15.12.2019
1970
50 Jahre nach dem ersten erfolgreichen Empfang von Messdaten hat sich Neustrelitz zu einem wichtigen Knotenpunkt im Netz weltweiter Empfangsstationen entwickelt. Heute laufen jährlich mehr als 17.000 Passagen Passagen über den dort gelegenen Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). 2020 wird die Bodenstation um eine neue Antenne erweitert und dadurch zukunftsfähig gemacht.
1969 - erste Messdaten vom Interkosmos-1-Satelliten
Bereits 1969 – im Jahr der weltweit ersten erfolgreichen Mondlandung der NASA – begann die Erfolgsgeschichte der Satellitenbodenstation Neustrelitz. Hier wurden am 14. Oktober 1969 die ersten Messwerte des in der damaligen DDR entwickelten Fotometers an Bord des Interkosmos-1-Satelliten empfangen. Das 16-köpfige Team aus Ingenieuren und Wissenschaftlern war erleichtert, dass das Messgerät im All funktionierte und die Satellitenbodenstation Neustrelitz erfolgreich ihren Betrieb aufgenommen hatte. Bis dahin lag der Fokus des Standorts auf die Untersuchung der Ionosphäre. Mit dem Stationsbetrieb hatte das Team nun ein weiteres zukunftsorientiertes Fachgebiet für sich entdeckt.
In den folgenden Jahren wurde im Rahmen des INTERKOSMOS-Programms der Aufbau von Bodenstationsinfrastruktur zum Empfang von wissenschaftlichen Satelliten weiter vorangetrieben: Es wurden Test-, Labor- und Betriebsräume errichtet und die Mitarbeiteranzahl stieg im Jahr 1973 auf 30 an. Beim Übergang in das DLR 1991 waren 45 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker in der Satellitenbodenstation beschäftigt. In den Jahren 1969 bis 1991 wurden Signale von mehr als 20 wissenschaftliche Satelliten empfangen.
Ab 1991 – der DLR-Standort wird weiter ausgebaut
Für den DLR-Standort in Mecklenburg-Vorpommern änderten sich nun die Rahmenbedingungen: Die Anzahl der weltweiten Kooperationspartner und der zu unterstützenden Satellitenmissionen wuchs ständig. Dies war vor allem deshalb möglich, weil das DLR in die Infrastruktur und in die Antennenanlagen des Standorts investierte. So wurden 1994, 1997 und 2001 Antennensysteme für das S-, L- und X-Band mit einem Durchmesser von 7,3 Metern zum Empfang von Erdbeobachtungssatelliten, wie ERS, Landsat, IRS und wissenschaftlichen Kleinsatelliten, aufgebaut.
Mit der feierlichen Einweihung eines Neubaus zum 100-jährigen Bestehen der Einrichtung im Jahre 2013 wurden moderne Betriebs-, Labor-, Server- und Büroräume geschaffen. Mittlerweile betrug die Anzahl der empfangenen Satellitenpassagen bereits über 7.000 – Tendenz steigend.
Dem wachsenden Akquisitionsaufkommen trug das DLR mit dem Aufbau und der Inbetriebnahme eines modernen 11,5-Meter-Systems für S-, X- und Ka-Band im Jahre 2016 Rechnung. 2018 wurden über 23 verschiedene Missionen mit einer Passagenanzahl von über 16.000 unterstützt. Dazu zählten beispielsweise Daten von den europäischen Sentinel-Missionen, den deutschen Missionen TerraSAR-X, TanDEM-X, den indischen IRS-Missionen und den koreanischen KOMPSAT-Missionen.
Bereit für zukünftige Fernerkundungsmissionen
Mittlerweile ist eine erneute Erweiterung und technologische Investition in das Antennensegment notwendig. Dazu werden nicht nur mehr Antennenkapazitäten benötigt, sondern auch technologisch modernste Komponenten, um den Anforderungen aktueller und zukünftiger Fernerkundungsmissionen mit einem leistungsstarken Multimissionsbodensegment zu entsprechen. Die Anforderungen durch komplexere Übertragungsverfahren, höhere Frequenzen und steigende Datenraten benötigen Antennensysteme mit komplexen Empfangsmodulen. Hierzu hat das DLR dem Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum, das die Satellitenbodenstation betreut, Mittel für ein weiteres Antennensystem zur Verfügung gestellt. 2020 wird eine zweite 11,5 Meter-Antenne für die Frequenzbereiche S-, X- und Ka-Band aufgebaut. Diese Investition unterstützt den wettbewerbsfähigen Empfangsbetrieb auch für künftige Satellitenmissionen.
Quelle: DLR