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Auf dem SOFIA-Flug Nummer 200 stehen wissenschaftliche Beobachtungen mit dem Instrument FIFI-LS an.
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In der Nacht vom 12. auf den 13. März 2015 konnte ich auf dem Flug Nr. 200 von SOFIA mitfliegen. Es war gleichzeitig der zweite Flug der neuen Beobachtungs-Kampagne mit dem Wissenschafts-Instrument FIFI-LS der Universität Stuttgart. Ich war allerdings weniger an der Wissenschaft interessiert sondern daran, wie sich SOFIA nach der langen Überholung auf der Lufthansa-Flugwerft in Hamburg "anfühlt". Als Teil der Überholung waren Klimaanlage und Kabinenverkleidung nahezu komplett erneuert worden. Während des Mission-Briefings berichtete der Meteorologe über mögliche Turbulenzen im nördlichen Teil der Flugroute. Darauf hatte ich gehofft, wollte ich doch das Teleskop "in Action" sehen. Bisher hatte ich nur davon gehört, wie das Teleskop auch bei unruhigem Flug fest auf das Beobachtungsziel ausgerichtet blieb. Der Flugplan sah interessant aus, mit Wendepunkten über Seattle und San Francisco im Norden, sowie Albuquerque, Texas Panhandle und Las Vegas im Süden.
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Heinz Hammes während des Fluges an der EPO-Konsole
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Den Flug konnte ich von der EPO-Konsole aus verfolgen. An dieser Konsole können mitfliegende Lehrer oder Journalisten die Missions-Daten sehen, die auch der Mission Director an seiner Konsole sieht. In dieser Nacht saßen dort aber nur Cathy, sie betreute die Mission Systems - das Daten und Kommunikations-System des Observatoriums - und ich. Die neuen Sitze im Bug des Flugzeugs und im Oberdeck wurden nicht genutzt, es war ein ziemlich leerer Flug - jedenfalls was die Anzahl der Beobachter angeht. Während des Mission Briefings hatte Prof. Alfred Krabbe, Leiter des Deutschen SOFIA-Instituts der Universität Stuttgart, die wissenschaftlichen Ziele erläutert. Die Forscher wollten auf diesem Flug unter anderem bislang unverstandenen Phänomene in dichten Sternentstehungsgebieten beobachten und die Zusammensetzung von Gas- und Staubwolken in nahe gelegenen Galaxien messen. Auch die Messung von bestimmten Spektrallinien im kalten Gas von elliptoidischen Galaxien mit supermassiven schwarzen Löchern in deren Zentrum stand auf dem Plan der Wissenschaftler.
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Der Flugplan: Die blauen Linien zeigen die Beobachtungs-Strecken. Rote und gelbe Linien kennzeichnen Sperrgebiete
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Der Flug ging pünktlich um 19:28 Uhr los. Die Zeit bis zum Öffnen der Teleskoptür nutzten die Wissenschaftler zur Vorbereitung der Beobachtungen: die Programme zur Daten-Vorauswertung wurden geladen und automatisch ablaufende Skripte noch einmal überprüft. Gleichzeitig führten die Teleskop-Bediener das Telescope-Setup durch. Wir brauchten drei so genannte Legs, um auf Position für die ersten Beobachtungen zu kommen. Als Leg wird bei SOFIA (und in der Luftfahrt) jede Wegstrecke bis zum nächsten Wendepunkt bezeichnet. Auch Start und Landung werden jeweils als Leg bezeichnet und gezählt. Auf diesem Flug standen 16 Legs im Flugplan, davon neun Legs für wissenschaftliche Beobachtungen.
Nach etwas mehr als einer Stunde begannen die Beobachtungen. Wie üblich hatte ich nur durch die Ankündigung des Mission Directors mitbekommen, dass die Teleskoptür geöffnet wurde - in der Kabine merkt man nichts davon. Es wird nicht lauter und auch nicht unruhiger. Es ist allerdings ohnehin sehr laut in der Kabine, eine normale Unterhaltung ist kaum möglich. Daher tragen alle "Mitflieger" Headsets. Die schließt man an die Konsolen an und kann dann auf mehreren Kanälen den Unterhaltungen der Wissenschaftler, der Mission Crew oder der Piloten folgen. Ich hatte die Kanäle für den Mission Director, die Teleskop-Operatoren und die Piloten auf aktiv gestellt. So konnte ich hören, wo wir gerade waren (Funkverkehr mit den Fluglotsen), aber auch was beim Teleskop los war.
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Im Heck des Flugzeugs ist die gewaltige Teleskopmechanik zu sehen. In der Bildmitte ist das Instrument FIFI-LS (rechteckiger dunkler Kasten) zu erkennen, mit dem während des Fluges Sternentstehungsgebiete beoabachtet wurden.
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In der Gegend um den ersten nördlichen Wendepunkt wurde ich, wie angekündigt, mit Turbulenzen "belohnt". Für mich war es sehr interessant zu beobachten, wie das Teleskop die Stöße und Schwankungen der Turbulenzen ausgleichen konnte, ohne das Ziel zu verlieren. Mit kurzen, stampfenden Bewegungen, oder längeren, ruhigen Fahrten sorgten die Magnet-Motoren des Teleskops für die Korrektur der Wetter-Störungen. Scheinbar drehte sich die Teleskop-Mechanik im Heck. Doch in Wirklichkeit bleibt das Teleskop in solchen Fällen starr auf das Ziel ausgerichtet stehen, während das Flugzeug sich um das Teleskop herum bewegt.
Im Verlauf der Nacht hatte ich auch Gelegenheit, mit den Piloten und dem Flug-Ingenieur zu sprechen. Sie berichteten übereinstimmend, dass sich das Flugzeug insgesamt besser "anfühle". Der Flug-Ingenieur bestätigte mir, dass er nun Lüftung und Klimaanlage wirklich regeln kann. Vor der Überholung in Hamburg musste die Kabinen-Temperatur permanent angepasst werden. In Hamburg wurden fast alle Lüftungsleitungen ausgetauscht und im hinteren Teil der Kabine (am Teleskop) sogar ganz neue Leitungen und Sensoren verlegt. Dadurch ist der Flug-Ingenieur jetzt in der Lage, die Temperatur in der Kabine so zu kontrollieren, das er nicht alle paar Minuten nachregeln muss.
Unten in der Kabine ist es aber schon deutlich kühler als auf einem normalen Langstrecken-Flug. Pullover und Jacke sind nach wie vor angesagt. Ich empfand das Klima in der Kabine insgesamt aber deutlich angenehmer als auf meinem ersten Flug vor einigen Jahren. Auch die inzwischen (fast) komplette Verkleidung der Kabine sorgt dafür, dass es nicht mehr ganz so kalt ist und auch der Lärm etwas gedämpft wird. Lufthansa-Technik hat es sich zum Abschluss der Liegezeit in Hamburg nicht nehmen lassen, ein Special-Panel in die Kabine einzubauen. Dieses Panel wurde mit einem Material bespannt, das normalerweise in VIP-Kabinen Verwendung findet. Darauf sind die SOFIA-Projektpartner mit ihren Logos zu erkennen. Und natürlich - etwas tiefer - auch Lufthansa-Technik.
Der SOFIA-Flug 200 war sehr erfolgreich. Es gab keine größeren System- oder Instrument-Ausfälle. Alle Beobachtungen konnten wie geplant durchgeführt werden. In den kommenden Wochen werden die Wissenschaftler die Daten auswerten und beurteilen, ob sie für wissenschaftliche Veröffentlichungen geeignet sind. Immerhin konnte mir Prof. Krabbe schon während des Fluges vorläufige Daten der Beobachtungen vom Tag zuvor zeigen. Diese Daten schienen auf den ersten Blick in einem bestimmten Frequenzbereich besser zu sein, als ähnliche Daten vom Herrschel-Satelliten. Diese Einschätzung muss allerdings noch durch die detaillierte Daten-Auswertung bestätigt werden.
Quelle: DLR
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