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Oberwesel - Die Geschichte klingt fast unglaublich: Der Meteoritensammler Stephan Decker besitzt einen extraterrestrischen Stein, der in dieser Beschaffenheit noch nie entdeckt wurde. Dass ausgerechnet ein meteorologischer Laie aus der mittelrheinischen Kleinstadt Oberwesel diese "Weltneuheit" verkünden kann, ist allerdings kein Zufall.
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Stolz präsentiert Stephan Decker, der Experte für Himmelsbrocken und Besitzer des einzigartigen Meteoriten-Museums in Oberwesel, den 24,2 Gramm schweren kostbaren Stein, der aus dem Asteroiden-Einschlag vom Oktober 2008 im Nordsudan stammt. Experten sind sich einig: Der Meteorit ist eine Sensation.
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Decker, der nach eigenen Angaben das einzige Meteoriten-Museum weltweit besitzt, hat sich als Experte für Himmelsbrocken in internationalen Fachkreisen längst einen Namen gemacht. Seit mehr als 15 Jahren betätigt er sich als Forscher, Sammler und Händler von Gesteinen aus dem Weltall. Dank der globalen Vernetzung ist die Welt im Meteoriten-Genre klein. Stephan Decker gehört dazu. Seine Homepage verzeichnet über 600 Aufrufe pro Tag.
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Es geschah am 7. Oktober 2008
Die fast unglaubliche Geschichte reicht ins Jahr 2008 zurück. Am 7. Oktober schlägt der Asteroid 2008 TC3 in der Nubischen Wüste im Norden des Sudan auf der Erde auf. Das Ereignis lässt die Zunft der Meteoriten-Jäger aufhorchen: Zum ersten Mal überhaupt wird ein Asteroid vor seinem Einschlag auf der Erde entdeckt. Dabei ist der Himmelskörper mit einem Durchmesser von weniger als vier Metern recht klein. Über 700 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 10,5 Kilogramm sammeln die Meteoriten-Jäger, darunter auch Experten der Nasa, ein.
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Über diesen Fund wird rege geforscht. Es ist besonderes kosmisches Material, das Asteroid 2008 TC3 hinterlässt. Es enthält über 20 unterschiedliche Gesteinsarten, teilt Prof. Addi Bischoff vom Institut für Planetologie der Universität Münster auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Aber das Kostbarste liegt Monate nach dem Absturz noch im Wüstensand verborgen. Drei sudanesische Geologen finden gut ein halbes Jahr nach dem Absturz in der Nubischen Wüste drei kleine Steine, die sich von dem bisher entdeckten Meteoriten-Gestein abheben: Sie haben keine schwarze, sondern eine grünlich schimmernde Schmelzkruste. Sie gehören zu den sogenannten Differenzierten Meteoriten, die noch mehr Urmaterie aus der Frühphase unseres Sonnensystems enthalten als andere Asteroide.
Einer der drei sudanesischen Geologen, er hat in Deutschland studiert, nimmt im November 2011 via Internet mit Decker Kontakt auf und erzählt ihm von seinem Sensationsfund. Weitere Monate vergehen, Decker und der sudanesische Wissenschaftler bleiben in Kontakt, nach und nach entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden. Im November 2012 besucht der Sudanese Decker in Oberwesel. Mit im Gepäck hat er neben schwarzem Gestein des 2008 TC3 auch den 24,2 Gramm schweren Meteoriten mit der grün schimmernden Schmelzkruste. Decker zögert nicht lange. In einem Gentlemen's-Agreement wird der Deal perfekt. Ganz nebenbei erwirbt Decker auch noch 100 Gramm des Meteoriten-Gesteins mit der schwarzen Schmelzkruste.
Neun Monate Ungewissheit
Ein Dreivierteljahr dauert es, bis das Institut für Planetologie in Münster die Echtheit des Meteoriten bestätigt. Als auch die Fachinstitute in Göttingen und Paris das Echtheits-Zertifikat ausstellen, herrscht Gewissheit: Deckers 24,2 Gramm großer Stein stammt aus dem Asteoriden-Einschlag vom Oktober 2008. Es ist das kostbarste Fundstück aus jenem Himmelsgestein. "Seit der Geschichte der Meteoritenkunde ist ein solcher Stein noch nie auf unseren Planeten gefallen", hat Decker von der Fachwelt erfahren.
Den "einzigartigen Charakter" des Steines bestätigt Addi Bischoff gegenüber unserer Zeitung. Mehr will der Planetologe aber nicht verraten. Die wissenschaftliche Publikation steht noch an. Der Autodidakt Stephan Decker ist stolz darauf, dass er mit seiner "Weltsensation auf dem Meteoriten-Markt" der mächtigen Nasa ein Schnippchen schlagen konnte. Denn den einflussreichen Amerikanern sei jener Fund ja entgangen. Jetzt will Decker die europäische Wissenschaft an der "Weltsensation" teilnehmen lassen und dabei ein gutes Geschäft machen. Dazu wird nächste Woche der Stein mit einer Diamant-Fadensäge zerteilt.
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Quelle: Rhein-Zeitung
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