Blogarchiv
UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-389

cenap-infoline-titel-594

cenap-archiv-titel-341

12.06.2009

Einblick in die deutsche UFO-Historie

UFOs und das deutsche Fernsehen...

ufos-tv-1

Fortsetzung...

RTL blieb bei der Sat1-Offensive nicht zurück und startete am 2.November 1992 in der Reihe "Explosiv - Das Magazin" eine UFO-Alien-Woche. An jedem Tag gab es einen thematischen Beitrag. Begonnen hatte es mit einem völlig Verriß der Ed Walters-Schwindelfotos entlang der CENAP-Argumentation. Doch da es keine Abstimmung in den einzelnen Redaktionen des Kölner Senders gab, konnte in der RTl-Serie "Ungelöste Geheimnisse" vom 9.Februar 1993 genau der selbe Fall "nach unserer Recherche" als großes Geheimnis durchgehen, für welches es überhaupt keine Erklärung gibt. Bei dem verwendeten Beitrag handelte es sich aber um eine inzwischen abgestandene alte Folge vom Oktober 1988 der US-Serie "Unsolved Mysteries". Obwohl angeblich für "Ungelöste Geheimnisse" unheimlich viel recherchiert worden ist, zeigte sich dadurch das alte Phänomen, welches uns weiterhin begleiten wird: Nach bestem Wissen und Gewissen wurde eben doch nicht recherchiert. Kein Wunder wenn fauler Zauber dann weiterhin ein "ungelöstes Geheimnis" bleiben muß.

 

Am 17.Dezember 1992 wagte sich Ulrich Meyer in der Sat1-Reihe "Einspruch" an das UFO-Thema. Eigentlich sollte auch mindestens ein CENAP-Vertreter an der Gesprächsrunde teilnehmen, doch da Meyer bereits als Moderator bei RTL und der dortigen Sendung "Heißer Stuhl" auf Intervention Johannes von Buttlar den CENAP-Mitarbeiter Rudolf Henke umgehend ausladen ließ, war auch dieses damit zu rechnen, keinen CENAP-Vertreter vor der Kamera zu sehen. Genauso kam es dann auch. Obwohl die verantwortliche Redaktion nach und nach WW und Henke eingeladen hatten und noch die letzten Details geregelt werden sollten, hörten wir nie mehr etwas von Meyer´s Leuten... So fehlten mal wieder die schärften und sachkundigsten (CENAP-) Kritiker. Wie auch immer, zumindest unser Kollege Ulrich Magin (der kurz zuvor sein Buch "Von UFOs entführt" veröffentlicht hatte) war neben Heinz "Katastrophen" Kaminski ("einer der bekanntesten Astronomen Deutschlands") und dem Altertumsforscher Eberhard Zankker vertreten. Daß es hier mal wieder nicht um Ausgewogenheit ging belegte sich zudem durch den Umstand, daß auch unter den Zuschauern kein einziger Kritiker gestreut war, diesen Platz nahmen Michael Hesemann, der "Außerirdische" Gerd Burde und der Amerikaner Bob Oechsler ein. In der Arena selbst machten die Pro-UFO-Vertreter Johannes von Buttlar, die Kontaktlerin Adele Holzer und Erich von Däniken ("Ich bin kein UFO-Mann") die Show auf.

 

Als erstes erklärte sich Burde, der seit seinem 28 Lebensjahr weiß, ein Wesen von "antarischer Herkunft" zu sein, weil er entsprechende mediale Eingaben bekommen hatte. Hier habe er erfahren, daß die Außerirdischen kurz vor einem offenen Kontakt ständen, dazu haben sie ihn beauftragt, einen weltbewegenden UFO-Film zu produzieren, um die Menschheit auf das Kommen der ETs vorzubereiten. Er nutzte das Forum auch später um für seine "weltweit verkaufte" Produktion von drei Videobändern zu werben. Frau Holzer präsentierte sich überstark geschminkt mit welligen, wirr herabhängenden blonden Haaren in einem Astronauten-Look mit silbergläzender Metallig-Jacke. So erzählte sie ihre bekannte UFO-Geschichte wohl eingeübt. In Folge ihrer Sichtung eines UFOs bei Burghausen habe sie den Eindruck gehabt von nicht-sichtbaren UFO-Insassen kontaktiert worden zu sein, die vom ehemals paradiesischen Planeten Phaeton kamen, auf dem Frau Holzer selbst in einem früheren Leben wohnte und als Astrophysikerin arbeitete, wie sie durch eine Hypnose-Regression erfuhr. Kaminski fragte nach, wo dieser Planet sich befinde und Holzer nannte dafür die Position zwischen Mars und Jupiter, was Kaminski natürlich nicht glauben konnte und Widerspruch erntete. von Buttlar wischte die Story von Frau Holzer weg und griff sich dafür Kaminski, weil dieser sich kritisch über Leben im All aussprach. Erich von Däniken dagegen verteidigte die Phaeton-Hypothese.

Auf Drängen des Moderators schilderte von Buttlar kurz seine eigene UFO-Sichtung im Alter von 16 Jahren über Australien, als er eine 40 cm große Scheibe herabkommen gesehen hatte. Während er für eine objektive Sichtung in Anspruch nahm, wies er in Hinblick auf Holzer auf den subjektiven Charakter derartiger Berichte wie von ihr hin. Zankker berichtete dann von seiner Troja-Atlantis-Hypothese und glaubte nicht, daß die UFOs extraterrestrische Phänomene sind. Meyer fragte hierbei von Buttlar, wie es denn nun mit den Geschichten von abgestürzten und geborgenen Fliegenden Untertassen stehe, die er in seinen Büchern beschrieben habe. Dies wies der Angesproche aber zurück: "Das habe ich nicht geschrieben..." Aber er wies darauf hin, daß bei CNN 350 Zeugen des Roswell-Vorfalls ausgesagt hätten. Er erwies sich jetzt recht ausweichend und wollte keine klaren Positionen einnehmen, dafür warf er den Skeptikern vor, nicht gut genug informiert zu sein, wenn sie ihn oder die UFO-Bewegung kritisierten. Kaminski konterte mit dem Argument, daß bisher keine UFO-Fotos von Astronomen gemacht wurden, womit von Buttlar sein Spiel hatte. Er widersprach nachdrücklich und nannte Prof.Kippenhahn, dem er nach der BR3-Talkshow und von Ludwigers Buch "Der Stand der UFO-Forschung" unterschob ein UFO-Foto zu besitzen. Kaminski nannte all die Geschichten über bevorstehende UFO-Landungen als Spintisiererei und einen gigantischen Spaß des Publikums. Der UFO-Aberglaube sei Opium für das Volk, wofür er donnernden Publikumsapplaus erhielt.

 

Der neben mit vor Stolz geschwellter Brust im Publikum sitzenden Hesemann wurde so Bob "Was-ist-schon-schlecht-daran-mit-UFOs-ein-paar-Scheine-zu-machen" Oechsler angesprochen, der damit seinen großen Deutschland-Auftritt erfuhr. Meyer stellte ihn als ehemaligen NASA-Techniker vor, der am Bau von Raumschiffkupplungen und an der Konstruktion des Space Shuttle-Greifarms beteiligt gewesen sein soll. Wie er aussagte seien die Beweise für den Absturz einer Fliegenden Untertasse in Neu Mexiko "ziemlich klar", ja es sind sogar zwei Untertassen damals abgestürzt, die durch Attacken der Luftwaffe bedrängt, zusammengestoßen sind und deswegen in einem Unfall herabfielen. Die eine wurde völlig zerstört und die andere wurde intakt von der US-Luftwaffe geborgen. Als Folge hätte das Pentagon eine Antigravitations-Kammer bauen können. Seine Quellen sind die anonymen "hohen Geheimdienstleute". Inzwischen wisse "man", wie die UFOs fliegen. EvD danach befragt, hielt sich aus dieser Debatte raus. Magin blieb nur eine ironische Bemerkung übrig. Buttlar dagegen gestand ein, davon überzeugt zu sein, "ich weiß, daß es komisch klingt", daß wahrscheinlich ein Teil der Mikrochip-Technologie auf die Auswertung von ET-Technik zurückzuführen ist! Dies könne er sagen, weil er sich schon seit 30 Jahren mit den UFOs beschäftige, eines der größten UFO-Archive besitze und daher eine Reihe von Indizien und sogar "einige Beweise" habe und wenn dann noch ein "NASA-Spezialist" wie Oechsler all dies bestätigte, sollte dies doch auch richtig sein. Kaminski nannte von Buttlar Darlegungen einfach "Erzählungen" und bezweifelte die Seriosität seiner Informanten aus den USA, wo man in Geldfragen eine ganz andere Mentalität besitzt - auch dafür gab es extra-starken Applaus. Und als er dann auch noch davon sprach, dass es Personen gäbe, die sich manchmal für "gewiße Narreteien" hergeben, erntete er von Buttlar ein empörtes "Oi, oi, oi...!"

 

Ulrich Magin wurde der Diskussion dann langsam überdrüssig, weil Meyer von Buttlar wegen des Abdrucks des sogenannten EBE-Fotos fragte und dieser sich damit herausredete, und griff von Buttlar frontal an, indem er ihn vorwarf, immer nur im Konjunktiv (= Möglichkeitsform) vor der Kamera zu sprechen ("Das könnte sein", "Das ist möglich" usw), während das EBE-Foto im Buch "Drachenwege" (1990) aber definitiv als Roswell-ET-Bild ausgewiesen worden ist (Originaltext: "Der tote EBE im Leichensack auf einer Bahre..."). Buttlar ruderte heftig und sei ganz unschuldig, weil er erst nach Veröffentlichung festgestellt habe, daß es sich hierbei möglicherweise um eine Puppe handeln könnte. Dieses neuerliche Konjunktiv war Anlaß für Magin nochmals nachzulegen, weil von Buttlar das Bild dann nochmals im Herbst 1991 in "Adams Planet" verwendete während seit Frühjahr 1991 defintitiv das angebliche Beweisbild eindeutig als Puppenfoto nachgewiesen worden ist! Dies ist ein Faktum, welches nicht weiter diskutiert wurde...

 

Meyer fragte dafür von Buttlar ob die USA und UdSSR geheime Abkommen gegen ETs beschlossen hätten. Dieser hielt dies durchaus für möglich, da es Hinweise auf geheime UFO-Forschungsprojekte in den USA und der UdSSR gäbe, die zur Feststellung gekommen seien, daß die UFOs außerirdische Objekte sind. Kaminski widersprach dem heftig und verwies darauf, daß die angeblichen UFO-Spuren von Woronesch sich als negativ erwiesen haben - von Buttlar einfach so: "Das stimmt nicht. Wollen wir mal Michael Hesemann zu Worte kommen lassen?" Damit kam der Jung-UFOloge ins Spiel, eine Hand wäscht unter Freunden doch die andere. Dieser bemerkte nun mit irgendeinen Prof.Uvarov gesprochen zu haben, der die TASS-Geschichte bestätigte, genauso wie sein Kollege V.Ashasha. Alle seine Kontaktpersonen - darunter Mitglieder der Akademie der Wissenschaften - hätten die Geschichte bestätigt. Danach wurde der Carp/Ontario-Film aufgeführt, den von Buttlar kommentierte und als einen unkonventionellen Flugkörper vorstellte. Die Story wurde im Magazin 2000 Nr.91 erstmals vollständig hierzulande bekannt. Kaminski war hier auch etwas hilflos und so wurde Oechsler befragt und dieser betonte, daß dieser Film eine "authentische" Fliegende Untertassen-Landung zeige, obwohl man bei diesen Nachtaufnahmen mehr interpretiert als tatsächlich sieht. Oechsler weist darauf hin, daß der Film (mal wieder) "wissenschaftlich" untersucht worden ist und man an Ort ungewöhnliche Spuren von Titan fand.

 

In der ´Abendzeitung´ vom 19.Dezember 1992 gab es mal wieder TV-Kritik unter "Ponkie sieht fern...": Im Fernsehen erleben wir die ganze Spannbreite der Bedrohlichkeiten, die uns den vorweihnachtlichen Glitzerglanz des Jahres 1992 verdunkeln: einerseits die Neonazis (ARD) - andererseits die Außerirdischen (Sat1). Beiden ist nicht zu trauen. Nur: Um die Neonazis müssen wir uns selber kümmern - die Außerirdischen kümmern sich um uns (und rufen notfalls bei Sat1 an). Fatal wäre natürlich eine Kombination: Ein außerirdischer Neonazi hätte uns gerade noch gefehlt (die hiesigen würden ihn dann wegen galaktischer Rassenschande lynchen). Einspruch: Außerirdische. Die Anwesenheit eines echten Außerirdischen vom Planeten Antares, von Beruf Filmproduzent, wohnhaft am Chiemsee (mit 28 erleuchtet in Thailand, durch "Sichtungen von fliegenden Scheiben" und "mediale Kontakte" bestens informiert über die in Kürze bevorstehende Kontaktaufnahme außerirdischer Wesenheiten mit uns Erdenwürmern) - diese personifizierte UFO-Offenbarung brachte Ulrich Meyers Talk-Raumschiff "Einspruch" (Sat 1) mitten ins schwarze Loch, gleich hinterm Jupiter rechts um die Ecke. Die UFO-Spezialisten, behauptete Meyer, unterscheiden blonde, rothaarige, kleine graue und langnasige graue Aliens. Und eine Künstlerin aus Bayern wurde von ihren galaktischen Brüdern und Schwestern genau über ihr früheres Leben auf einem fernen Planeten informiert. Die naheliegende Frage an Herrn Meyer, ob er uns vielleicht, weil Advent ist und wir Nächstenliebe üben müssen, ein wenig, wie sagt man doch irdisch, verarschen wollte, verkneifen wir uns jetzt, sagen aber dem Astronomie-Professor von der Sternwarte Bochum Dank, daß er die Erleuchtung tapfer "Schwafelei" und "Opium fürs Volk" nannte. Kleiner Tip für Asylbewerber: Spock-Ohren ankleben und sagen, man komme von Pluto und werde dort von Milchstraßen-Skins verfolgt. Kontakt-Adressen: Ulrich Meyer und Erich von Däniken.

 

Unvergessen auch die Ausstrahlung des Zweiteilers "In der Gewalt der Außerirdischen" am 29. und 30.Dezember 1992 auf RTL, basierend auf Budd Hopkins Buch "Intruders". Die Ausstrahlung war so erfolgreich, daß der Film alsbald sogar als Band in den Videotheken auszuleihen war. Auf dem Bildschirm flackerten uns nun Reality-TV und Pseudo-Dokumentationen entgegen, um den grenzwissenschaftlichen Erfahrungsbereich des menschlichen Lebens zu erschließen. Dies alles wurde nun zu einem die Nation erfassenden TV-Trend. Massenwirksame TV-Sendung sind das Opium unserer modernen Zivilisation - Sex and Crime ziehen nicht mehr, ermüden sich und somit ist das Gruseln vor dem Alltag und seiner ungewöhnlichen Erfahrungen (=außergewöhnliche Phänomene) angesagt. Vor der Glotzkiste findet der Ausflug mit dem Unfaßbaren als Flucht vor dem grauen Alltag statt, um sich in der neuen Wirklichkeitsebene des Fernsehen mit den modernen Gestalten unserer neuen Alpträume herumzuschlagen. Die Zeit der Grauen war gekommen. Übersättigung ist sicherlich dabei auch ein beachtenswerter Punkt, welcher die Zuschauer in Pseudo-Dokumentationen und -Reportagen hineintreibt, sobald die SF Wirklichkeit wird. Im Zeitalter der Technologie und Bürokratie tun Wunder ganz gut. "In der Gewalt der Außerirdischen" wurde zu einer erschreckenden Projektionsfläche für Ängste und Weltfurcht im Space Age, um den Psycho-Kumpels und Schizo´s aller Art neue Konzepte für ihren Wahn zu geben. Tatsächlich begann damit auch das UFO-Entführungsphänomen in Deutschland richtig Fuß zu fassen. Bereits im CR 203 vom Februar 1993 hatte ich deswegen geklagt, daß die TV-Anstalten hier ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und das Thema für sich laufen ließen, ohne es es sachkundig z.B. in Form von kritischen Beiträgen in Magazinsendungen zu begleiten. Ich fürchtete damals, daß diese Sendung ein Dammbruch bedeuten würde - und tatsächlich war es auch so.

 

Die ´Frankfurter Rundschau´ vom 31.Dezember 1992 schloß das UFO-Jahr dann mit dem ganzseitigen Artikel "Ein paar UFOs sind echte Rätsel/´Fliegende Untertassen´ sind meist erklärbar, aber zehn Prozent geben zu denken" von Redaktionsmitglied Peter Holle ab. Hier griff er den Fall Messel vom März 1982 auf und ließ Andreas Schneider (24) aus Gravenbruch zu Worte kommen (obwohl dieser inzwischen bereits an AIDS verstorben war), der so im Schnitt alle zwei Monate von Außerirdischen besucht werde, die vom Planeten Ummo kämen. Alsbald kommt die FR zu Rudolf Henke als Fachbereichsleiter der GWUP und dem Mannheimer CENAP. Illobrand von Luwiger, Diplom-Physiker aus München, sah aber alles anders als die beiden vorgenannten Vereine und verwies auf die 100.000 Reports von UFOs aus aller Welt. Hiervon seien zehn Prozent nicht natürlich zu erklären und sie seien physikalische Objekte, intelligent gelenkt und in Wechselwirkung mit der Umgebung. MUFON-CES erforscht mit naturwissenschaftlichen Methoden das "Phänomen unidentifizierbarer Flugobjekte" machte er hier auf. Mehrfach sei den "15 Physikern, vier Mathematikern, drei Astronomen, zwei Chemiker, ein Biologe, ein Mineraloge, 16 Ingenieuren, acht Humanmedizinern, sieben Sozialwissenschaftlern" an fünf Universitäten, zwei Max-Planck-Instituten und in der Luft- und Raumfahrt diese Hypothese bestätigt worden und sie seien sicher, daß es hier keine Hirngespinste gäbe, sondern "neue, untersuchenswerte Phänomene" die sich mittels eines "hochkomplizierten Modell einer sechsdimensionalen Welt, wie es der Physiker Burkhard Heim in seiner einheitlichen Quantenfeldtheorie entworfen hat" erklären ließen. In einem Kasten mit der Überschrift "Kennen Sie meinen Freund Neser?" wurde sogar auf das im Frankfurter 2001-Versand erschienene Buch "Der Stand der UFO-Forschung" hingewiesen.

+++

Teil III: UFOs und das deutsche Fernsehen...

...Fortsetzung:

 

Das Jahr 1993 und die UFO-Entführten im ZDF

 

Gero von Randow nahm sich in der ZEIT vom 8.Januar 1993 dem "Unseligen Fernsehspuk" um "Geistheiler, Hellseher und UFOs" an, die jetzt wieder Konjunktur hatten. Zwanzig Jahre hatte Deutschland vor dem Übersinnlichen weitgehend Ruhe gehabt, als Charmeur und Filou Uri Geller einstmals im Fernsehen Besteck bog und behauptete, daß dies aufgrund übersinnlicher Fähigkeiten zurückgehe. Die BILD-Zeitung ehemals "Uri Geller verbiegt ganz deutschland". Nun ging wieder sein Geist um: Phantastische Phänomene, Unerklärte Geheimnisse und PSI brächten ihn wieder zurück. von Randow: "...In ´Einspruch´ (Sat1) tritt zur Freude des Oberufologen Johannes von Buttlar ein wiedergeborener Außerirdischer auf. Der esoterische Zirkus hat seine Lachnummern, bietet aber dennoch wenig Anlaß zur Freude. Der Fernsehspuk kommt nämlich als Wahrheit und Wissenschaft daher und könnte unheilvollen Ideologien die Tür öffnen. Etwa dem Wahn, wir alle würden perfekt manipuliert: von UFOs, TV-Hypnotiseuren, Satanisten, Geheimdiensten oder, was nicht fehlen darf, von Wissenschaftlern, die das Volk belügen..." Randow fragte sich, wie sich der Laie verhalten soll, wenn er nicht paranoid werden will, wenn ihm zur besten Sendezeit so ziemlich alles, was des Menschen verwirrbarer Geist ausdenken kann, für möglich oder gar für real verkauft wird?

 

Schließlich gilt nicht immer die Entenregel: Was schnattert, watschelt und aussieht wie eine Ente, das ist auch eine. "Manch komplizierte Wissenschaft klingt abwegig, simpler Humbug wirkt plausibel. Um so wichtiger wäre es, wenn sich endlich mehr Wissenschaftler dazu aufraffen könnten, den Obskurantismus öffentlich zu entlarven - und zwar nicht doktrinär, sondern mit ihrer schärfsten Waffe: der methodenstrengen Skepsis. Wer Aufsehenerregendes behauptet, dessen Daten und Schlußfolgerungen gehören in die Feuerprobe der wissenschaftlichen Kritik." Randow verwies hier auf das "Fähnlein Aufrechter, in erster Linie ein kleiner Verein namens Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften", eben die GWUP. Zusätzlich schrieb er als Forderung ins Blatt: "Und dürfen wir noch hoffen, daß sich in den Sendeanstalten verantwortungsbewußte Redaktionen finden, die den Unsinn sorgfältig auseinanderpflücken, gleichfalls zur besten Sendezeit? Es reicht jedenfalls nicht, in gedankenloser Ausgewogenheit neben jeden Spinner einen Alibiforscher zu plazieren, der dann brav versucht, das Gesagte aus dem Handgelenk zu widerlegen. Schwindler haben immer einen Vorsprung, denn Flunkern ist allemal leichter als Entlarven."

 

Doch auch eine Presseerklärung der GWUP, die z.B. am 11.Februar 1993 von der Offenbach-Post aufgegriffen wurde, half nicht: Wissenschaftler kritisieren "PSI". Die ARD-Reihe "PSI" verstößt nach Ansicht der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Paraphänomenen (GWUP) in Roßdorf gegen das Gebot der objektiven und ausgewogenen Information. Das Thema Okkultismus werde Moderatoren überlassen, die der Esoterik nahestünden ode rkaum Kenntnisse besäßen. So würden "billigste Darbeitungen als übersinnlich verkauft".

 

Leider war dies im Zeitalter der Quote im ´black hole´ der mächtigen Fernsehmacher untergegangen, auch wenn jeder seriöse Rechercheur in Folge auf diese Kritik stoßen muß. Die Angst vor Quotenschwund geht um, wenn man den Menschen die Wahrheit sagt. Die Menschen lieben nun einmal den Mythos und nicht die Fakten. Dies erkannte Werner Walter schon etliche Jahre früher, als er sein Manuskript des 330seitigen Buches "UFOs über Deutschland" etwa 100 Verlagen angeboten hatte und dabei Erfahrungen wie aus dem nachfolgenden Beispiel machte. Beate Laura Menzel von der Sachbuchredaktion der Rowohlt Verlags GmbH in Reinbek schickte mit einem Schreiben vom 27.August 1986 das Manu zurück: "...ich habe mich inzwischen mit Ihren Plänen vertraut gemacht, muß Ihnen aber sagen, daß Rowohlt da nicht der geeignete Partner für Sie sein kann. Ich glaube gern, daß Sie interessante Informationen herausgefunden haben und daß Sie es als Ihre Pflicht ansehen, die immer wieder gläubigen UFO-Anhänger über den Wahrheitsgehalt dieser Phänomene aufzuklären. Nur, wollen diese das? ich denke einfach, daß viele Menschen irgendetwas Unerklärliches brauchen, um ihrem Leben eine gewisse Würze zu geben und deshalb nur ungern sich dieses Spielzeug wegnehmen lassen. Wir hatten seinerzeit ein ähnlich aufklärerisches Buch zu dem Thema ´Bermuda-Dreieck´ veröffentlicht, das sich als totaler Flop entpuppte, denn entweder, jemand glaubt daran, dann will er sich selten seinen Glauben zerstören lassen, oder aber er lehnt die Berichte sowieso als erdacht ab, dann wird er sich auch nicht weiter damit beschäftigen. Die wenigen, die darüber wirklich Aufschluß haben wollen, können leider eine Buchauflage nicht tragen. Deswegen schicke ich Ihnen mit Dank Ihre Unterlagen wieder zurück."

 

Hier wurde im Kern alles ausgesagt. Flops sprechen sich in der Medienbranche schnell herum, aber erst sollte 1996 die Sachlage sich wenden, als Werner Walter beim Heel-Verlag sein Buch "UFOs - Die Wahrheit" erfolgreich in 2.Auflagen rausbrachte, sodaß alsbald eine Bertelsmann-Buchclub-Version erschien und Goldmann gar daraus noch ein Taschenbuch machte. Doch weiter in unserer zeithistorischen Betrachtung über die UFO-Aufarbeitung im deutschen Guckkasten.

 

Sat1 startete dagegen nun mit der Serie "Auf den Spuren der Allmächtigen" gleich in den ersten Tagen des neuen Jahres durch und schon nahm sich BILD am Sonntag vom 10.Januar 1993 der neuen Serie wenig schmeichelhaft zur Premiere an: Erich v. Däniken: Noch ein Erleuchteter... Erst die "Phantastischen Phänomene" mit Rainer Holbe, nun wandelt Erich von Däniken (57) 25mal "Auf den Spuren der Allmächtigen". Noch ein Erleuchteter bei Sat1. Um seine Theorien über außerirdische Besucher auf der Erde zu belegen, geht der Schweizer auf Reisen: heute nach Ägypten zu den Pyramiden. Sat1-Sprecher Dieter zur Straßen: "Das Genre des Phantastischen rückt immer mehr in den Mittelpunkt." Auch bei der ARD. Ab 19.Januar läuft "PSI": sechs Folgen über Phänomene zwischen Himmel und Erde. Parallel einher brachte Michael Hesemann für sein großes Publikum die erste große UFO-Videokassette für die UFO-Szene heraus: "UFOs: Die Beweise" mit 45 Original-UFO-Filmen aus aller Welt. Ein Videoklassiker für die Freunde des Phantastischen bis heute. Am 5.Januar 1993 schickte uns die Firma "Komplett-Video" aus München ein Schreiben um auf eine Film-Dokumentation zum Thema UFO hinzuweisen, die man für die Reihe "Wissen auf Video" plante: "Der Schwerpunkt soll auf einer dokumentarischen Darstellung der bisher bekannten Phänomene und Beobachtungen liegen, wobei wir davon ausgehen, daß außerirdisches Leben - in welcher Form auch immer - grundsätzlich nicht auszuschließen ist. Unser Redakteur, Johann Eisenmann, wird sich in den nächsten Tagen mit Ihnen telefonisch in Verbindung setzen, um Einzelheiten zu besprechen. Wir würden uns über eine Unterstützung Ihrerseits sehr freuen." Daraus wurde dann aber nichts, da mal wieder die phantastischen Aspekte im Vordergrund standen und Aufklärung nicht gefragt war.

 

Uns war klar, daß da noch einiges auf uns zukommt, vor allen Dingen was die Nichtbeachtung des skeptischen Standpunktes betrifft. Im CR 203 (Februar 1993) formulierte ich es damals so: "Im Zuge von Reality-TV und Schock-Fernsehen ist hier wohl auch keine Veränderung zu erwarten, der Aufklärungs-Journalismus am Ende? Und die wissenschaftliche Dokumentation im Spülbecken der Historie?" Genauso sollte es auch kommen. EvD hatte zum Start seiner Sendung selbst erklärt, daß er die Zuschauer "in das herrliche Land der Fragezeichen und der Faszination" führten möchte und "nicht alles beweisen will" was er da von sich gibt. Zudem: "Wissenschaftlich will ich eigentlich gar nicht werden, ich möchte beweisen, daß es Dinge auf der Erde zwischen Himmel und Erde gibt, die wir heute noch nicht begriffen haben" und die das Werk jener sind, da da schon seit früher Steinzeit in unsere irdischen Geschicke eingreifen - eben die Allmächtigen, Götter oder Extraterrestrier. So versammelte sich also die gläubige Gemeinde alle 14 Tage zur Mittagszeit vor dem Fernseher, um Götter-Astronauten-Erich zu huldigen. Das herrliche Land der Fragezeichen kann nur deswegen faszinieren, weil man eben nicht wissenschaftlich wird und nichts beweisen kann, um die angeblichen geheimnisvollen Dinge zwischen Himmel und Erde zumindest in unserer Vorstellungskraft existieren zu lassen. Überaus bemerkenswerte Aussagen, wie wir meinen, da hierdurch alles zur nichtsaussagenden Beliebigkeit reduziert wird. Entsprechend fiel die Reihe dann als Multi-Media-Show (mit schönen Sphärenklängen und netten Computeranimationen) rund um das Produkt Erich von Däniken aus und wirkte als Reiseführer in die Welt des Phantastischen, um die millionenfach verkauften Bücher des Schweizers in bewegte Bilder zu fassen und damit ihren Inhalten neue Kraft zu geben. Sat1 setzte dem Mann ein Mediendenkmal.

 

Der Herbig-Verlag nutzte die guten Quoten für Holbe mit der Veröffentlichung eines "Sat1-Begleitbuches" (im Frühjahr 1993) von Rainer Holbe zu seiner Reihe "Phantastische Phänomene" mit dem Untertitel "Den grossen Rätseln auf der Spur". Versprochen wurde hier der "wissenschaftliche Hintergrund und Einstieg in eine faszinierende Welt". Geschickt wurde dabei der Start der 2.TV-Staffel genutzt, um das Buch unter die Leser zu bringen und die vorgebrachte barsche Kritik wurde in der Formulierung "aus Zeitgründen können in der Sendung die verschiedenen Live-Experimente und Reportage-Einspielungen wissenschaftlich nur kurz analysiert werden" umgangen, um der näheren und kritischen Beschau zu entgehen. Nett herausgeredet, um das Gesicht zu wahren.

 

Am 16.März 1993 startete dann auf dem ARD-Kanal eine weitere "PSI"-Folge, worin die UFOs das Hauptthema waren. Wie die Leipziger Volkszeitung dazu am selben Tag schrieb: "Thomas Hegemann und Penny McLean werden sich in der fünften Folge mit einer der rätselhaftestes Erscheinungen unserer Zeit beschäftigen. In den Filmen und im Studio kommen Leute zu Wort, die davon überzeugt sind, daß sie Begegnungen mit UFOs und deren außerirdischen Besatzungen hatten. Skepsis dürfte erlaubt sein."

 

In der Fernsehzeitschrift ´auf einen Blick´ Nr.14/1993 (erschienen am 1.April) gab es dann den Artikel von Jutta Rolfs: "Fernseh-Wissenschaftler Johannes von Buttlar: Außerirdische beobachten die Erde". Passend zum Start seines aktuellen Buches "Gottes Würfel" bekam er also auch sein Forum. Hierzu bot er eine neue Sensation an: Videoaufnahmen während eines amerikanischen Space Shuttle-Fluges, die angeblich UFOs zeigen, die von einer Rakete oder mit einem Laserstrahl angeblich beschoßen würden. Buttlar nannte dort den Film eine Sensation und breitete eine tolle Geschichte aus: "...Ohne den Fehler der Astronautin hätte niemand etwas davon erfahren. Bei jener Astronautin handelt es sich um die Amerikanerin Bonnie J.Dunbar (44), die mit 505 Erdumrundungen im Spacelab zu den Veteranen der NASA zählt. Die promovierte Ingenieurin und Physikerin saß während ihrer dritten Weltraummission im Sommer vergangenen Jahres als verantwortlicher Navigationsoffizier vor ihren Monitoren und beobachtete die Bilder, die die an der Raumfähre Discovery angebrachten Kameras aufnahmen. Eine Routinearbeit, doch am 7.Juli sichtete Bonnie Dunbar in knapp 200 Kilometer Entfernung einen silbrigen Punkt. Für die erfahrene Astronautin war das keine optische Täuschung, sondern eun unbekanntes Flugobjekt. Geistesgegenwärtig richtete sie eine der Kameras auf das UFO, das sofort im rechten Winkel ausbrach, beschleunigte und im Dunkel des Alls verschwand. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekunden später zischte eine von der Erde abgefeuerte Rakete oder Laserkanone, wie Johannes von Buttlar meint, mit einem weißen Streifen am UFO vorbei." Mit der NASA-Erklärung betreffs Eiskristalle "kann ich mich nicht zufrieden geben", sagte jener dann. Der Space Shuttle-Film sei genauso für ihn ein Beweis, wie die "sensationelle Begebenheit in der Nähe von Carp, einem Vorort der kanadischen Stadt Ottawa, wo es einem Videofilmer gelang, Aufnahmen von einem scheibenförmigen Flugobjekt zu machen", mehr dazu in seinem Buch. Wie von Buttlar erklärte, habe der NASA-Experte Bob Oechsler entdeckt, daß nicht nur das Gras kreisförmig verkohlt war, sondern auch das Erdreich bis in mehrere Meter Tiefe...

 

Ob dieses Unfugs schickten wir einen aufklärenden Leserbrief ein (der natürlich nicht abgedruckt wurde) und verschickten eine Pressemitteilung, die auch niemand aufgriff. Mit Nr.205 für April 1993 begann dann im CENAP REPORT eine Reihe kritischer Berichterstattungen zum UFO-Entführungsthema. Klaus Webner brachte unter ISBN 3-929040-01-5 im Selbstverlag die Fotodokumentation "Wesen aus dem Weltraum" heraus, wo er alles bis Dato greifbare Bildmaterial über angebliche Aliens analysierte. Im Frühjahr 1993 geisterten Gerüchte in den Szenenblättern herum, wonach alsbald eine ZDF-Dokumentation auf den kleinen Schirm kommen werde, dies wäre das erste Mal seit Anfang der 70er Jahre wo im ZDF die UFOs wiederkehren würden. Übrigens hatte das ZDF in jener Zeit auch die SF-TV-Serien "UFO" und "Invasion von der Wega" laufen gehabt. Das war eindeutig die Bauer-Geschichte. Da jener und das ZDF sich nicht bei uns weiter rückgekoppelt hatten, fürchteten wir nun eine weitere unkritische Behandlung des Themas im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, um ans Kommerz-TV aufzuschließen. Quote statt Qualität. Im Vorfeld der Sendung kontaktierten uns einige Journalisten aus Presse und Rundfunk um Stellungsnahmen zu erhalten. Darunter auch Der Spiegel von dem wir erstaunliche Tatsachen erfuhren: Der erfahrene UFO-Kritiker Phil Klass wurde aufgrund des Drucks von Entführungs-Forschern nicht vor die Kamera gebracht, weil sich sonst führende UFOlogen weigerten, an dem Film teilzunehmen. Dies sorgte für eine zweiseitige Pressemitteilung von uns an knapp 70 Pressestellen, sowie dem ZDF. Hier klagten wir über das Fehlen einer kritischen Begleitung und des skeptischen Standpunktes in der ZDF-Sendung. Leider verpuffte dies wieder.

 

Dennoch, der ´Spiegel´ Nr.20/1993 nahm sich im Bereich "Wissenschaft" dem Thema "UFOs: Kosmische Fummler" an, da es die "jähe Wiederkehr der hierzulande erst im Frühjahr verebbten Psi-Welle in ARD und kommerziellen Programmen" gibt. Bauer´s Film "räumt Spekulationen über Wesen von anderen Welten den Rang von Tatsachen ein, denn Gegenstimmen kommen nicht zu Wort". Zudem "ist die Beweislage mehr als mau". Und dennoch, genau dies scheint das Publikum nicht zu stören, warum also auf diesem Pfad nicht weitermachen? Auch hier gilt: Die Menschen lieben ihre modernen Mythen und nicht die Tatsachen dahinter. Das ZDF setzte nun ebenfalls auf den Unterhaltungswert von übersinnlichem Hokuspokus. So klagt auch der Spiegel: "Gerade Fakten sind aber in Bauers Film Mangelware." "Die amerikanische UFOlogen-Clique geht zur Absicherung ihrer Reputation einen einfachen Weg. Erfolgreich immunisierte sie sich gegen Kritik im Film, indem sie skeptische Stimmen schon vor den Dreharbeiten auszusortieren suchte. Als Bauer den engagierten Kritiker und Buchautor Philip Klass (´UFO-Entführungen: Ein gefährliches Spiel´) vor der Kamera interviewen wollte, drohten Jacobs und Mack mit einem Boykott des Filmvorhabens; Bauer gab klein bei. Auch sonst läßt er manches unerledigt..."

 

Im Vorfeld des ZDF-Films über Menschen, die von UFOnauten entführt worden sein sollen, wurden wir von diversen Zeitungen und Radiostationen kontaktiert. Als Folge gab es z.B. ganzseitige Feature-Artikel am 22.Mai 1993 in der ´Kölner Rundschau´ ("Himmels-Erscheinungen erhitzen die Gemüter: Studenten im UFO auf Spritztour zum Jupitermond") oder im ´Darmstädter Echo´ ("Gegen die Geisterseher unserer Zeit - UFOs und Übersinnlichem auf der Spur - die GWUP in Roßdorf"). Hierbei wurden Telefonnummer und teilweise sogar die Kontaktadresse von dem Mann veröffentlicht, der "sich vom Saulus zum Paulus der UFO-Bewegung gewandelt hat - vom Schwärmer zum Skeptiker", veröffentlicht.

 

Die ´Süddeutsche Zeitung´ vom 22.Mai 1993 veröffentlichte unter der Schlagzeile "Nicht für voll genommen" sogar ein Interview mit Christian Bauer, der gerade für einen Dokumentarfilm über den Abzug der US-Truppen aus Deutschland einen Grimme-Preis bekommen hatte ("Der Ami geht heim", 1993). Er hatte sich bis Dato in mehr als 30 Filmen mit dem Film selbst und Kultur beschäftigt. Bei seinen Dreharbeiten für das aktuelle Werk habe er "manchmal wirklich Angst" gehabt: "Wir haben diese phantastischen Geschichten angehört, bis zu einem Punkt, wo das auf die Psyche des ganzen Teams durchgeschlagen hat". Je offener an das Thema heranging, je mehr hatte er erfahren und zudem wollte er "bestimmte Erfahrungen für die Zuschauer nach-erlebbar zu machen. Ob das gefährlich sein könnte, danach habe ich nicht gefragt". Die SZ fragte wo die kritische Haltung der Wissenschaftler in dem Film vorkomme und Bauer antwortete: "Es kommen mehr Wissenschaftler zu Wort als Entführungsopfer´. Die beschreiben ihre eigene Skepsis angesichts dieses Phänomens. Aber sie wischen es nicht gleich vom Tisch. Sind sie deshalb keine Wissenschaftler mehr?" Dies hört sich natürlich gut an, aber die "Wissenschaftler" des Films waren UFO-Fans gewesen, die sich nur pseudo-skeptisch gaben um durchzukommen. Die SZ fragte auch wegen dem Kritiker Klass nach, der für den Film nicht interviewt wurde und deswegen gab in bester ufologischer Scheuklappenmanier Bauer an: "Der sagt einfach, das sei alles erstunken und erlogen, und fragt: Warum gehen die Leute nicht zur Polizei, wie jeder andere, der entführt worden ist? Dem Film geht ohne ihm keine Information verloren." So kann man sich auch die Dinge schönreden, wenn der Leser nicht weiß, von welchem wirklichen Potential die Feststellungen von Klass zu den Entführungen sind. Dagegen erhoffte er sich eine Wirkung durch den Film: "Ich erwarte sehr viel Kritik. Ich erwarte aber auch, daß sich Leute auf mich stürzen und sagen, ich habe auch so etwas erlebt." Kein Wunder nach dem RTL-Erfolg von "In der Gewalt von Außerirdischen" ein halbes Jahr zuvor. Nun können sich die Betroffenen mittels dieser ernsthaften Dokumentation melden... - mittelfristig entstand so auch in Deutschland eine Art "Entführungs-Phänomen".

 

Am Sonntag, den 23.Mai 1993, hieß es dann um 21:55 h, in "Ihrem ZDF": Von UFOs entführt. Da dies ein "aktuelles TV-Thema" war, nahmen sich hierfür auch diverse TV-Zeitschriften etwas Zeit um die "Begegnungen der vierten Art" aufzugreifen, da es ne Menge Zeugen gab, die ihre "angeblichen Kontakte mit Außerirdischen" schilderten. In der TV Guide 11/93 hieß es so: "Die Entführer aus dem All", "wer an UFOs glaubt, der spinnt. Das ist die landläufige Meinung. Oder gibt es die Leute vom Mars doch?" Unglücklicherweise wurden dabei Gerald Mosbleck und Hans-Werner Peiniger von der Lüdenscheider GEP abgebildet und mit einem irreführenden Text vorgestellt: "Selbsternannte ´UFO-Jäger´ behaupten in Deutschland bereits außerirdisches Fluggerät gesehen zu haben." Hier zeigte sich schon eine Mixtour, bei der uns fröstelt. Weder haben die GEP-Kollegen außerirdisches Fluggerät gesehen noch sind UFOs sofort mit Leute vom Mars einherzubringen, wenn man einigermaßen seriös sein will. Kein Wunder, wenn Autor Christian Bauer versprach: "Dieser Film wird ein großes Fernsehereignis." Grimmepreisträger Bauer hatte mit extraterrestrischem Leben noch zwei Jahre vorher nichts am Hut gehabt, doch nach "intensiven Recherchen" sei er nun sicher, daß das Phänomen keine Frage des Glaubens sei, "sondern ein Fall für die Wissenschaft". Informationen besorgte er sich dabei "auf einem UFO-Kongreß" und im "intensiven" Gespräch mit Prof.John Mack. Das "klassische Entführungsszenario" beschrieb Bauer: Jemand fährt nachts auf einer verlassenen Straße, als er am Himmel unbekannte Lichtobjekte wahrnimmt. Das Auto bleibt liegen. zwei Stunden später ist der Spuk vorbei, der "Entführte" befindet sich wieder auf der Straße, im fahrenden Wagen. Was in der Zwischenzeit passiert ist, findet meist erst der Psychiater heraus... Wieder einmal waren die Recherchen und Gespräche doch nicht so "intensiv", weil das hier vorgestellte "klassische Entführungs-Szenario" so nicht stimmt! Zudem wurde hier erklärt: "Mittlerweile ist selbst die NASA an dem Phänomen interessiert - sie investiert 150 Millionen Mark in ein Forschungsprojekt." Dies stimmt überhaupt nicht und das einzige Projekt was mit Aliens zu tun hat ist SETI, der Weltraumlauschangriff was mit UFO-Entführungsgeschichten nichts zu tun hat.

 

In der ´TV Hören und Sehen´ 20/1993 gab es einen kurzen Hintergrund-Bericht zum "UFO-Rätsel: Wurden Menschen von Außerirdischen entführt?" Tausendfach seien so Menschen in UFOs entführt worden und der Filmemacher Christian Bauer stelle nun "das Phänomen auf den Prüfstand", natürlich ganz "wissenschaftlich mit Hilfe einer Hypnose-Regression". Und an der renommierten Harvard-Universität seien die "Wissenschaftler alarmiert": "Ein Rätsel! Die Leute sagen die Wahrheit!" Und ´TV Spielfilm´ 10/93 stellte die Sendung in der Sparte "Show & Unterhaltung" dann als Tagestip vor. Auch der ´Gong´ nahm sich ganzseitig dem Film an und fragte "Von UFOs entführt - Wahn oder Wirklichkeit?" Nun sei es "Schluß mit Strahlenpistolen, imaginären Raumschiffen oder kleinen grünen Männchen. Im ZDF schildern Menschen vor laufender Kamere ihre (reale) Begegnung der vierten Art". Bauer wird hier zitiert, daß das Thema für ihn eine "saugute Story" sei. Er wunderte sich nur, "daß in diesem Fall Personen, die sich zuvor nicht aknnten, übereinstimmend bis ins kleinste Detail von ihrer offensichtlich gemeinsamen Entführung berichten". Dies habe ihm die Sache als wahr vorkommen lassen: "Diese Leute erzählen die Wahrheit." Vergessen wird dabei, daß es dazu in Amerika zu diesem Zeitpunkt bereits eine Art Entführungs-Kultur mit ihren eigenen Bildern in den Massenmedien gab! Christian Bauer hofft nun mit seinem Film, daß auch derartige Fälle in Deutschland bekannt werden. Gong-Autor Volker Bergmeister brachte noch einen Begriffs-Erklärungskasten ("UFOs und andere Begriffe") für den Kindergarten ein. So erklärte er "UFO" (nach einem Fliegenden Untertassen-Bildchen wie aus einem Comic) so: "meist scheibenförmig beschrieben, das manche als Raumfahrzeug von Wesen anderer Gestirne ansehen". Er hatte es auch von "Sci-Cops": einem "Wissenschaftlerverbund, der die Aufgabe hat, Scharlatane aufzudecken". SCICOP gibt es wohl und er mag dies damit gemeint haben, aber sie sind keine Sci-Cops, Wissenschafts-Polizisten. ´Bild + Funk´ 20/93 dagegen titelte auf S.1 zur Sendung: "Wir wurden von UFOs entführt. Hier ist der Beweis" - Augenzeugen berichten. Thilo Ries nahm sich ganzseitig der ZDF-Dokumentation an und verwies in einem Info-Kasten an den Wissenschafts-Autor Dr.Johannes Fiebag und sein Herbig-Buch "Die Anderen - Begegnungen mit einer außerirdischen Intelligenz" welches unlängst erschienen war. ´Hör Zu´ feuerte in Nr.20/1993 schon auf der Titelseite ganz heftig: "UFOs: Neue Beweise der Forscher" neben einem Paßfoto von Experte Prof.Auguste Meessen. Unter der ganzseitigen Darstellung des berühmten Petit-Rechain-Einzelbildes hieß es dann: "Das sind Flugobjekte die nicht von der Erde stammen." Und der dies sagte, "ist der für seinen kühlen Kopf bekannte Physiker Auguste Meessen von der Universität Löwen. Gemeint sind UFO-Erscheinungen über Belgien, beobachtet und registriert von F-16-Jägern, akribisch ausgewertet von Wissenschaftlern. Werden wir also doch schon längst von Außerirdischen unter die Lupe genommen?" fragte sich ein Autor mit dem Kürzel H.R. (Heinz Rhode? - zeitlich würde es passen, um die Idee für seine eigene UFO-Sendung im Herbst 1994 Form annehmen zu lassen). Bereits hier wurde die "UFO-Welle über Belgien" (so auch der Titel des Buches hierzu beim Verlag Zweitausendeins, wie extra vermerkt wurde) aufgegriffen und als Zugnummer für die ZDF-Dokumentation verwendet. Der Beitrag in der Hör Zu war die perfekte Werbung für die belgischen Dreiecks-UFOs, auch wenn es zumindest während der belgischen Welle keine Kontaktberichte gab.

Die Fernsehkritiken fielen zu "Von UFOs entführt" entsprechend aus: "...Am Ende war das Publikum so schlau wie zuvor..." (´Mannheimer Morgen´, 25.Mai 1993). "Heimsuchung. Welcher Teufel mag den Dokumentarfilmer Christian Bauer da bloß geritten haben? ... suggestiv war sein Film von vorn bis hinten angelegt, und so durchwirkt von dem Stoff, aus dem seit jeher die Urängste sind. ... Mag sein, daß all die ´Zeugen´ und ´Opfer´ extraterrestrischer Heimsuchungen tatsächlich an das glauben, wovon sie vor der Kamera freiweg erzählen. Und es ist im prinzip noch nichts dagegen zu sagen, ihnen ihre subjektiv erlebten Geschichten zunächst einmal zu lassen - sofern in einem zweiten Schritt ergründet wird, was wohl dahinter stecken könnte. Dann ließe sich auch von einem journalistischen Zugang sprechen, den man bei diesem heiklen Thema ja erwarten darf. ... Nicht ein einziges Mal verrät uns Christian Bauer, wer diese Menschen sind, wie sie leben und was sie womölglich so empfänglich machen könnte in ihrem sozialen, beruflichen und familiären Umfeld. Auch problematisierte er nicht, was es bedeutet, wenn die Erlebnisse mit UFOs unter Hypnose herausgekitzelt werden. Das legt den Schluß nahe, daß es Bauer offenbar nur darum ging, all denen eine Schneise ins öffentliche Bewußtsein zu schlagen, die immer schon dunkel geahnt haben, daß hier auf Erden mehr sein muß, als eigentlich wahr sein darf. Lauter UFOlogen kamen zu Wort..." (´Süddeutsche Zeitung´, 25.5.)

 

"Grimme-Preisträger Christian Bauer hat sich auf rutschigen Boden begeben... Die Erzählungen der amerikanischen UFO-Entführungsopfer konnten ihrerseits kaum deutlich machen, ob sich Wahn und Wirklichkeit nicht etwa doch vermengen." (´Münchner Merkur´, 25.5.) "Fantastische Berichte... Bauer überließ es dem Publikum, sich eine eigene Meinung zu bilden..." (´Mainzer Allgemeine Zeitung´, 25.5.) "Frei von Skepsis... gewagter Versuch... Diverse Wissenschaftler bekundeten ihre von Skepsis weitgehend freie Nachdenklichkeit über derartige Phänomene. Die Phantasie des Zuschauers wurde gekitzelt... Sicher hätte es diesem Beitrag gut getan, wäre er zum Beispiel um eine Diskussionsrunde ergänzt worden..." (´Kölner Stadtanzeiger´, 25.5.) "...In Bauers Bericht durften Entführte, Wissenschaftler und der umstrittene UFO-Forscher Budd Hopkins munter wacklige Hypothesenbrücken bauen. Gegenmeinungen wurden nicht gehört, handfeste wissenschaftliche Beweise blieben die Gesprächspartner schuldig... Den Glauben an Außerirdische hat Bauer mit seiner einseitigen Reportage jedenfalls lebendig gehalten." (´Darmstädter Echo´, 25.5.) "Verlorene Zeit: Wer bei den Mainzelmänmnchen die Idee für diese Sendung nach langem Kopfzerbrechen gebar, hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine starke Affinität zu Science-fiction und zu viele Filme von Steven Spielberg* gesehen. Reporter Christian Simpelbauer war in die USA gebraust, um Leute zu finden, die ´Begegnungen der 4.Art´ hatten. Zuerst fiel unser hochintelligenter Mann auf einen Scharlatan namens Budd Hopkins rein. Dann bringt er obskure Professoren und Doktoren auf... Gehobener Schwachsinn bleibt auch wissenschaftlich verbrämt Schwachsinn..." (´Sächsische Zeitung´, 25.5.)

 

*= John & Anne Spencer berichteten in einem der letzten großen UFO-Bücher, "50 Jahre UFOs" (Heyne, 1997), auf S.98: "Ende der siebziger Jahre, während der Werbekampagne vor dem Kinostart von ´Unheimliche Begegnung´ und in den ersten Monaten danach, gingen bei BUFORA mehr Mitgliedschaftsanträge ein als je zuvor. Außerdem wurden in dieser Zeit weitaus mehr Sichtungen als sonst gemeldet. [Solche] Filme führen häufig dazu, dass ganz gewöhnliche Objekte falsch identifiziert werden, denn erst wenn die menschliche Fantasie beflügelt wird, fangen viele Menschen an, sie auch zu benutzen." Dies gilt aber nicht nur für Spielfilme, sondern erst recht auch für vorgebliche ´Dokumentationen´ oder Magazinbeiträge in denen IFOs als echte UFOs falsch dargestellt werden - bestes Beispiel die unsägliche ARD-Reportage vom Oktober 1994 ("UFOs: Und es gibt sie doch!") um die es noch gehen wird. Die Spencer´s weiter: "Darüber hinaus hatten die Medien, insbesondere die Boulevardpresse, einen legitimen Grund, Berichte über UFOs zu veröffentlichen, und wie nicht anders zu erwarten, wurden dabei viele Geschichten aufgebauscht." In Folge dessen gab es einen "Wendepunkt für die Überzeugungen innerhalb der UFOlogie".

 

Die ´BZ´ dagegen feuerte weiter und titelte großaufgemacht auf einer bunt-grellen Zeitungsseite: "Verblüffende Geständnisse im TV: UFO-Wesen haben uns entführt. Sie wollten Sex. Große Zärtlichkeit. Vergewaltigung. Was 6 Menschen mit Außerirdischen erlebten."

 

Unter diesem Klima entstanden in Deutschland neue UFO-Organisationen wie die "Deutschsprachige Gesellschaft für UFO-Forschung" (DEGUFO), worüber am 7.Juni 1993 die ´Frankfurter Neue Presse´ unter der Schlagzeile "Gibt´s auf dem Mond eine Station der Außerirdischen?" berichtete. Am vorausgehenden Samstag wurde in Höchst die Gruppe von 40 UFO-Fans aus ganz Deutschland, Holland und der Schweiz von dem Initiator Reinhard Nühlen im "Höchster Hof" aus der Taufe gehoben worden, nachdem das ´Magazin 2000´ vorher darauf hingewiesen und dabei eine Art "Geburtshelfer"-Funktion übernommen hatte. Die Gründung der DEGUFO sei deswegen notwendig, erklkärte der passionierte Hobby-Forscher Nühlen bei seiner Begrüßungsansprache, "weil all die anderen deutschen UFO-Gesellschaften eigentlich nur mit der Zielsetzung arbeiteten, alle UFO-Sichtungen als natürliche Phänomene zu erklären", was er offensichtlich für ganz schlimm hielt. Nühlen´s Gruppe wolle weg von den kleinen grünen Männchen und hin zur "seriösen UFO-Forschung". Mit einem Seitenhieb auf "Deutschlands Chef-Esoteriker Johannes von Buttlar" erklärte er dabei: "Es gibt Leute, die das Thema gerne nehmen, um sich zu profilieren, man muß höllisch aufpassen, daß man denen nicht auf den Leim geht." Mit UFO-Seminaren für Erwachsene und Kinder wolle Nühlen dann auch "in Zukunft Überzeugungsarbeit leisten". Unter den Teilnehmern dieser Veranstaltung fand sich auch Boris Lyssenko, der davon überzeugt ist, daß auf der uns abgewandten Seite des Mondes eine Raumschiffbasis der Außerirdischen existiert. Kein Wunder also, wenn DEGUFO in "absehbarer Zeit zu einer renommierten Anlaufstelle für alle UFO-Fragen werden" wolle, "besonders bei der Presse" aber einen Stein im Bett haben möchte.

 

Aber auch in Hamburg wurde ein "neues UFO-Forschungszentrum" mobil, welches sich mit den ´Fliegenden Untertassen´ beschäftigte, oder wie es die ´Segeberger Zeitung´ vom 26.Juni 1993 totelte: "Nur die echten wobbeln". Gerhard Cerven (Diplom-Kaufmann, 35) ging an den Start, der mit zwölf weiteren Leuten das "Regional-UFO-Forschungszentrum Nord" gründete, welches später nach Werner Walter´s Vorschlag auf das klingenden Kürzel RUFON kam. Cerven dozierte vorher bereits über Fliegende Untertassen "wie ein Mediziner über Herzinsuffizienz". Die Aufgabe der neuen Vereinigung sei es "jede UFO-Beobachtung genau zu untersuchen und zu interpretieren. Wir wollen alle normalen Erklärungen ausschließen, um sicher zu sein, daß es sich um ein unerklärliches Phänomen handelt", erklärte Cerven (der sich später das Leben nehmen sollte).

 

In Folge all dessen brachte dann BILD vom 9.Juni 1993 die Schlagzeile ins Blatt "UFOs filmen: Der neue Sommer-Spaß". Der UFO-Fotospaßvogel Carsten Bretschneider (arbeitsloser Altenpfleger aus Braunschweig) hatte a) eine Fliegende Untertasse und b) einen blauen Alien im Gebüsch fotografiert. UFO-Experten wie Bestseller-Autor Johannes von Buttlar nannte das Material dann so: "Das war die Begegnung der 3.Art. Die Beschreibung paßt genau zu anderen UFO-Beobachtungen." Und Astronauten-Götter-Altvater Erich von Däniken: "Solche Figuren wurden schon häufig gesehen." Dumm dagegen nur, daß der Fotograf gegenüber unserem Kollegen Rudolf Henke die Story sofort als Schwindel eingestand (ebenso, wie sich später herausstellte, gleichfalls einem unabhängigen Magazin 2000-Leser). Doch davon erfuhren Millionen nichts...

 

"Total paranormal, Rainer Holbe" hieß es am 17.Juni 1993 in ´Die Woche´. Und Mathias Bröckers verbreitete "Eine Diesseits-Botschaft": Herhörn Holbe, alter Esoterrorist. Eigentlich waren wir gespannt auf den 17.Juni: statt deutscher Einheit die Einheit von Körper und Geist, statt politische Magazine neue "Phantastische Phänomene" im Fernsehen. Aber was kündigen Sie da an? "Es wird noch phantastischer!" Ja, waren denn die irren Wunder und die wunderlichen Irren in der ersten Staffel noch schon phantastisch genug? Und jetzt das Ganze noch einen Zacken schärfer, dieser Schuß ins Jenseits kann nur nach hinten losgehen. "Nachdem vor kurzem über Amerikaner berichtet wurde, die von UFOs entführt worden sein sollen, stellten wir fest, daß sich solche mysteriösen Fälle auch bei uns ereignen." Vor kurzem ist gut - seit über zehn Jahren tummeln sich Berichte von UFO-Entführten in den amerikanischen Bestseller-Listen, und was diese mysteriösen Untertassen "auch bei uns" angeht, sogar seit Goethe: "Auf einmal sah ich an der rechten Seite des Wegs, in einer Tiefe eine Art von wundersam erleuchteten Amphitheater. Es blinkten nämlich in einem trichterförmigen Raume unzählige Lichtchen stufenweise übereinander und leuchteten so lebhaft, daß das Auge davon geblendet wurde." Das war 1768, nächtens auf freier Strecke zwischen Hanau und Gelnhausen - fraglos ein UFO. Aber kennen Sie die Geschichte von dem kleinen Außerirdischen, der den Menschen High-Tech anbietet und dafür im Austausch genetisches Material verlangt? Wie - das kommt in Ihrer nächsten Sendung vor? Nein, es steht schon bei den Brüdern Grimm. Der E.T. hieß damals Rumpelstilzchen.

Die ´BZ´ vom 17.Juni 1993 hatte auf ihrer TV-Seite den Beitrag "UFO-Holbe liegt auf der Lauer" einzubringen, da auf Sat1 neue "Phantastische Phänomene" die Zuschauer ab 21:15 h erwarteten während Holbe selbst "täglich Harald Schmidts UFO-Team erwartete". Nun gut, "neues aus fremden Welten und anderen Zeiten" biete der "Ghost-Späher", "Pionier im Bereich des Unfaßbaren" und "Vorkämpfer" Rainer Holbe an, der mit seiner aktuellen Staffel gleich ein gutes Einstiegsthema fand: "UFOs und unheimliche Begegnungen". BILD dagegen machte mal wieder einen TV-Tip aus der neuen Serie. Um dann am 2.Juli 1993 eine vernichtende TV-Kritik nachzuschieben: "Das größte Phänomen ist, daß es überhaupt noch einen TV-Sender gibt, der Moderatoren wie Rainer Holbe vor eine Kamera läßt! Denn dieser Show-Schelm veräppelt die Zuschauer noch ärger als die Schwindler und Scharlatane, die er in dieser Geisterfahrer-Gala vorführt. Holbes einzige Stärke ist sein unfreiwilliger Humor, diesmal z.B. mit dem Satz ´Die Hand ist der verlängerte Arm des Menschen...´" Die ´Hessische Allgmeine Zeitung´ nahm sich unter "UFO-Suche: Die Phantasien des Rainer Holbe" am 17.Juni 1993 dem Thema an und verwies auf Holbe´s Buch "Warum passiert mir das?", welches ihm den Vorwurf antisemitischer Äußerungen und den "schnellen Rausschmiß bei RTL" eingebracht hatte. "Der Konkurrenzsender Sat1 sah das nicht so eng: Dort darf Holbe ab heute die zweite Staffel der Reihe präsentieren..."

 

Vorgeschoben wurde dieses Mal eine Tafel mit diesem Text: "Die in der folgenden Sendung vorgestellten ´Phantastischen Phänomene´ wurden journalistisch nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Mache der aufgestellten Thesen entsprechen nicht derzeit gültigen geistigen bzw naturwissenschaftlichen Weltbildern. Wir bitten deshalb unsere Zuschauer, sich zu den gezeigten Ereignissen und vorgestellten Personen ihre eigene Meinung zu bilden." Für Rudolf Henke, der in diesem Fall eine TV-Kritik ("R.Holbe´s ´ufologische´ Zuschauer-Verdummung") für den CENAP REPORT Nr.209 schrieb, war dies der pure Hohn in Anbetracht dessen, was in dieser UFO-Folge geleistet wurde:

Rügen-Video: Obwohl Holbe, wie er später ausführte, zwar dicke UFO-Bücher intensiv gelesen hatte, ist ihm, wie er eingangs gleich zum Ausdruck brachte, noch nicht einmal die Bedeutung des Begriffes "UFO" geläufig: Es geht um Kontakte zu einer außerirdischen Intelligenz und damit auch um das UFO-Phänomen. Zu Beginn stellte Holbe das Ehepaar Irmgard und Ingo Kaiser aus Ennepetal nebst einem Ausschnitt aus einem Video vor, das beide am 24.August 1990 auf Rügen während des Urlaubes gedreht hatten. Dieser Film zeigt aus einer versetzten Perspektive anscheinend die Greifswald-Lichter, die am selben Abend aufgenommen wurden. Allerdings sind auf dem Rügen-Video augenscheinlich sieben, auf dem Greifswald-Film dagegen sechs Lichter zu sehen. Beide Filme wurden gleichzeitig nebeneinander gezeigt. Auf dem Rügen-Film erscheinen die Lichter näher und auch deutlicher. Eine Verschiebung der Lichter zueinander ist nicht zu erkennen, so daß der Eindruck entsteht, als ob sich die Lichtpunkte auf oder an einem dunklen Körper befinden. Dieser Film ist - das kann man gleich vorwegnehmen - für alle gut informierten Untersucher der interessanteste Beitrag in Holbes Sendung gewesen.

Radar-Video von Pulkow/ St. Petersburg, 2.März 1991: Da uns zu diesem Vorfall bislang nur Berichte aus zweiter Hand (z.B. aus dem ´PSI-Journal´, 2.92) vorliegen und es uns schon aus finanziellen Gründen unmöglich ist, den Fall vor Ort nachzurecherchieren, können wir hier vorläufig nur ein Fragezeichen setzen. Aufgrund der uns bis jetzt zur Verfügung stehenden Angaben spricht jedoch alles für einen sog. Radarengel (ruckartige Bewegung, zeitweiliges Verschwinden) in Zusammenhang mit der visuellen Sichtung heller Planeten (Venus, Mars und Jupiter standen zur Beobachtungszeit am Himmel).

 

Ein alter Hut - die Bentwater-Geschichte von Suffolk, 30.{?} Dezember 1980: Wie sehr es den UFO-Gläubigen - Holbe darf man wohl getrost dazuzählen - an Belegmaterial mangelt, zeigt die Präsentation einer bereits 13 Jahre zurückliegenden Geschichte, die Holbe unter Rückgriff auf CNN-Material mit phantasievollen Zeichnungen vorstellte.

 

Drei "Entführte" aus Deutschland: Nun kündigte Holbe unter Bezugnahme auf die Recherchen der Vorsitzenden der ufo-spiritistischen TREAT-Gruppe, Frau Rima Laibow, drei deutsche Entführungsfälle an. Frau Laibows Patienten hätten unabhängig voneinander angegeben, das Opfer von Entführungen geworden zu sein, wobei einige "unerklärliche Narben und seltsame Verwundungen" aufgewiesen hätten. Doch auch Holbes Filmteam konnte keine entsprechenden "Hexenmale" zeigen:

 

1. "Warme Gefühle": Die Hausfrau Christel Müller-Boronski, Berlin

Frau Boronski erging es nicht anders als Abermillionen Menschen, denn sie träumte. In ihrem Traum schwebte sie aus dem Schlafzimmerfenster in ein rundes Raumschiff, fühlte sich auf einer Bahre liegen, sah Lampen an der Decke - und erwachte schließlich wieder in ihrem Bett. Ein typisches Kreissaalerlebnis, würde man angesichts dieser Schilderung denken. Auch Frau M.-Boronski würde das vielleicht heute noch glauben (und sich an ihren Traum womöglich gar nicht mehr erinnern), hätte ihr Sohn sie nicht kurz darauf auf kreisförmige Spuren auf dem Rasen hinterm Haus aufmerksam gemacht. Somit kam Frau M.-Boronski schließlich zu dem Schluß, "vielleicht doch keinen Traum" erlebt zu haben. Irgendwann geriet sie an die "UFO-Exorzisten" von MUFON-CES. Die folgerten messerscharf: Da die Zeugin keine näheren Angaben über ihren "Traum" machen konnte, müsse sie wohl an einer besonders starken Gedächtnisblockade leiden (so jedenfalls Holbe), die es zu durchbrechen gälte. Folglich wurde die arme Frau durch einen "seriösen Mediziner" (Holbe) mittels Hypnose so lange "traktiert", bis sie schließlich weitere diffuse Einzelheiten von sich gab: Flächig-gesichtige Wesen, ein Wesen, das hinter ihr stand, ein Rollwagen mit möglichen medizinischen Instrumenten und warme Gefühle, die sich stromstoßartig von ihrem Kopf ausgehend durch ihren Körper fortpflanzten (das klingt sehr nach östlicher Chakra-Erweckungs-Mystik!). Und die ominösen, von MUFON-CES untersuchten Spuren?: Darauf seien 1 Jahr später Pilze gewachsen. Erst 1 Jahr später? Nein, es hätte heißen müssen, daß die Pilze erst ein Jahr später sichtbar wurden, denn der eigentlich Pilz wächst ja als sog. Myzelgeflecht unterirdisch; und erst wenn er später an der Oberfläche Fruchtkörper bildet, ist er zu sehen! Daher kann man davon ausgehen, daß die Spuren von Beginn an von dem Pilz herrührten! Wir haben hier also wieder einen typischen Fall einer willkürlich hergestellten Kausalverbindung von für sich betrachtet harmlosen Phänomenen (Traum, Pilzspuren) vor uns!

 

2. Immer rechts herum: Der Postbeamte Wilfried Wirtz aus Tönisvorst

Im Gegensatz zur träumenden Hausfrau erzählte Herr Wirtz seine unglaubhafte Geschichte völlig emotionslos, ohne Pausen, Höhepunkte, als ob es sich um die selbstverständlichste Sache der Welt handelte: Er sei irgendwann von Krefeld aus nach Tönisvorst kurz nach 1:00 h auf einem "Schleichweg" mit dem Auto unterwegs gewesen, als er ohne ersichtlichen Grund an einer Kreuzung rechts abgebogen sei. Kurz darauf sei er wieder nach rechts auf einen Feldweg abgebogen und hörte (von wo aus wohl?) von rechts eine Stimme. Herr Wirtz habe sich dann (wohin wohl?) nach rechts gedreht, "um zu schauen, was los war". Da hörte er folgendes: "Ich komme nicht näher; ich sehe, daß Du Angst hast". Anscheinend hatte sich das Wesen zunächst unsichtbar gehalten, denn erst nachdem der Zeuge die Stimme vernahm, sah er ein ca. 1,65 m langes Wesen, das wie mit einem Feuerwehrmann-Asbestanzug bekleidet schien (Jeffrey Greenhaw´s Feuerwehrmann-ET von Falkville/Alabama aus dem Jahre 1973 läßt grüßen!). "Ich hab dann noch mal gefragt, was denn los wäre. Daraufhin fiel der Name ´Zeta Reticuli´. Heute weiß ich, daß das ´Zeti Reticuli´ heißt, aber damit konnte ich aber auch nichts anfangen und hab dann wieder gefragt ´was ist denn eigentlich los hier?´". Daraufhin erklärte das kosmische Feuerwehrmännchen vielsagend: "Du bist nicht bereit, aber wir werden uns wiedersehen". Abermals wendete sich der Zeuge (genau!) nach rechts nämlich und beobachtete, wie der der "Reticulaner" auf sein Raumschiff mit drehender Lichterkette zustapfte und mit ihm gen Himmel verschwand. Er sei dann verstört nach Hause gefahren, habe seine schlaftrunkene Frau geweckt, ihr jedoch am nächsten Tag, nachdem sie rückgefragt hatte, sein Erlebnis verschwiegen.

Für Holbe (wie wohl auch für andere gläubige UFOlogen) bildete "Zeta Reticuli" das Stichwort. So erwähnte er den Hill-Fall und bemerkte: ...einer der ganz seltenen astronomischen Situationen, in denen sich ein Doppelstern befindet.

Fortsetzung...

Quelle: CENAP-Archiv

1493 Views
Raumfahrt+Astronomie-Blog von CENAP 0