27.06.2023
27.06.2023
In der Nacht zu Dienstag erhellte eine Feuerkugel in Teilen Süddeutschlands einmal kräftig grün-weiß die Landschaft.
Offenbar haben mehrere Meteoriten in der Nacht zu Dienstag in Süddeutschland und an der deutsch-tschechischen Grenze für Aufsehen gesorgt. Das Himmelsphänomen war am späten Abend zwischen 22 und 23 Uhr zu sehen. Besonders auffällig war dabei eine extrem helle Feuerkugel, die gegen 22.45 Uhr über dem Westhorizont zu sehen war.
Dies sorgte auch bei unserer UFO Meldestelle für E-Mails und Anrufe welche über diese Erscheinung berichteten.
Meldungen bekamen wir aus:
Nürnberg-Langwasser, Neumarkt, Taufkirchen, Aidenbach, Vohenstrauß, Deggendorf, Simbach, Bad Füssing, Frontenhausen,
Stand: 27.06.2023, 8:00 MESZ
CENAP UFO Meldestelle Odenwaldkreis
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Meteor über Bayern – Was wir bisher wissen
"Sah echt krass aus"
Eine andere beschreibt, sie habe gerade draußen vor dem Camper gesessen und auf den See geschaut, plötzlich habe sie einen "riesigen leuchtenden grünen Ball mit Schweif" gesehen, der über den Himmel flog und hinter den Bergen verschwand. "Sah echt krass aus", schreibt sie. Augenzeugen beschreiben auch, dass eindeutig eine Druckwelle zu spüren gewesen sei.
Keine Frage: Das außergewöhnliche Himmelsspektakel über Bayern sorgte und sorgt weiterhin für Aufregung. Viele Menschen schreiben und sprechen darüber, unter anderem in den Sozialen Medien. Von einem "tollen Erlebnis" sprach Bernhard Buchner, Leiter der Bayerischen Volkssternwarnte München, im BR24live.
Fest steht schon jetzt: Ursache war mindestens ein Meteoroid, der am Nachthimmel über Bayern und Tschechien hell leuchtend verglühte. Das bestätigte das Tschechische Hydrometeorologische Institut CHMU.
Video aus Pilsen zeigt den Meteor
Es habe gegen 22.45 Uhr am Montagabend einen extrem klar zu sehenden Meteoriden am westlichen Horizont gegeben, so das tschechische Institut. Er sei heller als der Vollmond gewesen und es bestehe die reale Möglichkeit, dass kleinere Bruchstücke auf die Erde gefallen seien. Das Institut veröffentlichte auch ein Video des Meteors, wie er über der tschechischen Stadt Pilsen zu sehen war. Als Meteor wird die Lichterscheinung bezeichnet, die beim Verglühen des Meteoroiden entsteht. Bruchteile, die nach der Explosion den Erdboden erreichen, heißen Meteorite.
"Das war ein ziemlich großer Meteor, eine Sternschnuppe im Prinzip", sagte der Geschäftsführer der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft, Matthias Gräter. Der Verein betreibt ehrenamtlich die Sternwarte in Nürnberg und habe das Verglühen aufgezeichnet. Die grüne Farbe während des Ereignisses komme wahrscheinlich von dem Eisen in dem Gestein, das beim Verglühen grün leuchte.
Bernhard Buchner von der Bayerischen Volkssternwarnte München erklärte im BR24live, dass der Himmelskörper beim Eindringen in die Atmosphäre zum Leuchten angeregt werde. Die Geschwindigkeit sei sehr hoch.
Auch Astrophysikerin Katharina Leiter vom Nürnberger Planetarium stuft die Ereignisse als "spektakulär" ein. Ein derart großer Meteor würde nur etwa ein halbes dutzendmal pro Jahr in die Erdatmosphäre eintreten, sagte Leiter im Interview mit dem BR-Studio Nürnberg. Die Wissenschaftlerin geht davon aus, dass der Meteor beim Eintritt in die Atmosphäre noch einen Durchmesser von mehreren Metern hatte.
BR24live zum Meteor über Bayern
Noch keine genauen Daten
Inzwischen wurde bekannt, dass es mehr als 400 Sichtungen gab - und zwar in fast allen mitteleuropäischen Ländern. Das teilte ein Sprecher des European Space Research Institute im italienischen Fascati mit: "Der Bolide wurde auf zahlreichen Bildern und Videos festgehalten, auf denen klar eine Fragmentierung des Objekts zu erkennen ist."
Zudem hätten Beobachter am späten Montagabend in einigen Kilometern Entfernung noch Geräusche gemeldet, so der Sprecher. Der Meteoroid sei wohl in einem sogenannten Airburst explodiert.
Daten zur genauen Bahn des Himmelskörpers, seiner Größe und dem Material gebe es noch nicht. Die Spur am Himmel verlief Beobachtern zufolge in etwa von Südosten nach Nordwesten, so der Sprecher.
Ob er dabei vollständig verglüht ist oder ob man noch Meteoriten am Boden finden könne, sei bislang noch unklar, sagte die Astrophysikerin Leiter vom Nürnberger Planetarium. Es sei außerordentlich schwierig, nicht-verglühte Teile zu finden. Das European Space Research Institute vermutet, dass kleine Bruchstücke als sogenannte Meteorite am Boden angekommen sind. Meteoritensucher seien schon auf der Suche nach ihnen. Bernhard Buchner von der Bayerischen Volkssternwarte geht davon aus, dass "etliche Zeit" vergehen werde, um die Bruchstücke zu finden. Die Flugbahn müsse erstmal ermittelt werden.
Astrophysikerin: Meteor nicht gefährlich
Teils sorgte der Meteor wegen des Knalls und aufgrund der Druckwelle auch für Verunsicherung. Eine Userin aus Gräfenberg in Oberfranken schreibt auf Twitter: "Für einen Moment hab ich echt Filme geschoben, da Grafenwöhr um die Ecke liegt." Da kann die Astrophysikerin Leiter aber beruhigen: Für globale Schäden müsste schon ein Himmelskörper mit mindestens 50 Metern Durchmesser auf die Erde fliegen. Zudem gebe es ein weltweites Überwachungssystem und die Gefahren durch Meteoriten seien im Vergleich zu Kriegen oder dem Klimawandel sehr klein.
Als dann die Bestätigung der tschechischen Behörde kam, dass es sich – wie die meisten schon vermutet hatten – um einen Meteor gehandelt habe, wurde immer noch weiter diskutiert, zur Freude von allen Astronomie-Fans. Einer schrieb, er freue sich fast am meisten darüber, wie der Meteor am Abend ganz unterschiedliche Menschen zusammengebracht habe, um gemeinsam Wissen zu vermehren, "mit einer Prise kindlicher Neugier". Und es war vorerst wohl ein einmaliges Ereignis. Bernhard Buchner glaubt, dass sich das nicht so schnell wiederholen werde.
Besonders hell soll es an der deutsch-tschechischen Grenze geleuchtet haben. Aber auch beispielsweise in Mittelfranken war der Meteor deutlich zu beobachten – auch von der Sternwarte in Nürnberg, wie hier im Video zu sehen:
Video: Der Meteor über Nürnberg