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Astronomie - Ein 3D-Flug über Hydraotes Chaos auf dem Mars

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Zu den interessantesten Geländeformen auf dem Mars zählen die sogenannten chaotischen Gebiete. Dabei handelt es sich um ausgedehnte Landschaften, in denen Dutzende oder sogar hunderte frei stehende und bis zu zweitausend Meter hohe Berge verstreut sind. Aus der Umlaufbahn fotografiert bilden sie ein bizarres, "chaotisches" Muster. Solche Gebiete finden sich in großer Ausdehnung gerade im Westen und Osten der Valles Marineris, des größten Canyons im Sonnensystem. Besonders typisch verkörpert Hydraotes Chaos diese Landschaftsform. Dieses große Becken, das etwa die Ausdehnung Baden-Württembergs hat, liegt nahe dem Marsäquator im Marshochland.
Quellgebiet für die großen Stromtäler aus dem Hochland
Auf der Erde gibt es keine vergleichbare Landschaftsform. Die Wissenschaftler nehmen an, dass in der Frühzeit des Mars Wasser in Form von Eis in Hohlräumen unter der Oberfläche des Hochlands gespeichert war, das erwärmt wurde und taute. Anschließend stand es so unter Druck, dass es mit großer Energie entlang von Spalten und Störungszonen an der Oberfläche austrat und das Deckgebirge in großen Schollen zusammenstürzte. Beim Abfließen erodierte das Wasser die Landschaft und hinterließ nach und nach die heute sichtbaren markanten Spuren. Für diese Theorie spricht auch, dass sich viele der chaotischen Gebiete auf dem Mars am Anfang von großen Ausflusstälern befinden, durch die ganz offensichtlich enorme Mengen an Wasser mit großer Energie aus dem Hochland in Richtung der nördlichen Tiefebenen strömten.
Die Wassermengen, die in Hydraotes Chaos zunächst gespeichert waren und dann durch das Simud Vallis nach Norden strömten, müssen gigantisch gewesen sein. In ihrer Gesamtheit flossen sie aus einem Einzugsgebiet von etwa 1500 Kilometer Durchmesser ab, einem Gebiet etwa der Größe Mitteleuropas. Das Hydraotes-Becken hat einen Durchmesser von 420 Kilometern. Man nimmt an, dass es sich schon vor sehr langer Zeit, vor mehr als dreieinhalb Milliarden Jahren (im Marszeitalter des Noachiums) gebildet hat.
Entstehung der Bilder und Animationen
Die Aufnahmen, die zur Erzeugung dieser Bilder und der simulierten Überflüge Verwendung fanden, wurden von der am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben Stereokamera HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express aufgenommen. Für die hier gezeigten Animationen und Bilder wurde auch noch einmal der Bildstreifen des für die HRSC-Wissenschaftler symbolisch bedeutsamen "Orbits Nr. 18" bearbeitet und verwendet. Vor mehr als zehn Jahren, im Januar 2004, flog Mars Express während seiner 18. Marsumrundung über Hydraotes Chaos. Es war das dritte Mal, dass die HRSC-Kamera angeschaltet war, und die Bilder aus dem über eintausend Kilometer langen Aufnahmestreifen waren so spektakulär, dass sie für die erste Bildveröffentlichung der erfolgreichen ESA-Mission herangezogen wurden. Um die westliche Hälfte des Beckens von Hydraotes Chaos in größerem regionalen Kontext darstellen zu können, wurden weitere HRSC-Aufnahmen aus späteren Orbits für das große Bildmosaik verwendet. Das dargestellte Gebiet ist etwa 400 Kilometer mal 200 Kilometer groß.
Die Bilder und die Animationen wurden von der Fachgruppe Planetologie und Fernerkundung der Freien Universität Berlin erzeugt, die seit Beginn der Mission Mars Express von Professor Dr. Gerhard Neukum (1944 - 2014) geleitet wurde.
In Memoriam Professor Gerhard Neukum
Professor Neukum gilt als der "Vater" des HRSC-Kamerasystems. Er entwickelte die Idee einer "High Resolution Stereo Camera" zur systematischen, hochgenauen Kartierung der Topographie des Mars bereits Ende der 1980er-Jahre am damaligen Institut für Optoelektronik des DLR in Oberpfaffenhofen. Zum Einsatz kommen sollte die HRSC erstmals bei der russischen Mission Mars 96, die jedoch kurz nach dem Start scheiterte. Pofessor Neukum, inzwischen Direktor des DLR-Instituts für Planetenerkundung in Berlin-Adlershof, setzte sich daraufhin mit weiteren europäischen Kollegen intensiv für eine Marsmission unter der Ägide der Europäischen Weltraumorganisation ESA ein: Die Geburtsstunde der ESA-Mission Mars Express, die seit dem 25. Dezember 2003 den Mars umkreist und mit dem HRSC-Experiment hoch aufgelöste 3D-Daten der Marsoberfläche zur Erde überträgt. Professor Neukum verstarb am 21. September 2014. Er war einer der profiliertesten deutschen Planetenforscher und fachlich weltweit anerkannt. Mit seinen Arbeiten zur Chronologie der Körper des Sonnensystems hatte er sein Fachgebiet entscheidend geprägt und wissenschaftliche Meilensteine gesetzt.
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Frams: DLR-Video:
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Quelle: DLR
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