommen haben: Seit 1945 wird Deutschland von Marionetten reagiert und das Sagen hat eine fremde Macht, der amerikanische Staat macht hier die Politik. Was Feistle schrieb, "ist ganz klar" und die Fans haben es mal wieder verinnerlicht. Solche Gedanken und Ideen wirken dann hauptsächlich bei isoliert lebenden Menschen die schon Kontakt zu anderen, höheren Bewußtseinsdimensionen, Geistwesen oder Außerirdischen haben. Diese Personen reichern ihre Botschaften, die sie von dort bekommen, "mit diesem Material an und um sie herum entstehen kleine Zirkel und Gruppierungen, die sich vernetzen und so entsteht ein Netzwerk in dieser Gesellschaft, dass von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird, aber höchst wirksam ist", führte dazu Bernhard Wolf als Weltanschauungsbeauftragter der Evang.-lutherischen Landeskirche Bayern aus.
Und ein neuer Name taucht am Horizont dieser ´Bewegung´ aus, der ´Medienmann´ Jo Conrad haut in etwa in die selbe Kerbe wie Holey und Feistle, um mit Versatzstücken aus der Esoterik die Botschaft esoterischer Polit-Propaganda in Vorträgen oder einem Buch namens "Zusammenhänge" rüberzubringen. Der Gott der Christen und Juden sei ein außerirdisches Monster namens "Draco" und die deutsche Armee sei vor 1939 gar keine Angriffs-Streitmacht gewesen und das sie Angriffskriege durchführte sei schlicht naiv zu glauben... Die Besucherin einer seiner Vorträge: "Man muß offen sein für solche Dinge, dass ist das wichtigste im Leben." Conrad hat sogar im Bremischen Kabelnetz eine eigene Talkshow im sogenannten "Offenen Kanal" namens LIFT. Wachstumbranche Nazi-Esoterik - leider bisher von den großen Nachrichtenmedien wie eine "Geheimsache" behandelt, hier aber recht ordentlich aufgearbeitet. Damit bekam ein Teil der UFOlogie zusätzlich einen schlechten Ruf weg, ganz zu recht. Möglich ist dies alles nur, weil gerade auch in Deutschland die UFOlogie von der Esoterik "befruchtet" ist, die wiederum ganz konkrete Wurzeln hat.
Buchtipp: Lesen Sie dazu das Knaur-Taschenbuch "Kulte, Führer, Lichtgestalten: Esoterik als Mittel rechtsradikaler Propaganda" von Klaus Bellmund und Kaarel Siniveer aus dem Jahr 1997 (ISBN 3-426-80085-3)
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Quelle: CENAP-Archiv
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