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UFO-Forschung - The Pentagon’s UFO Report -Update-57-VERSCHWÖRUNGSGLAUBEN : Wie man Ufo-Fakes erkennt

30.06.2023

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VERSCHWÖRUNGSGLAUBEN: Wie man Ufo-Fakes erkennt

Laut Whistleblower David Grusch waren Aliens schon auf der Erde. Ufo-Experte Mick West sucht andere Erklärungen für unerklärliche Phänomene.

Die USA sollen ein intaktes außerirdisches Fluggerät besitzen – das sagte zuletzt ein vermeintlicher Whistleblower in den US-Medien. Wenn es so wäre, wäre es "die größte Story der Menschheitsgeschichte", sagt Ufo-Experte Mick West.

Das Problem an dieser Geschichte: Dass die USA ein außerirdisches Fluggerät besitzen sollen, wird schon seit mehr als 75 Jahren behauptet. Damals soll in der US-Air-Force-Basis in Roswell ein Raumschiff mit außerirdischen Besuchern abgestürzt sein. Das fehlende Detail, das auch der jüngste Whistleblower David Grusch dieser Geschichte nicht hinzufügen kann, sind Beweise.

"Für mich ist der Hauptgrund für die Skepsis die außergewöhnliche Natur der Behauptungen", sagt Mick West, der sowohl auf seinem Youtube-Kanal als auch als Experte im US-Fernsehen und jetzt im Gespräch mit Golem.de erklärt, warum Gruschs Aussagen angezweifelt werden sollten.

Ist der Whistleblower eine Luftnummer?

Schenkt man David Grusch Glauben, dann wären intelligente Außerirdische nicht nur in Kontakt mit Menschen gekommen, sondern hätten auch einige von ihnen umgebracht. In die seit Jahrzehnten andauernde Vertuschungsaktion sei nicht nur die US-Regierung involviert, sondern auch andere Nationen.

"Viele Leute sind sehr aufgeregt, weil sie denken, dass endlich jemand beweisen kann, dass diese Dinge tatsächlich existieren", erklärt West die große mediale Aufmerksamkeit um die Interviews. Grusch sei zwar jemand mit "einer hohen Sicherheitsfreigabe", der aber dennoch nur "Behauptungen über Dinge aufstellt, die ihm Leute erzählt haben, nicht Dinge, die er tatsächlich selbst gesehen hat".

Und das sei der Haken, denn Grusch liefere nicht nur keinerlei Beweise – in den Interviews gibt er auch an, selbst nie das Wrack einer abgestürzten Untertasse oder gar die Leiche eines Aliens gesehen zu haben. "Das sind alles sehr, sehr große Behauptungen", sagt West. Und es sind "große Behauptungen ohne Beweise. Und deshalb müssen wir skeptisch sein".

Glauben gegen Wissenschaft

Skepsis ist mittlerweile zum Tagesgeschäft von Mick West geworden. 2018 veröffentlichte er das Buch Escaping the Rabbit Hole, in dem er seinen Ansatz zum Widerlegen von Verschwörungsideologien erläutert. In diesem Jahr verpasste er dem Buch ein Update und erweiterte es etwa um Qanon (g+). Noch länger betreibt er seinen Youtube-Kanal, auf dem er Videos von unidentifizierten Flugobjekten unter die Lupe nimmt.

Von denen gibt es in den letzten Jahren immer mehr. Seit 2014 seien dem US-Verteidigungsministerium mehr als 400 UAP gemeldet worden – der sperrige Militärbegriff für Unidentified Aerial Phenomena, nicht-identifizierte Phänomene im Luftraum. Die Untersuchungen dazu sind mittlerweile zumindest teilweise öffentlich. Besondere Aufmerksamkeit erregten drei im Jahr 2019 veröffentlichte Videos, die unter den Namen Gimbal, Go Fast und FLIR1 bekannt sind.

Für alle drei Videos hat Mick West zusammen mit der Community seines Forums Metabunk weitaus langweiligere Erklärungen gefunden als den Besuch außerirdischer Raumschiffe. Für Zuschauer, die an Ufos glauben, sei diese Theorie natürlich spannender, sagt West, und weil "die eigentliche Erklärung sehr kompliziert und schwer zu vermitteln" sei. "Das ist an sich schon eine interessante Herausforderung."

Der Ex-Spieleentwickler denkt in 3D

Bei diesen Analysen helfen West nicht nur einige Jahre Erfahrung mit Ufo-Aufzeichnungen, sondern auch mit Computern. 1994 gehörte West zu den Gründern von Neversoft – dem Gamestudio hinter Tony Hawk's Pro Skater und Guitar Hero. "Als Programmierer von Videospielen entwickelt man ein tiefes Verständnis dafür, wie eine 3D-Welt in ein 2D-Bild übersetzt wird", sagt er. Fotos oder Videos seien schließlich auch nur 2D-Abbildungen einer dreidimensionalen Realität.

"Bei einem Videospiel ist es das Gleiche. Man hat die Position, Ausrichtung und Koordinaten der 3D-Modelle, die man auf etwas auf dem Bildschirm übertragen muss", erklärt West. "Wie das funktioniert, weiß ich sehr genau – und das bedeutet, dass ich auch weiß, wie das umgekehrt funktioniert."

Bei vielen Heimvideos vermeintlicher Ufo-Sichtungen führe genau diese Übersetzungsleistung zu Fehlinterpretationen, sagt er. Oft liegt die Schwierigkeit darin zu erkennen, ob ein Objekt sehr weit weg ist – oder einfach nur sehr klein. So werden beispielsweise an Kameras vorbeifliegende Insekten oft für ungewöhnliche Flugobjektegehalten.

Einige seiner Erklärungen veranschaulicht West daher mit 3D-Simulationen, etwa um die Flugbahn des unbekannten Objektes im Mittelpunkt des Gimbal-Videos zu veranschaulichen. "Ich weiß noch, wie man programmiert", sagt West, "also kann ich diese Dinge in 3D nachbauen". Dafür habe er mittlerweile ein eigenes Framework entwickelt, in dem er verschiedene Szenarien ausprobieren kann. "Dafür war die Spieleprogrammierung sehr nützlich."

Woran erkennt man ein Fake-Video?

Gerade weil Videos von unerklärten Objekten viele Klicks bringen, kommen auch absichtliche Fälschungen immer häufiger vor. "Als Erstes sollte man überprüfen, wer das Video gepostet hat", sagt der Skeptiker Mick West. Eine Clickbait-Website würde als Quelle nicht ausreichen. "Noch besser sind mehrere Videos mehrerer Quellen", aber auch "das ist keine Garantie".

Zwei Fragen, die man sich laut West bei jedem Video stellen sollte: "Ist es zu gut, um wahr zu sein? Und die andere: Ist es zu schlecht, um wahr zu sein?"Handykameras wären dafür heute zu fortgeschritten, erklärt West. "Die meisten Leute nehmen standardmäßig mindestens 1080p auf, viele Leute sogar in 4K. Man könnte also Videos in hoher Qualität erwarten." Viele Ufo-Sichtungen seien allerdings niedriger aufgelöst. "Wenn die Videoqualität ungewöhnlich schlecht aussieht, könnte das daran liegen, dass jemand versucht, eine Fälschung zu vertuschen."

Nachdem man sich diese ersten Fragen gestellt hat, kann man "die Dinge auf einer tieferen, komplizierteren Ebene analysieren. Man kann z. B. den Weg des Objekts aufzeichnen und prüfen, ob die Beschleunigung und die Veränderungen physikalisch einen Sinn ergeben".

Eine Theorie ist gut, bis es eine bessere gibt

Anders sieht es bei den offiziellen Quellen wie der US-Regierung und ihren mittlerweile zahlreichen veröffentlichten Videos von UAPs aus. Deshalb kann auch West nur Erklärungsversuche liefern, keine Beweise. Dabei lässt er sich auch korrigieren. Auch er mache Fehler "und die Leute weisen mich darauf hin".

Im Fall des Gimbal-Videos habe ihn das Feedback dazu gebracht, seine These statt mit einfachen Versuchen in der eigenen Garage mit einer 3D-Simulation zu konkretisieren. West beschreibt seine Untersuchungen als einen iterativen Prozess. "Man stellt Hypothesen auf, man stellt eine Vermutung darüber an, was vor sich gehen könnte, und dann versucht man herauszufinden, ob diese Hypothese tatsächlich zu den Informationen passt, die wir haben."

Dabei beruft er sich nur auf verfügbare Informationen. Unter den Gästen von Wests Podcast war auch schon Luis Elizondo, der angebliche Ex-Direktor eines Regierungsprogramms zur Untersuchung von UAPs. Elizondo deutete dabei mehrfach an, dass es weiteres Material gebe, das Wests Theorien widerlege – diese unterlägen allerdings weiterhin der Geheimhaltung.

Ufos kommen von oben herab, Skeptiker sollten das nicht tun

Trotz oder wegen dieser Geheimniskrämerei wecken Ufo-Geschichten weiterhin ein großes Interesse, ob auf Youtube, in den sozialen Medien oder bei einer Meldung auf Golem.de. Einer Yougov-Umfrage zufolge glaubte 2022 rund ein Drittel der US-Amerikaner, dass es sich bei Flugobjekten um außerirdische Raumschiffe handelt, in Deutschland waren es 2015 rund 17 Prozent, die an geheimgehaltene Besuche glauben.

Trotz seiner skeptischen Herangehensweise spricht Mick West regelmäßig mit Menschen, die die Ufo-Geschichten glauben, sagt er zumindest selbst. Manche von ihnen rückten irgendwann von ihrer Überzeugung ab, wenn über Jahre keine handfesten Beweise kommen. Aber mit jeder Welle der medialen Berichterstattung entdeckten neue Menschen den Ufo-Glauben für sich.

Wests Youtube-Kanal hat 43.300 Abonnenten, seine erfolgreichsten Videos einige Hunderttausend Abrufe. Er weiß, dass seine Reichweite beschränkt ist. Aber: "Jedes bisschen hilft, wenn es darum geht, kritisches und rationales Denken oder die Anwendung von Wissenschaft zu fördern", sagt West. "Man muss tun, was man kann."

"Ufos sind nicht dumm"

Ihm macht es nichts aus, immer und immer wieder ähnliche Erklärungen anzubieten. Es sei wichtig, "nicht herablassend über oder mit ihnen zu sprechen", wenn man jemanden von einer sachlicheren Erklärung überzeugen möchte. "Man muss die Leute mit Respekt behandeln – was nicht heißt, dass man ihre Ideen respektieren muss."

Er selbst glaubt durchaus daran, dass es außerirdisches Leben im Weltraum gibt. Nur, dass dieses schon auf der Erde gelandet ist, zweifelt er an. Was er nicht denkt: dass es dumm ist, sich mit Ufos zu beschäftigen. "Ufos sind nicht dumm", sagt Mick West. "Es gibt unidentifizierte Objekte am Himmel, von denen wir nicht herausfinden können, was sie sind. Und das ist ein interessantes Rätsel – herauszufinden, was sie sind."

Quelle: golem.de

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Raumfahrt+Astronomie-Blog von CENAP 0