13.10.2007
Teil II: UFOs als Thema: Die öffentlich-rechtliche Irritation! Das Vorspiel zur ARD-UFO-Show 1994
In der Fernsehzeitschrift ´auf einen Blick´ Nr.14/1993 (erschienen am 1.April {sic}) gab es dann den Artikel von Jutta Rolfs: "Fernseh-Wissenschaftler Johannes von Buttlar: Außerirdische beobachten die Erde". Passend zum Start seines aktuellen Buches "Gottes Würfel" bekam er also auch sein Forum. Hierzu bot er eine neue Sensation an: Videoaufnahmen während eines amerikanischen Space Shuttle-Fluges, die angeblich UFOs zeigen, die von einer Rakete oder mit einem Laserstrahl angeblich beschoßen würden. Buttlar nannte dort den Film eine Sensation und breitete eine tolle Geschichte aus: "...Ohne den Fehler der Astronautin hätte niemand etwas davon erfahren. Bei jener Astronautin handelt es sich um die Amerikanerin Bonnie J.Dunbar (44), die mit 505 Erdumrundungen im Spacelab zu den Veteranen der NASA zählt. Die promovierte Ingenieurin und Physikerin saß während ihrer dritten Weltraummission im Sommer vergangenen Jahres als verantwortlicher Navigationsoffizier vor ihren Monitoren und beobachtete die Bilder, die die an der Raumfähre Discovery angebrachten Kameras aufnahmen. Eine Routinearbeit, doch am 7.Juli sichtete Bonnie Dunbar in knapp 200 Kilometer Entfernung einen silbrigen Punkt. Für die erfahrene Astronautin war das keine optische Täuschung, sondern eun unbekanntes Flugobjekt. Geistesgegenwärtig richtete sie eine der Kameras auf das UFO, das sofort im rechten Winkel ausbrach, beschleunigte und im Dunkel des Alls verschwand. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekunden später zischte eine von der Erde abgefeuerte Rakete oder Laserkanone, wie Johannes von Buttlar meint, mit einem weißen Streifen am UFO vorbei." Mit der NASA-Erklärung betreffs Eiskristalle "kann ich mich nicht zufrieden geben", sagte jener dann. Der Space Shuttle-Film sei genauso für ihn ein Beweis, wie die "sensationelle Begebenheit in der Nähe von Carp, einem Vorort der kanadischen Stadt Ottawa, wo es einem Videofilmer gelang, Aufnahmen von einem scheibenförmigen Flugobjekt zu machen", mehr dazu in seinem Buch. Wie von Buttlar erklärte, habe der NASA-Experte Bob Oechsler entdeckt, daß nicht nur das Gras kreisförmig verkohlt war, sondern auch das Erdreich bis in mehrere Meter Tiefe...
Ob dieses Unfugs schickten wir einen aufklärenden Leserbrief ein (der natürlich nicht abgedruckt wurde) und verschickten eine Pressemitteilung, die auch niemand aufgriff. Mit Nr.205 für April 1993 begann dann im CENAP REPORT eine Reihe kritischer Berichterstattungen zum UFO-Entführungsthema. Klaus Webner brachte unter ISBN 3-929040-01-5 im Selbstverlag die Fotodokumentation "Wesen aus dem Weltraum" heraus, wo er alles bis Dato greifbare Bildmaterial über angebliche Aliens analysierte. Im Frühjahr 1993 geisterten Gerüchte in den Szenenblättern herum, wonach alsbald eine ZDF-Dokumentation auf den kleinen Schirm kommen werde, dies wäre das erste Mal seit Anfang der 1970er Jahre wo im ZDF die UFOs wiederkehren würden. Übrigens hatte das ZDF in jener Zeit auch die SF-TV-Serien "UFO" und "Invasion von der Wega" laufen gehabt. Das war eindeutig die Bauer-Geschichte. Da jener und das ZDF sich nicht bei uns weiter rückgekoppelt hatten, fürchteten wir nun eine weitere unkritische Behandlung des Themas im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, um ans Kommerz-TV aufzuschließen. Quote statt Qualität. Im Vorfeld der Sendung kontaktierten uns einige Journalisten aus Presse und Rundfunk um Stellungsnahmen zu erhalten. Darunter auch ´Der Spiegel´ von dem wir erstaunliche Tatsachen erfuhren: Der erfahrene UFO-Kritiker Phil Klass wurde aufgrund des Drucks von Entführungs-Forschern nicht vor die Kamera gebracht, weil sich sonst führende UFOlogen weigerten, an dem Film teilzunehmen. Dies sorgte für eine zweiseitige Pressemitteilung von uns an knapp 70 Pressestellen, sowie dem ZDF. Hier klagten wir über das Fehlen einer kritischen Begleitung und des skeptischen Standpunktes in der ZDF-Sendung. Leider verpuffte dies wieder.
Dennoch, der ´Spiegel´ Nr.20/1993 nahm sich im Bereich "Wissenschaft" dem Thema "UFOs: Kosmische Fummler" an, da es die "jähe Wiederkehr der hierzulande erst im Frühjahr verebbten Psi-Welle in ARD und kommerziellen Programmen" gibt. Bauer´s Film "räumt Spekulationen über Wesen von anderen Welten den Rang von Tatsachen ein, denn Gegenstimmen kommen nicht zu Wort". Zudem "ist die Beweislage mehr als mau". Und dennoch, genau dies scheint das Publikum nicht zu stören, warum also auf diesem Pfad nicht weitermachen? Auch hier gilt: Die Menschen lieben ihre modernen Mythen und nicht die Tatsachen dahinter. Das ZDF setzte nun ebenfalls auf den Unterhaltungswert von übersinnlichem Hokuspokus. So klagt auch der ´Spiegel´: "Gerade Fakten sind aber in Bauers Film Mangelware." "Die amerikanische UFOlogen-Clique geht zur Absicherung ihrer Reputation einen einfachen Weg. Erfolgreich immunisierte sie sich gegen Kritik im Film, indem sie skeptische Stimmen schon vor den Dreharbeiten auszusortieren suchte. Als Bauer den engagierten Kritiker und Buchautor Philip Klass (´UFO-Entführungen: Ein gefährliches Spiel´) vor der Kamera interviewen wollte, drohten Jacobs und Mack mit einem Boykott des Filvorhabens; Bauer gab klein bei. Auch sonst läßt er manches unerledigt..."
Im Vorfeld des ZDF-Films über Menschen, die von UFOnauten entführt worden sein sollen, wurden wir von diversen Zeitungen und Radiostationen kontaktiert. Als Folge gab es z.B. ganzseitige Feature-Artikel am 22.Mai 1993 in der Kölner Rundschau ("Himmels-Erscheinungen erhitzen die Gemüter: Studenten im UFO auf Spritztour zum Jupitermond") oder im Darmstädter Echo ("Gegen die Geisterseher unserer Zeit - UFOs und Übersinnlichem auf der Spur - die GWUP in Roßdorf"). Hierbei wurden Telefonnummer und teilweise sogar die Kontaktadresse von dem Mann veröffentlicht, der "sich vom Saulus zum Paulus der UFO-Bewegung gewandelt hat - vom Schwärmer zum Skeptiker", veröffentlicht. Die ´Süddeutsche Zeitung´ vom 22.Mai 1993 veröffentlichte unter der Schlagzeile "Nicht für voll genommen" sogar ein Interview mit Christian Bauer, der gerade für einen Dokumentarfilm über den Abzug der US-Truppen aus Deutschland einen Grimme-Preis bekommen hatte ("Der Ami geht heim", 1993). Er hatte sich bis Dato in mehr als 30 Filmen mit dem Film selbst und Kultur beschäftigt. Bei seinen Dreharbeiten für das aktuelle Werk habe er "manchmal wirklich Angst" gehabt: "Wir haben diese phantastischen Geschichten angehört, bis zu einem Punkt, wo das auf die Psyche des ganzen Teams durchgeschlagen hat". Je offener an das Thema heranging, je mehr hatte er erfahren und zudem wollte er "bestimmte Erfahrungen für die Zuschauer nach-erlebbar zu machen. Ob das gefährlich sein könnte, danach habe ich nicht gefragt". Die SZ fragte wo die kritische Haltung der Wissenschaftler in dem Film vorkomme und Bauer antwortete: "Es kommen mehr Wissenschaftler zu Wort als Entführungsopfer´. Die beschreiben ihre eigene Skepsis angesichts dieses Phänomens. Aber sie wischen es nicht gleich vom Tisch. Sind sie deshalb keine Wissenschaftler mehr?" Dies hört sich natürlich gut an, aber die "Wissenschaftler" des Films waren UFO-Fans gewesen, die sich nur pseudo-skeptisch gaben um durchzukommen. Die SZ fragte auch wegen dem Kritiker Klass nach, der für den Film nicht interviewt wurde und deswegen gab in bester ufologischer Scheuklappenmanier Bauer an: "Der sagt einfach, das sei alles erstunken und erlogen, und fragt: Warum gehen die Leute nicht zur Polizei, wie jeder andere, der entführt worden ist? Dem Film geht ohne ihm keine Information verloren." So kann man sich auch die Dinge schönreden, wenn der Leser nicht weiß, von welchem wirklichen Potential die Feststellungen von Klass zu den Entführungen sind. Dagegen erhoffte er sich eine Wirkung durch den Film: "Ich erwarte sehr viel Kritik. Ich erwarte aber auch, daß sich Leute auf mich stürzen und sagen, ich habe auch so etwas erlebt." Kein Wunder nach dem RTL-Erfolg von "In der Gewalt von Außerirdischen" ein halbes Jahr zuvor. Nun können sich die Betroffenen mittels dieser ernsthaften Dokumentation melden... - mittelfristig entstand so auch in Deutschland eine Art "Entführungs-Phänomen".
Am Sonntag, den 23.Mai 1993, hieß es dann um 21:55 h, in "Ihrem ZDF": Von UFOs entführt. Da dies ein "aktuelles TV-Thema" war, nahmen sich hierfür auch diverse TV-Zeitschriften etwas Zeit um die "Begegnungen der vierten Art" aufzugreifen, da es ne Menge Zeugen gab, die ihre "angeblichen Kontakte mit Außerirdischen" schilderten. In der TV Guide 11/93 hieß es so: "Die Entführer aus dem All", "wer an UFOs glaubt, der spinnt. Das ist die landläufige Meinung. Oder gibt es die Leute vom Mars doch?" Unglücklicherweise wurden dabei Gerald Mosbleck und Hans-Werner Peiniger von der Lüdenscheider GEP abgebildet und mit einem irreführenden Text vorgestellt: "Selbsternannte ´UFO-Jäger´ behaupten in Deutschland bereits außerirdisches Fluggerät gesehen zu haben." Hier zeigte sich schon eine Mixtour, bei der uns fröstelt. Weder haben die GEP-Kollegen außerirdisches Fluggerät gesehen noch sind UFOs sofort mit Leute vom Mars einherzubringen, wenn man einigermaßen seriös sein will. Kein Wunder, wenn Autor Christian Bauer versprach: "Dieser Film wird ein großes Fernsehereignis." Grimmepreisträger Bauer hatte mit extraterrestrischem Leben noch zwei Jahre vorher nichts am Hut gehabt, doch nach "intensiven Recherchen" sei er nun sicher, daß das Phänomen keine Frage des Glaubens sei, "sondern ein Fall für die Wissenschaft". Informationen besorgte er sich dabei "auf einem UFO-Kongreß" und im "intensiven" Gespräch mit Prof.John Mack. Das "klassische Entführungsszenario" beschrieb Bauer: Jemand fährt nachts auf einer verlassenen Straße, als er am Himmel unbekannte Lichtobjekte wahrnimmt. Das Auto bleibt liegen. zwei Stunden später ist der Spuk vorbei, der "Entführte" befindet sich wieder auf der Straße, im fahrenden Wagen. Was in der Zwischenzeit passiert ist, findet meist erst der Psychiater heraus... Wieder einmal waren die Recherchen und Gespräche doch nicht so "intensiv", weil das hier vorgestellte "klassische Entführungs-Szenario" so nicht stimmt! Zudem wurde hier erklärt: "Mittlerweile ist selbst die NASA an dem Phänomen interessiert - sie investiert 150 Millionen Mark in ein Forschungsprojekt." Dies stimmt überhaupt nicht und das einzige Projekt was mit Aliens zu tun hat ist SETI, der Weltraumlauschangriff was mit UFO-Entführungsgeschichten nichts zu tun hat.
In der ´TV - Hören und Sehen´ 20/1993 gab es einen kurzen Hintergrund-Bericht zum "UFO-Rätsel: Wurden Menschen von Außerirdischen entführt?" Tausendfach seien so Menschen in UFOs entführt worden und der Filmemacher Christian Bauer stelle nun "das Phänomen auf den Prüfstand", natürlich ganz "wissenschaftlich mit Hilfe einer Hypnose-Regression". Und an der renommierten Harvard-Universität seien die "Wissenschaftler alarmiert": "Ein Rätsel! Die Leute sagen die Wahrheit!" Und ´TV Spielfilm´ 10/93 stellte die Sendung in der Sparte "Show & Unterhaltung" dann als Tagestip vor. Auch der ´Gong´ nahm sich ganzseitig dem Film an und fragte "Von UFOs entführt - Wahn oder Wirklichkeit?" Nun sei es "Schluß mit Strahlenpistolen, imaginären Raumschiffen oder kleinen grünen Männchen. Im ZDF schildern Menschen vor laufender Kamere ihre (reale) Begegnung der vierten Art". Bauer wird hier zitiert, daß das Thema für ihn eine "saugute Story" sei. Er wunderte sich nur, "daß in diesem Fall Personen, die sich zuvor nicht aknnten, übereinstimmend bis ins kleinste Detail von ihrer offensichtlich gemeinsamen Entführung berichten". Dies habe ihm die Sache als wahr vorkommen lassen: "Diese Leute erzählen die Wahrheit." Vergessen wird dabei, daß es dazu in Amerika zu diesem Zeitpunkt bereits eine Art Entführungs-Kultur mit ihren eigenen Bildern in den Massenmedien gab! Christian Bauer hofft nun mit seinem Film, daß auch derartige Fälle in Deutschland bekannt werden. Gong-Autor Volker Bergmeister brachte noch einen Begriffs-Erklärungskasten ("UFOs und andere Begriffe") für den Kindergarten ein. So erklärte er "UFO" (nach einem Fliegenden Untertassen-Bildchen wie aus einem Comic) so: "meist scheibenförmig beschrieben, das manche als Raumfahrzeug von Wesen anderer Gestirne ansehen". Er hatte es auch von "Sci-Cops": einem "Wissenschaftlerverbund, der die Aufgabe hat, Scharlatane aufzudecken". SCICOP gibt es wohl und er mag dies damit gemeint haben, aber sie sind keine Sci-Cops, Wissenschafts-Polizisten. ´Bild + Funk´ 20/93 dagegen titelte auf S.1 zur Sendung: "Wir wurden von UFOs entführt. Hier ist der Beweis" - Augenzeugen berichten. Thilo Ries nahm sich ganzseitig der ZDF-Dokumentation an und verwies in einem Info-Kasten an den Wissenschafts-Autor Dr.Johannes Fiebag und sein Herbig-Buch "Die Anderen - Begegnungen mit einer außerirdischen Intelligenz" welches unlängst erschienen war. Hör Zu feuerte in Nr.20/1993 schon auf der Titelseite ganz heftig: "UFOs: Neue Beweise der Forscher" neben einem Paßfoto von Experte Prof.Auguste Meessen. Unter der ganzseitigen Darstellung des berühmten Petit-Rechain-Einzelbildes hieß es dann: "Das sind Flugobjekte die nicht von der Erde stammen." Und der dies sagte, "ist der für seinen kühlen Kopf bekannte Physiker Auguste Meessen von der Universität Löwen. Gemeint sind UFO-Erscheinungen über Belgien, beobachtet und registriert von F-16-Jägern, akribisch ausgewertet von Wissenschaftlern. Werden wir also doch schon längst von Außerirdischen unter die Lupe genommen?" fragte sich ein Autor mit dem Kürzel H.R. (Heinz Rhode? - zeitlich würde es passen, um die Idee für seine eigene UFO-Sendung im Herbst 1994 Form annehmen zu lassen). Bereits hier wurde die "UFO-Welle über Belgien" (so auch der Titel des Buches hierzu beim Verlag Zweitausendeins, wie extra vermerkt wurde) aufgegriffen und als Zugnummer für die ZDF-Dokumentation verwendet. Der Beitrag in der Hör Zu war die perfekte Werbung für die belgischen Dreiecks-UFOs, auch wenn es zumindest während der belgischen Welle keine Kontaktberichte gab.
Die Fernsehkritiken fielen zu "Von UFOs entführt" entsprechend aus: "...Am Ende war das Publikum so schlau wie zuvor..." (´Mannheimer Morgen´, 25.Mai 1993). "Heimsuchung. Welcher Teufel mag den Dokumentarfilmer Christian Bauer da bloß geritten haben? ... suggestiv war sein Film von vorn bis hinten angelegt, und so durchwirkt von dem Stoff, aus dem seit jeher die Urängste sind. ... Mag sein, daß all die ´Zeugen´ und ´Opfer´ extraterrestrischer Heimsuchungen tatsächlich an das glauben, wovon sie vor der Kamera freiweg erzählen. Und es ist im prinzip noch nichts dagegen zu sagen, ihnen ihre subjektiv erlebten Geschichten zunächst einmal zu lassen - sofern in einem zweiten Schritt ergründet wird, was wohl dahinter stecken könnte. Dann ließe sich auch von einem journalistischen Zugang sprechen, den man bei diesem heiklen Thema ja erwarten darf. ... Nicht ein einziges Mal verrät uns Christian Bauer, wer diese Menschen sind, wie sie leben und was sie womölglich so empfänglich machen könnte in ihrem sozialen, beruflichen und familiären Umfeld. Auch problematisierte er nicht, was es bedeutet, wenn die Erlebnisse mit UFOs unter Hypnose herausgekitzelt werden. Das legt den Schluß nahe, daß es Bauer offenbar nur darum ging, all denen eine Schneise ins öffentliche Bewußtsein zu schlagen, die immer schon dunkel geahnt haben, daß hier auf Erden mehr sein muß, als eigentlich wahr sein darf. Lauter UFOlogen kamen zu Wort..." (´Süddeutsche Zeitung´, 25.5.)
"Grimme-Preisträger Christian Bauer hat sich auf rutschigen Boden begeben... Die Erzählungen der amerikanischen UFO-Entführungsopfer konnten ihrerseits kaum deutlich machen, ob sich Wahn und Wirklichkeit nicht etwa doch vermengen." (´Münchner Merkur´, 25.5.) "Fantastische Berichte... Bauer überließ es dem Publikum, sich eine eigene Meinung zu bilden..." (´Mainzer Allgemeine Zeitung´, 25.5.) "Frei von Skepsis... gewagter Versuch... Diverse Wissenschaftler bekundeten ihre von Skepsis weitgehend freie Nachdenklichkeit über derartige Phänomene. Die Phantasie des Zuschauers wurde gekitzelt... Sicher hätte es diesem Beitrag gut getan, wäre er zum Beispiel um eine Diskussionsrunde ergänzt worden..." (´Kölner Stadtanzeiger´, 25.5.) "...In Bauers Bericht durften Entführte, Wissenschaftler und der umstrittene UFO-Forscher Budd Hopkins munter wacklige Hypothesenbrücken bauen. Gegenmeinungen wurden nicht gehört, handfeste wissenschaftliche Beweise blieben die Gesprächspartner schuldig... Den Glauben an Außerirdische hat Bauer mit seiner einseitigen Reportage jedenfalls lebendig gehalten." (´Darmstädter Echo´, 25.5.) "Verlorene Zeit: Wer bei den Mainzelmänmnchen die Idee für diese Sendung nach langem Kopfzerbrechen gebar, hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine starke Affinität zu Science-fiction und zu viele Filme von Steven Spielberg* gesehen. Reporter Christian Simpelbauer war in die USA gebraust, um Leute zu finden, die ´Begegnungen der 4.Art´ hatten. Zuerst fiel unser hochintelligenter Mann auf einen Scharlatan namens Budd Hopkins rein. Dann bringt er obskure Professoren und Doktoren auf... Gehobener Schwachsinn bleibt auch wissenschaftlich verbrämt Schwachsinn..." (´Sächsische Zeitung´, 25.5.)
*= John & Anne Spencer berichteten in einem der letzten großen UFO-Bücher, ?50 Jahre UFOs? (Heyne, 1997), auf S.98: "Ende der siebziger Jahre, während der Werbekampagne vor dem Kinostart von ´Unheimliche Begegnung´ und in den ersten Monaten danach, gingen bei BUFORA mehr Mitgliedschaftsanträge ein als je zuvor. Außerdem wurden in dieser Zeit weitaus mehr Sichtungen als sonst gemeldet. [Solche] Filme führen häufig dazu, dass ganz gewöhnliche Objekte falsch identifiziert werden, denn erst wenn die menschliche Fantasie beflügelt wird, fangen viele Menschen an, sie auch zu benutzen." Dies gilt aber nicht nur für Spielfilme, sondern erst recht auch für vorgebliche ´Dokumentationen´ oder Magazinbeiträge in denen IFOs als echte UFOs falsch dargestellt werden - bestes Beispiel die unsägliche ARD-Reportage vom Oktober 1994 ("UFOs: Und es gibt sie doch!") um die es noch gehen wird. Die Spencer´s weiter: "Darüber hinaus hatten die Medien, insbesondere die Boulevardpresse, einen legitimen Grund, Berichte über UFOs zu veröffentlichen, und wie nicht anders zu erwarten, wurden dabei viele Geschichten aufgebauscht." In Folge dessen gab es einen "Wendepunkt für die Überzeugungen innerhalb der UFOlogie".
Die BZ dagegen feuerte weiter und titelte großaufgemacht auf einer bunt-grellen Zeitungsseite: "Verblüffende Geständnisse im TV: UFO-Wesen haben uns entführt. Sie wollten Sex. Große Zärtlichkeit. Vergewaltigung. Was 6 Menschen mit Außerirdischen erlebten."
Unter diesem Klima entstanden in Deutschland neue UFO-Organisationen wie die "Deutschsprachige Gesellschaft für UFO-Forschung" (DEGUFO), worüber am 7.Juni 1993 die ´Frankfurter Neue Presse´ unter der Schlagzeile "Gibt´s auf dem Mond eine Station der Außerirdischen?" berichtete. Am vorausgehenden Samstag wurde in Höchst die Gruppe von 40 UFO-Fans aus ganz Deutschland, Holland und der Schweiz von dem Initiator Reinhard Nühlen im "Höchster Hof" aus der Taufe gehoben worden, nachdem das Magazin 2000 vorher darauf hingewiesen und dabei eine Art "Geburtshelfer"-Funktion übernommen hatte. Die Gründung der DEGUFO sei deswegen notwendig, erklkärte der passionierte Hobby-Forscher Nühlen bei seiner Begrüßungsansprache, "weil all die anderen deutschen UFO-Gesellschaften eigentlich nur mit der Zielsetzung arbeiteten, alle UFO-Sichtungen als natürliche Phänomene zu erklären", was er offensichtlich für ganz schlimm hielt. Nühlen´s Gruppe wolle weg von den kleinen grünen Männchen und hin zur "seriösen UFO-Forschung". Mit einem Seitenhieb auf "Deutschlands Chef-Esoteriker Johannes von Buttlar" erklärte er dabei: "Es gibt Leute, die das Thema gerne nehmen, um sich zu profilieren, man muß höllisch aufpassen, daß man denen nicht auf den Leim geht." Mit UFO-Seminaren für Erwachsene und Kinder wolle Nühlen dann auch "in Zukunft Überzeugungsarbeit leisten". Unter den Teilnehmern dieser Veranstaltung fand sich auch Boris Lyssenko, der davon überzeugt ist, daß auf der uns abgewandten Seite des Mondes eine Raumschiffbasis der Außerirdischen existiert. Kein Wunder also, wenn DEGUFO in "absehbarer Zeit zu einer renommierten Anlaufstelle für alle UFO-Fragen werden" wolle, "besonders bei der Presse" aber einen Stein im Bett haben möchte.
Aber auch in Hamburg wurde ein "neues UFO-Forschungszentrum" mobil, welches sich mit den Fliegenden Untertassen beschäftigte, oder wie es die Segeberger Zeitung vom 26.Juni 1993 totelte: "Nur die echten wobbeln". Gerhard Cerven (Diplom-Kaufmann, 35) ging an den Start, der mit zwölf weiteren Leuten das "Regional-UFO-Forschungszentrum Nord" gründete, welches später nach Werner Walter´s Vorschlag auf das klingenden Kürzel RUFON kam. Cerven dozierte vorher bereits über Fliegende Untertassen "wie ein Mediziner über Herzinsuffizienz". Die Aufgabe der neuen Vereinigung sei es "jede UFO-Beobachtung genau zu untersuchen und zu interpretieren. Wir wollen alle normalen Erklärungen ausschließen, um sicher zu sein, daß es sich um ein unerklärliches Phänomen handelt", erklärte Cerven (der sich später das Leben nehmen sollte).
In Folge all dessen brachte dann BILD vom 9.Juni 1993 die Schlagzeile ins Blatt "UFOs filmen: Der neue Sommer-Spaß". Der UFO-Fotospaßvogel Carsten Bretschneider (arbeitsloser Altenpfleger aus Braunschweig) hatte a) eine Fliegende Untertasse und b) einen blauen Alien im Gebüsch fotografiert. UFO-Experten wie Bestseller-Autor Johannes von Buttlar nannte das Material dann so: "Das war die Begegnung der 3.Art. Die Beschreibung paßt genau zu anderen UFO-Beobachtungen." Und Astronauten-Götter-Altvater Erich von Däniken: "Solche Figuren wurden schon häufig gesehen." Dumm dagegen nur, daß der Fotograf gegenüber unserem Kollegen Rudolf Henke die Story sofort als Schwindel eingestand (ebenso, wie sich später herausstellte, gleichfalls einem unabhängigen Magazin 2000-Leser). Doch davon erfuhren Millionen nichts...
"Total paranormal, Rainer Holbe" hieß es am 17.Juni 1993 in ´Die Woche´. Und Mathias Bröckers verbreitete "Eine Diesseits-Botschaft": Herhörn Holbe, alter Esoterrorist. Eigentlich waren wir gespannt auf den 17.Juni: statt deutscher Einheit die Einheit von Körper und Geist, statt politische Magazine neue "Phantastische Phänomene" im Fernsehen. Aber was kündigen Sie da an? "Es wird noch phantastischer!" Ja, waren denn die irren Wunder und die wunderlichen Irren in der ersten Staffel noch schon phantastisch genug? Und jetzt das Ganze noch einen Zacken schärfer, dieser Schuß ins Jenseits kann nur nach hinten losgehen. "Nachdem vor kurzem über Amerikaner berichtet wurde, die von UFOs entführt worden sein sollen, stellten wir fest, daß sich solche mysteriösen Fälle auch bei uns ereignen." Vor kurzem ist gut - seit über zehn Jahren tummeln sich Berichte von UFO-Entführten in den amerikanischen Bestseller-Listen, und was diese mysteriösen Untertassen "auch bei uns" angeht, sogar seit Goethe: "Auf einmal sah ich an der rechten Seite des Wegs, in einer Tiefe eine Art von wundersam erleuchteten Amphitheater. Es blinkten nämlich in einem trichterförmigen Raume unzählige Lichtchen stufenweise übereinander und leuchteten so lebhaft, daß das Auge davon geblendet wurde." Das war 1768, nächtens auf freier Strecke zwischen Hanau und Gelnhausen - fraglos ein UFO. Aber kennen Sie die Geschichte von dem kleinen Außerirdischen, der den Menschen High-Tech anbietet und dafür im Austausch genetisches Material verlangt? Wie - das kommt in Ihrer nächsten Sendung vor? Nein, es steht schon bei den Brüdern Grimm. Der E.T. hieß damals Rumpelstilzchen.
Die BZ vom 17.Juni 1993 hatte auf ihrer TV-Seite den Beitrag "UFO-Holbe liegt auf der Lauer" einzubringen, da auf Sat1 neue "Phantastische Phänomene" die Zuschauer ab 21:15 h erwarteten während Holbe selbst "täglich Harald Schmidts UFO-Team erwartete". Nun gut, "neues aus fremden Welten und anderen Zeiten" biete der "Ghost-Späher", "Pionier im Bereich des Unfaßbaren" und "Vorkämpfer" Rainer Holbe an, der mit seiner aktuellen Staffel gleich ein gutes Einstiegsthema fand: "UFOs und unheimliche Begegnungen". BILD dagegen machte mal wieder einen TV-Tip aus der neuen Serie. Um dann am 2.Juli 1993 eine vernichtende TV-Kritik nachzuschieben: "Das größte Phänomen ist, daß es überhaupt noch einen TV-Sender gibt, der Moderatoren wie Rainer Holbe vor eine Kamera läßt! Denn dieser Show-Schelm veräppelt die Zuschauer noch ärger als die Schwindler und Scharlatane, die er in dieser Geisterfahrer-Gala vorführt. Holbes einzige Stärke ist sein unfreiwilliger Humor, diesmal z.B. mit dem Satz ´Die Hand ist der verlängerte Arm des Menschen...´" Die ´Hessische Allgmeine Zeitung´ nahm sich unter "UFO-Suche: Die Phantasien des Rainer Holbe" am 17.Juni 1993 dem Thema an und verwies auf Holbe´s Buch "Warum passiert mir das?", welches ihm den Vorwurf antisemitischer Äußerungen und den "schnellen Rausschmiß bei RTL" eingebracht hatte. "Der Konkurrenzsender Sat1 sah das nicht so eng: Dort darf Holbe ab heute die zweite Staffel der Reihe präsentieren..."
Vorgeschoben wurde dieses Mal eine Tafel mit diesem Text: "Die in der folgenden Sendung vorgestellten ´Phantastischen Phänomene´ wurden journalistisch nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert. Mache der aufgestellten Thesen entsprechen nicht derzeit gültigen geistigen bzw naturwissenschaftlichen Weltbildern. Wir bitten deshalb unsere Zuschauer, sich zu den gezeigten Ereignissen und vorgestellten Personen ihre eigene Meinung zu bilden." Für Rudolf Henke, der in diesem Fall eine TV-Kritik ("R.Holbe´s ´ufologische´ Zuschauer-Verdummung") für den CENAP REPORT Nr.209 schrieb, war dies der pure Hohn in Anbetracht dessen, was in dieser UFO-Folge geleistet wurde:
Quelle: CENAP-Archiv