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UFO-Forschung - Erst ein klares «No», dann ein sanfter Lacher. So reagiert US-Astronom Seth Shostak auf UFO-Enthüllungen

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Die geheimen UFO-Videos des Ex-Spions
In den USA läuft derzeit eine hitzige Debatte über die Sichtung von unbekannten Flugobjekten. Ein ehemaliger Agent behauptet, ein Geheimprogramm des Pentagons zur Überprüfung von UFO-Sichtungen geleitet zu haben.
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Erst ein klares «No», dann ein sanfter Lacher. So reagiert US-Astronom Seth Shostak auf die Frage, ob die UFO-Enthüllungen bei ihm für Furore gesorgt hätten. Seit Monaten berichten unter anderem die New York Times und die Washington Post über ein geheimes Forschungsprogramm des Pentagons, das Sichtungen von unbekannten Flugobjekten untersucht hat. «Natürlich suchen wir nach Ausserirdischen», sagt Shostak, «aber UFOs beschäftigen uns nicht. Ehrlich gesagt finden wir das Thema eher amüsant.» Shostak leitet das Search for Extraterrestrial Life-Institut (Seti), eine NGO, die seit den 80er-Jahren mit Antennen und Teleskopen nach intelligentem Leben im Weltraum sucht. Das Institut gilt als angesehene, wissenschaftliche Vereinigung, die mit Weltraumbehörden und Forschenden weltweit zusammenarbeitet.

 
 

Leuchtende Punkte am Himmel

«Ich bekomme fast jeden Tag Anrufe von Leuten, die Dinge am Himmel gesehen haben», sagt Shostak, der an der Princeton-Universität studierte und seit 2001 Seti leitet.

«Gelegentlich senden sie Fotos und Videos, aber diese sind wenig überzeugend. Meistens sieht man einen leuchtenden Punkt am Himmel, mehr nicht.»

Leuchtende Punkte – auch in den viel diskutierten Videos vom Pentagon ist nicht viel mehr als das zu sehen. Glaubwürdiger als andere machen diese UFO-Berichte vor allem die Quellen. Die Videos wurden vom Pentagon freigegeben und von Militärpiloten und somit geschulten Beobachtern aufgenommen. Zudem werden einige Sichtungen von mehreren Personen gestützt.

 

Technologie, die nicht von dieser Welt sein kann

Im Zentrum der Enthüllungen steht Luis Elizondo, ein ehemaliger Agent der DIA, dem militärischen Nachrichtendienst der USA. Der Amerikaner berichtete der New York Times, dass er ein Programm geleitet habe, das UFO-Sichtungen unter die Lupe nahm. Das Programm namens AATIP (Advanced Aerospace Threat Identification Program) begann 2007 und endete offiziell 2012. Es hatte zum Ziel, UFO-Meldungen von US-Militärangehörigen zu sammeln, auszuwerten und die Technologie der Flugobjekte zu analysieren.

Gemäss Elizondo hatten die beobachteten Flugobjekte fünf Eigenschaften, die mit menschlicher Technologie nicht erklärt werden können. Erstens: Keine erkennbaren Antriebssysteme. Zweitens: Beschleunigungen, die kein Mensch überleben kann. Drittens: Geschwindigkeiten von bis zu 10 000 Kilometern pro Stunde. Viertens: die Fähigkeit, zu verschwinden oder unsichtbar zu werden. Und fünftens: Fortbewegung sowohl in der Luft als auch im Wasser. Elizondo betonte in Interviews, dass er nicht wisse, ob diese Fluggeräte aus dem All stammten. Doch er sagt auch, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit keine Nation über solch bahnbrechende Technologien verfüge - auch China und Russland nicht.

 
 

Videos sind kurz und unscharf

Beweise hat Elizondo bis auf ein paar Infrarot-Videos, für die er vor seinem Austritt aus der Behörde eine Freigabe erhalten habe, allerdings keine. Seine Videos sind zudem unscharf und kurz. Sie überlassen somit vieles der Interpretation des Betrachters. In einer der Aufnahmen, die während einer Navy-Übung 2015 an der US-Ostküste aufgenommen wurde, ist zu sehen, wie ein heller Punkt übers Wasser gleitet. In einem anderen Video, das von einem Manöver im Jahr 2004 vor San Diego stammt, sieht man ein längliches, in der Luft verharrendes Objekt, das plötzlich davonschiesst.

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«Ich finde, diese Videos sollten untersucht werden. Der Umstand, dass all diese renommierten Zeitungen darüber berichten, zeigt, dass es nicht offensichtlich ist, um was es sich handelt», sagt Seth Shostak. Er bevorzuge aber erst einmal naheliegende Erklärungen. «In einem der Videos ist dieses helle Objekt zu sehen, das sich dreht. Ich fragte einen früheren Militärpiloten, was er davon halte. Er sagte mir, dass es bloss ein Jet sein könnte, und dass das leuchtende Ding der Austrittsstrahl der Düse ist. Ich weiss nicht, ob er recht hat», so Shostak, «aber es wäre sicher plausibler als die Alien-Erklärung».

 
 

UFOs für Psychologen, Aliens

Die meisten Wissenschaftler lehnen UFO-Sichtungen ab, zumindest die Naturwissenschaftler, die an klaren Daten und wiederholbaren Experimenten interessiert sind. Dies erstaunt wenig, weil Schwindler, Verrückte und religiöse Fanatiker die UFO-Forschungsgemeinschaft seit Jahren prägen. Für die meisten Astronomen und Physiker ist die Angst vor dem Stigma zu gross, um sich mit dem Thema näher zu befassen. Und so verweisen sie nur allzu gerne an die Soziologen und Psychologen und wollen UFOs als primär kulturelles oder sogar rein psychologisches Phänomen verstanden wissen.

Trump: «Ich glaube nicht an UFOs»

Im Dezember 2017 publizierte die «New York Times» einen Artikel mit dem Titel «Glowing Auras and Black Money: The Pentagon’s Mysterious U.F.O. Program». Ein Ex-Spion namens Luis Elizondo enthüllte gegenüber der «Times», dass er von 2007 bis 2012 ein geheimes UFO-Programm für den US-Militärnachrichtendienst Defense Intelligence Agency (DIA) geleitet habe. Das kleine Budget, der interne Widerstand gegen das Programm sowie die übermässige Geheimhaltung sollen die Gründe gewesen sein, weshalb Elizondo im Oktober 2017 seinen Dienst quittierte. Laut dem Ex-Agenten konnte das Programm eindeutig die Existenz von Flugzeugen mit «unmöglichen Flugeigenschaften» feststellen.

Seither ist das Thema auch von der «Washington Post» und anderen Medien aufgegriffen worden. Im Frühjahr 2019 berichtete «Politico», dass die US-Navy neu ein UFO-Meldesystem für ihre Piloten einführen wolle, und im Juni machte die Neuigkeit die Runde, dass mehrere US-Senatoren sowie US-Präsident Trump geheime Briefings über UFO-Sichtungen der Navy erhalten hätten. Trump sagte in einem Interview mit dem Sender FOX, dass ihn die UFO-Berichte nicht überzeugt hätten. «Ich glaube nicht an UFOs, aber grundsätzlich stehe ich dem Thema offen gegenüber», so der US-Präsident.

Anders sieht es beim Thema Aliens allgemein aus. Die Frage, ob es Leben ausserhalb der Erde gibt, wird seit Jahren ernsthaft untersucht. Die zunehmende Öffnung gegenüber der Alien-Thematik in den letzten Jahren ist eine Folge davon, dass mit besseren Teleskopen neue Planeten entdeckt wurden. Heute ist für die meisten Sternenforscher klar, dass die Erde nur einer von Tausenden bewohnbarer Planeten im Universum ist.

 
 

Mischwesen aus Roboter und Menschen im All

Es gibt noch einen anderer Trend, der das Denken der Alienjäger beeinflusst und all jenen Argumente liefert, die vermuten, dass Ausserirdische unsere Erde regelmässig besuchen: die rasanten Fortschritte in der Entwicklung künstlicher Intelligenz.

Zukunftsforscher und KI-Experten schätzen, dass schlaue Programme und Roboter, vielleicht auch Mischwesen aus Mensch und Maschine, in 100 oder 300 Jahren ganz normal sein könnten. Glaubt man ihren Prognosen, könnten vom Menschen geschaffene Intelligenzen dereinst die Erde für Jahrtausende dominieren und sogar das Weltall erobern. Umgemünzt auf Aliens bedeutet dies, dass im All hochintelligentes Leben existieren könnte, das über uns unbekannte Technologie verfügt.

Trotzdem ist Seti-Leiter Shostak skeptisch: «Wenn die Erde wirklich von Ausserirdischen besucht würde, hätte man andere Beweise als Videos, und sie würden nicht nur vom US-Militär gesammelt. Ich meine, warum besuchen die Aliens nicht regelmässig Liechtenstein oder die Schweiz?»

 

Forscher fordert Paradigmenwechsel

Die meisten Weltall-Forscher denken wie Shostak. Doch es gibt ein paar wenige, welche die UFO-Forschung für vernachlässigt halten, so zum Beispiel Nasa-Physiker und Robotik-Experte Silvano Colombano. An einer Seti-Konferenz im Jahr 2018 forderte er nichts weniger als einen Paradigmenwechsel bei der Suche nach Ausserirdischen und kritisierte die Arbeit des Seti-Instituts direkt.

Die Forschungsgemeinschaft verlasse sich auf Radiowellen, die in der uns bekannten Form primitiv seien, sagte er. Es sei gut möglich, dass ausserirdische Zivilisationen mit einem komplett anderen Medium kommunizierten.In einem Artikel forderte er von der Wissenschaftsgemeinde kürzlich mehr Flexibilität bei ihren Annahmen betreffend Alien-Zivilisationen und betonte die Notwendigkeit einer sorgfältigeren Untersuchung von UFO-Berichten. Er sagte, das Seti-Programm habe die potenzielle Relevanz von Ufos wegen der hohen Wahrscheinlichkeit von Falschmeldungen und der Idee, dass interstellares Reisen nicht möglich sei, bislang weitgehend ignoriert.

 

Aliens war vermutlich schon mal auf der Erde

Shostak gibt Colombano in vielen Punkten recht, und schrieb in einer Replik, dass es gut möglich sei, dass Ausserirdische die Erde einst besucht hätten. Denn grundsätzlich spreche nichts dagegen. Aber dass Aliens die Erde regelmässig in den uns bekannten UFOs besuchen, sei mehr als fraglich, so der Forscher.

«Es fehlen einfach die Beweise», sagt Shostak heute. Und diese müssten inzwischen vorhanden sein. «Wirklich überzeugen würden mich nur physische Spuren», sagt er, also zum Beispiel Wrackteile eines abgestürzten UFOs oder Artefakte, die nachweislich nicht von dieser Erde stammen können.

Bis solche gefunden werden, verlässt sich Shostak lieber auf die Daten seiner Teleskope als auf geheimnisvolle Videos vom Militär. Der Alienjäger denkt, dass die stets besseren Instrumente bald eine eindeutige Antwort liefern werden. «Ich würde einen Becher Kaffee darauf wetten, dass wir innerhalb der nächsten 20 Jahren einen Beweis für eine ausserirdische Intelligenz haben», sagt er und lacht leise. «Mehr aber auch nicht.»

Quelle: Luzerner Zeitung

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