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UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-198

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13.10.2007

Deutsche TV-UFO-Historie:1994 / Teil-1

1994, das Jahr als der ´Akte X´-Mythos begann und die ARD-UFO-Show loslegte

 

1994, die Kulmination zum Start von Akte X

 

"Ich komme aus dem All. Ich bin 250 Jahre alt! Ihr Name: Omnec Onec. Ihre Mission: Ein Auftrag der Bruderschaft der Planeten" hieß es am 6.Januar 1994 in unser aller BILD: Eine junge, blonde Frau beschäftigt ganz Amerika. Sie behauptet: "Ich bin eine Außerirdische. Ich komme von der Venus und bin schon 250 Jahre alt." Wahrheit oder nur eine phantastische Geschichte? Fest steht: Sheila Gibson (sie nennt sich Omnec Onec) sieht jünger aus als 250. Aber sie behauptet: "1955 landete mein Raumschiff im Himalaja. Dort blieb ich ein Jahr bei den Mönchen im Kloster. Sie brachten mir Englisch bei, bereiteten mich auf das Erdenleben vor. Dann flog ich nach Amerika, nahm den Platz der kleinen Sheila Gibson ein, die als 7-jährige bei einem Busunglück gestorben war." "Omnec", warum bist du zu uns gekommen? "Es ist eine Mission. Die Bruderschaft der Planeten (zusammenschluß der Bevölkerung der Planeten im Sonnensystem) hat mich geschickt. Ich soll den Menschen zeigen, daß sie und alle anderen in unserem Sonnensystem als große Familie zusammengehören." Die schier unglaubliche Geschichte hat sich bereits ausgezahlt: Ihr Buch "From Venus I come" ("Ich kam von der Venus", 200.000 Auflage) war in den USA nach 2 Wochen vergriffen. Im Februar auch bei uns (Myrddin-Verlag, Düsseldorf, 39,80 Mark).

 

Da erschien ehemals gerade auch das Magazin 2000, in welchen mit Nummer 97 für Januar 1994 gerade Michael Hesemann in dem Titelartikel "Bericht aus der Astralwelt" unter der Federführung von Wendelle C.Stevens, Omnec Onec gerade für den deutschen Markt aufbereitete. Hier wurde klar, daß die Venus, die Gibson meint, nicht unsere physikalische Venus ist, sondern die "märchenhafte, venusische Astralwelt", also eine "unsichtbare Astralwelt, die wir mit unseren beschränkten Sinnen nicht wahrnehmen". New Age, wir grüßen Dich und Deine ko(s)mischen Fernfahrer...

 

"Geheimnisvolle Geschichten über die Außerirdischen" hieß es am 7.Januar 1994 als Nachschlag bei BILD: >Gestern erzählte eine geheimnisvolle Frau in BILD: "Ich komme von der Venus." Sind gar noch mehr Außerirdische unter uns? Steuerberater Bernd Lautensach (53) aus Hannover: "Ich habe Kontakt zu ihnen. Es sind Santiner. Ich kann mit ihnen sprechen." Sein phantastischer Bericht: Die Santiner kommen vom Sternbild Alpha Centauri, Hauptquartier ist z.Z. die Venus. Sie sind unserer Entwicklung 12.000 jahre voraus. Wie sehen sie aus? Ähnlich wie die Menschen. Sie verströmen Glücks-Energie. Wer ihnen nahe kommt, ist happy. Wie viele gibt es bei uns? 4 Millionen, glaubt Lautensach. Wer ist ihr Anführer? Ashtar Sharaan [wenn schon, dann Sheran]. Er befehligt die UFO-Flotte (17 Millionen Fahrzeuge).<

 

Das paßte ja gerade wunderbar zum aktuellen M2000 mit der Omnec Onec-Story in welchem auch "Friede über alle Grenzen" als Aufruf von ASHTAR in einer Werbeanzeige für 14 Broschüren, genannt "UFO-Tatsachenberichte", von insgesamt 500 Seiten Umfang über den Medialen Forschungskreis Schwalenberg, c/o Waltraud Sokolowsi, in Detmold, abgedruckt wurde. Frei nach dem himmlischen Motto: "Die Menschen mögen versuchen, die Göttliche Liebe endlich zu erkennen.

 

"Marsmännchen entführten Inka-Frauen - Unglaubliche Berichte aus den Anden" hieß es am 2.Februar 1994 bei BILD: >Machen Außerirdische Jagd auf die Frauen der Inkas? Perus Zeitungen La Voz und Alti Plano berichten von unglaublichen Dingen aus Nasca: Außerirdische kidnappen Indio-Frauen, Nachfahren der Inkas. Cidad Ibarra, eine 23jährige Bäuerin, erzählt: "Ich ging mit meinen drei Nachbarinnen zu unseren Lamas auf die Weide. Vom Himmel kamen vier silbrig glänzende Kelche. Ein Pfeifen, wie ich es noch nie gehört hatte. Wir wollten weglaufen, aber starke Lichtstrahlen hielten uns fest. Dann packten uns fremde Wesen, halb Mensch, halb Roboter. Sie waren so groß wie ich, 1,50 m. Ich wurde an Leitungen geklemmt, an meinem ganzen Körper wurden Saugnäpfe angesetzt. Überalll standen seltsame Maschinen. Sie machten einen Höllenlärm. Plötzlich sah ich einen Blitz, verlor das Bewußtsein." Tage später erwachte die junge Frau in einem einsamen Tal, von ihren Freundinnen keine Spur. Der international anerkannte Parapsychologe Roberto Diaz (51) auf einem Kongreß in Perus Hauptstadt Lima: "Die Außerirdischen brauchen frisches Blut, um den Fortbestand ihrer Rasse zu sichern. Cidad Ibarra wurde nur freigelassen, weil sie hohen Blutdruck hat." Auch in anderen Dörfern sollen die UFOs gelandet sein. Immer verschwanden Frauen. Maria Lourdes (28): "Ich wurde von den Ungeheuern aus dem All vergewaltigt, wurde Schwanger. Das Baby kam schon nach sieben Monaten zur Welt. Die Außerirdischen kehrten zurück und raubten es mir."<

 

Das kam ja gerade alles recht und wirkte sofort wie eingefädelt. Wer macht Derartiges nur...und aus welchen Interessen heraus? Am 5.Februar 1994 erschien Michael Hesemann dreißig Minuten lang in der RTL-Nighttalkshow "nachts". Mancher Zuschauer nutzte die Chance, um live ins Studio anzurufen und Fragen zu stellen. Am selben Tag hieß es in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung Mit UFOs zum Erfolg - Essener Buchautor erhält neue Auflage. Tausende Menschen interessieren sich für UFOs. Das erfuhr zu seinem Erstaunen Michael Appell in Rellinghausen. Sein verleger teilte ihm mit, es lägen 2000 Nachbestllungen vor für sein Buch "Sie waren nie fort". Appel schrieb das Buch 1982 und die erste Auflage eines Kleinverlages war bis 1994 restlos ausverkauft. Nun wurde das Buch in zweiter Auflage herausgegeben: "Mein Verleger ist wegen der beständigen Nachfrage sehr beeindruckt, vielleicht soll die Geschichte auch ins Englische und Französische übersetzt werden."

 

In Deutschland hatte am 7.Februar 1994 der US-Spielfilm "Fire in the Sky" (die dramatische Hollywood-Umsetzung der 1975er Travis Walton-UFO-Entführungs-Story) in den Videotheken ihre Premiere, hier unter dem Titel "Feuer am Himmel". Die Zeitschrift Video Plus stellte die Cassette als den "Redaktionstip des Monats" vor. Die Firma "Komplett-Video" brachte kurz zuvor als Zweitauswertung Bauer´s ZDF-Film als "Begegnung der 4.Art" heraus und "Das UFO-Phänomen: Besucher aus dem All" (Teil 1) entstand unter der "wissenschaftlichen Beratung" von Herrn von Ludwiger.

 

Torsten Huber von der ´Abendzeitung´ hatte am 8.Februar 1994 aus München zu reportieren:

 

>Prozeß: Können auch Irdische mit einem UFO fliegen? Ein Prozeß der besonderen Art beschäftigte gestern das Landgericht München 1: UFO-Forscher Illobrand von Ludwiger (57) fühlte sich in einem Artikel der Fernsehzeitschrift ´Funk Uhr´ falsch verstanden. So mußten irdische Richter klären: Welche Wesen sitzen in UFOs? "Immer mehr Deutsche behaupten: Wir waren in der Gewalt der kleinen Männchen" - so die Zeitschrift über UFOs, garniert mit einem Augenzeugenbericht von Frührentnerin Christel M. (60) : "Ich wurde von einem UFO entführt. Um mich herum bewegten sich mehrere graue Wesen und untersuchten mich." Bewegt von dieser "Entführung", suchte die Frührentnerin nach einer Antwort. Die ´Funk Uhr´ fragte die wissenschaftliche Vereinigung "MUFON-CES"... "MUFON"-Leiter und Physiker von Ludwiger: "Diese Schilderungen sind glaubwürdig. Die unter Hypnose gemachten Aussagen ähneln anderen, die weltweit gehört werden." So weit so gut. Doch das Zitat "Nicht alle Außerirdischen sind friedliebend" will der UFO-Experte nie gesagt haben, er habe sich vielmehr so geäußert: "Nicht alle Insassen von UFOs sind friedliebend." 5000 Mark Schmerzensgeld klagte der Physiker vor Gericht ein. ´Funk Uhr´-Anwalt Raymund Brehmenkamp: "Der Wissenschaftler möchte die Frage offenlassen, wer tatsächlich in einem UFO sitzt. Es könnten ja auch Bewohner des Planeten Erde als UFO-Insassen in Frage kommen." Aber da gibt der Anwalt zu bedenken: "Ein fliegendes Objekt, in dem sich ein Irdischer befindet, kann nicht mehr als UFO bezeichnet werden." Die Richter: "So witzig die Sache auch sein mag, der Kläger hat dennoch das Recht, richtig zitiert zu werden." Auf die 5000 Mark Schmerzensgeld hat der UFO-Forscher aber wenig Aussicht. Der Streit soll gütlich beigelegt werden. In Form einer Richtigstellung oder einer Entschuldigung.<

 

´Bild + Funk´ 7/1994 nahm sich in der Kolumne "Unsere Welt Extra" den UFOs an, weil auf RTL in der Talksendung "Hans Meiser" vom 22.Februar 1994 das Thema "UFOs - wo fliegen sie denn?" angesagt wurde. Als Autor für den Beitrag, der "die ungeschminkte Wahrheit" beinhalten sollte fand sich in eigener Sache Johannes von Buttlar: "Also, wie ist das jetzt wirklich mit den UFOs Herr von Buttlar?" Sind nun UFOs und außerirdische Wesen ein Hirngespinst oder Realität? Buttlar: "Die Vorfälle häufen sich, die eindeutig belegen, daß die Menschheit im Universum nicht allein ist", war er sich da sicher und machte Prof.Frank Drake gleich zu seinem Kollegen, der dies auch bestätige. Im Mittelpunkt der Argumentation stand der Roswell-Vorfall, für den ein weiterer Kollege, nun der (ehemalige) Nuklearphysiker Stanton Friedman, "über 300 Zeugen aufspüren" konnte. Und der Fliegende Untertassen-Absturz von Roswell war "kein Einzelfall", wie ein Dokument aus den FBI-Archiven vom März 1950 "enthüllt". All diese Sachen würden durch wirklich "höchst brisante Aussagen von Major Ed Dames, Mitglied des Nachrichtendienstes der US-Army" bestätigt. Dames der ein Hellseher ist, was von Buttlar verschweigt, hat dies alles medial empfangen, zudem neigt er zum schweren Übertreiben. Beispiel in der TV-Zeitschrift: Mittels Frühwarn-Satelliten wurden UFOs aus dem Weltraum kommend registriert, die bereits ein gutes Dutzend Mal in Hochsicherheits-Arealen eindrangen, dort landeten und die Sicherheitskode´s der Atomwaffen manipulierten! Bald also werde die Welt die ganze Wahrheit erfahren, gerade auch weil die Testpilotin Popovich "stolz" gerade die Kopie eines Fotos bekanntgemacht habe, welches aus den Archiven der sowjetischen Raumfahrtbehörde stammt und einen toten Alien zeige (in Wirklichkeit war dieser tote Alien eine Puppe und diese ein Ausstellungsgegenstand auf einer Veranstaltung in Kanada). Buttlar abschließend: "Ginge es nach der Meinung fanatischer UFO-Gegner, sind freilich alle Augenzeugen unbekannter Flugobjekte krankhafte Spinner. Doch damit, glaube ich, macht man es sich zu einfach..." Womit er ganz sicher recht hat, aber uns zu unrecht brandmarkte. Umgarnt wurde der Bericht von einem Bildausschnitt des Carp-Films, aufgemotzt mit dem Text: "Die atemberaubende Aufnahme eines kanadischen Hobby-Filmers: Ein UFO kreuzt als gleißende Feuer-Scheibe den pechschwarzen Nachthimmel." Tja, wie es nun mal wirklich so ist, hätte die verantwortliche Redaktion von den vorgeblich "fanatischen UFO-Gegnern" erfahren, aber sicher nicht von ihrem Autor.

 

Dies hatte sofort einen scharfen Leserbrief von Werner Walter zur Folge, der sogar in Nr.9/94 als erster und größter Brief abgedurckt wurde: "Ein Science-Fiction-Beitrag?" "Was Ihr Autor von Buttlar hier einbrachte, würden wir als Science-fiction bezeichnen. Schade nur, daß die ´Bild + Funk´ diesem Zauberer Platz zugestand, um moderne Fantasiegeschichten zu plazieren... Was zunächst so atemberaubend klingt, ist weitaus weniger spektakulär..." Wie gesagt, Hans Meiser hatte auf RTL am 22.Februar 1994 zum populären UFO-Talk geladen, als Experten fanden sich ein: I.v.Ludwiger, J.Fiebag und M.Hesemann. Sie zeigten sich als ein untereinander zerstrittener Haufen. Neu belebt wurde hier das Fotofall Rudi Nagora und ein neuer Film der Ereignisse von Greifswald vom 24.August 1990 erblickte das Licht der Nation. Und Rudolf Henke war im Vorfeld der Sendung eingeladen, dann wieder ausgeladen worden. Klaus Webner schrieb im CENAP REPORT Nr.214 in seinem Beitrag"Nagora-Ulkfotos wieder im TV aufgetaucht" hierzu: "In Vorankündigungen hatte man das Zusammentreffen von Gläubigen und Ungläubigen versprochen. Doch wer sich auf eine faktengeladene Diskussionsrunde freute, wurde bitter enttäuscht. Gläubige ließen ihre Stories los, aber kritischer Sachverstand war nicht gefragt. Die einzigen, die tatsächlich flogen, waren die Skeptiker und zwar hochkantig hinaus aus dem Sendekonzept! Dieser Mangel führte dann zwangsläufig zu einem einstündigen Gehirnsalat; oder sollte man besser von Ver-Kohl-ung sprechen?"

 

"Sie kommt von der Venus" hieß ein Artikel von Gisela Störmer am 23.Februar 1994 in der ´Heim und Welt´. Hier ging es um die Mission der Omnec Onec, deren Buchtitel "Ich kam von der Venus" blickfangend gleich mit abgedruckt wurde: "In ihrem Buch beschreibt Omnec Onec ihr Leben auf der Venus, Geschichte, Philosophie und Kultur der Venusbewohner, die seit Jahrtausenden, wie sie behauptet, auf der Astralebene ihres Planeten leben. In einer für uns Menschen unsichtbaren Welt." "Wahrheit oder eine phantastische Geschichte? Spannend ist sie allemal", wird verharmlosend dieser Unfug noch interessant gemacht.

 

Auf VOX setzte man am 25.Februar 1994 in einem "Spiegel-Interview" für 45 Minuten ausgerechnet Johannes von Buttlar ins Bild. Am 28.Februar 1994 stand so z.B. auch in der ´Abendzeitung´: >UFO-Glaube. Jeder fünfte Deutsche glaubt an UFOs, bei den 16- bis 29-jährigen sogar jeder dritte. Die über 60-jährigen waren bei der Allensbach-Umfrage nur zu acht Prozent von Unbekannten Flugobjekten überzeugt. Fast 50 Prozent der Befragten glauben an intelligentes Leben außerhalb der Erde. Andere Schlagzeilen hierzu gab es ebenso: "Viele glauben an UFOs: Vor allem junge Leute" oder "20 Prozent glauben an UFOs: Ältere skeptisch".< Anmerkung: Die Allensbach-Umfrage ist hoch-interessant aus verschiedenen Gründen. Zum einen zeigt sich hier, daß die spätere Zielgruppe für Akte X geradezu bereit war, um die Botschaften auf Pro7 zum empfangen - kein Wunder dann der Erfolg. Das Umfeld, welches geradezu von den Medien ´herangezüchtet´ wurde, stimmte also! Darüber hinaus ist wichtig zu realisieren, daß mit wachsender Lebenserfahrung und den vielen inzwischen verpufften ufologischen Versprechungen der damals erfaßten Befragten der UFO-Aberglauben drastisch in der Population zurückgeht.

 

"Auf den Spuren der UFOs", so die Schlagzeile des ´Hamburger Abendblatt´ vom 1.März 1994 über die erste UFO-Foto- und -Devotionalien-Ausstellung im Hanse-Viertel der Stadt. 14 Tage lang wurde durch den Organisatoren Gerhard Cerven von RUFON in einem Einkauszentrum eine UFO-Show geboten: "Zum erstenmal in Deutschland ist es gelungen, UFO-Skeptiker und -Gläubige in einer einzigen Ausstellung zusammenzuführen." Die Ausstellung wurde mit Postermaterial aus dem CENAP-Archiv (damit verbundene Kosten für WW ca 340 DM) geschmückt und zahllose Handzettel lagen zur Mitnahme an Ort aus. Ein CENAP-Mann besuchte die Ausstellung, war aber enttäuscht: "Viele Ventla-Machwerke und natürlich Adamski- und Walters-Fotos ohne kritische Anmerkungen, aber kein Buch von Klass, Sheaffer, Vallée, Keel. Da lief ein Video, in dem Adamski-Schmarren als wahre Begebenheiten reportiert werden, man kann ins Hesemann´s ´Beweise´ blättern bis einem schlecht wird. Ein liebenswürdiger Mitkämpfer für den Triumph der Leichtgläubigkeit sieht in Adamski-Nachmacher-UFOs Belege für die Glaubwürdigkeit des Würstchenprofessors und will mir obendrein eine haarsträubende Sensationsmeldung aus der Verarschungsblatt ´Neue Spezial´ als authentisch andienen, d.h. er glaubt jeden Käse - und dergestalt qualifiziert berät er UFO-Interessierte am Info-Stand. Was unter UFOlogen als PR-Erfolg verbucht wird, empfinde ich als niederschmetternden Mangel an Rationalität." Die Welt vom 1.März 1994 dagegen interviewte mit der Schlagzeile "Der Graue vom anderen Stern" Michael Hesemann, der angab, daß die hier vorgestellte "UFO-Forschung" absolut ernst zu nehmen ist. Wie manche andere auch besitzt er tausend Seiten ehemaliger Geheimpapiere aus Nachrichtendienstkreisen und sieht darin den Beweis, "wie ernst die Suche nach einem außerirdischen Leben von den Regierungen genommen wird". Einmal mehr wird klar, daß es Verständnisprobleme gibt. Während UFO für unidentifiziertes Flug-Objekt steht, sehen UFO-Freunde des Phantasischen darin Fliegende Untertassen aus dem Weltraum als Raumschiffe fremder Intelligenzen. Während in Wirklichkeit die UFO-Frage in den Behörden als Thema der nationalen Sicherheit ob möglicher Luftraumverletzungen potentieller (irdischer) Eindringlinge behandelt wurde, sprechen UFOlogen von außerirdischen Besuchern. Das Grundproblem ist also, daß da beide Seiten aneinander vorbeisprechen, die Öffentlichkeit aber von der ufologischen Konzeption fasziniert und gefesselt ist. Auch wenn man es in der Szene gerne von "dokumentierten Beweisen" hat oder gar die ehemals erschienene britische Hochglanz-Kiosk-Zeitschrift Alien-Encounters mit dem Untertitel "The Magazine That Brings You Scientific Proof" (!) versah. Unhaltbare Übertreibungen und aufgepumpte Worthülsen allesamt. Das Erfolgsrezept der UFO-Produkte weltweit um die Selbsttäuschung und Überhöhung des Themas zu fördern. Damit wird die Aura des Geheimnisvollen bewußt gefördert - für die Freunde des Fantastischen. Für sie ist alles möglich, deswegen lieben sie es. Für sie ist das Fantastische normal. Diese Leute lieben dies alles, weil es ihnen gefällt. Andere empfinden dies alles vielleicht nur als albern, auch wenn die Fans darauf abfahren, da es ihnen Sicherheit und Trost gibt. Dies ist es doch, was sich das ewige Kind wünscht - "out of the open sky" um sich der Schwerkraft des täglichen Seins zu entledigen und Träume leben zu können.

 

"UFOs - Signale aus dem All" hieß eine mehrteilige Serie zum grassierenden UFO-Fieber im ´Express´, die am 21.März 1994 startete, um nachzuweisen: "Wir sind nicht allein auf der Welt!" Auch UFO-Experte Hesemann wurde befragt, weswegen der Express abschloß: "Ein Spinner? Tatsächlich tummeln sich im Forschungs-Gebiet ´Außerirdische´ eine Menge Scharlatane und Scherzbolde, die gefälschte UFO-Fotos und obskure Zeichnungen von ´grünen Männchen´ anfertigen. Aber: In Deutschland wertet seit 1973 auch eine hauptsächlich aus Wissenschaftlern bestehende Organisation UFO-Beobachtungen aus." Gemeint ist MUFON-CES und Illobrand von Ludwiger, der den Fall Schillings vom 7.März 1977 aus der Nähe von Hamburg mit einem "Glaubwürdigkeitsfaktor von 91 Prozent" belegte. Und der Fall Messel vom März 1982 bekam sogar einen Glaubwürdigkeitsfaktor von "99,99 Prozent" zugestanden...

 

Im März 1994 langeweilte ´Astro-Venus´´ ihre Leser mit einem 08/15-Artikel namens "Nicht von dieser Welt" und versündigt sich mit einem vermurksten Artikel an einem interessanten Thema. Hesemann/von Ludwiger bestreiten den Part namens "Pro & Kontra". Ob damit der/die LeserInnen zum "potentiellen Dialogpartner außerirdischer Kulturen" wurden, sei angezweifelt, wenn auch zweifellos der Aberglaube in der astrologischen und esoterischen Ecke weiter genährt wurde und Hesemann als Chefredakteur des Magazin 2000 den größten Nutzen davongetragen wird.

 

Ein erstaunlich preiswertes Buch (350 Seiten Umfang, 10 Mark) brachte Friedrich Lorenz im Kleinverlag Gondrom Mitte März 1994 in den Handel: "UFOs, Ungeheuer, Dunkle Mächte". Lorenz nimmt darin eine erstaunlich skeptische Position ein und erinnert streckenweise an einen neuen Ulrich Magin. Lorenz ist gut belesen und informiert. Er bezieht sich im UFO-Teil sogar öfters auf CENAP-Unterlagen und veröffentlicht WW´s Adresse und Telefonnummer. Das Werk wurde noch bis 1998 im Handel gehalten und schien schon wegen seinem Preis gut gelaufen zu sein. Wer bis dahin blind als Amateur durch die UFOlogie gelaufen war, mußte spätestens jetzt auf uns stoßen.

 

Der ´Iserlohner Kreisanzeiger´ vom 28.März 1994 hatte es von den Fliegenden Untertassen in der Fußgängerzone: Horst Dittmer machte Hemeraner mit Außerirdischen bekannt/Video und Gespräche in der Galerie. Der Esoteriker Horst Dittmer lud in der Galerie Monika Elisabeth ein, um in Hemer die Menschen mit dem Ashtar Command bekannt zu machen. Über 50 Personen fanden sich ein. "Früher habe ich es abgelehnt, in der Öffentlichkeit über diese Thematik zu sprechen, heute weiß ich, daß viele Leute eine Anlaufstelle suchen und andere Menschen brauchen, mit denen sie über ihre Gedanken sprechen können", erklärte der Alien-Botschafter, der bisher beim WDR im "Aktuellen Schaufenster" und im RTL-Nachmittags-Talk von "Hans Meiser" aufgetreten war. Aufgrund des großes Erfolgs in der Galerie kündigte Dittmer sein nochmaliges Kommen an... Wir sehen, die Zeit für das Thema war reif.

 

"Die (un)heimliche Wahrheit über UFOs und Außerirdische" verbreitete der "Parapsychologe" Werner Güntner aus Mitterfecking im großen Saal des Weißen Brauhauses in Kelheim. Darüber berichtete am 6.April 1994 das ´Mainburger Anzeigenforum´. Und, was glauben Sie, wie schaut die Wahrheit aus? Die "Gottessöhne" besuchen uns seit Jahrtausende und sie sind Raumfahrer einer außerirdischen Zivilisation. Aufgrund des großen Publikumsinteresses versprach der Mann demnächst auch ein Buch herauszubringen...

 

Im ´Focus´ 13/1994 wurde von Buttlar´s "Kollege" Frank Drake interviewt ("Galaktischer Weihnachtsbaum"), der aber deutlich machte "mit diesen ganzen UFO-Spinnern nichts zu tun haben wollen". Im ´Focus´ 17/1994 griff man im Bereich "Modernes Leben/Psychiatrie" dann den Artikel "Treffen der Aliens" auf. Aufgemacht mit einem ganzseitigen Foto aus "Unheimliche Begegnung..." Hier ging es im Kern um John E. Mack, der bis "vor kurzem noch als ernstzunehmender Wissenschaftler galt... Doch nun wenden sich Professoren-Kollegen" von ihm ab, weil er sich "Im Griff der Aliens" befindet und man deswegen an seiner Universität von Harvard um deren Ruf fürchtet. Mack beschäftigt sich mit einem Thema, das in Forscherkreisen als absolute Spinnerei abgetan wird: Aliens, UFOs und der Mißbrauch von Erdenbürgern durch Außerirdische. "Was für die Harvard-Universität eine akademische Katastrophe ist, wurde für den New Yorker Buchverlag Scribner´s zum Marketingerfolg. Kaum im Handel, schoß John E.Macks 432-Seiten-Werk ´Abduction - Human Encounters with Aliens´ in die Bestsellerlisten." Eine Harvd-Professorin: "Es wäre ja nichts dagegen einzuwenden, wenn John Mack das ganze als psychisches Phänomen geschildert hätte, aber er glaubt tatsächlich an Außerirdische. Und das macht die Sache für ihn und für uns so schlimm." Hier wurde UFO-Skeptiker Philip J.Klass zu Worte kommen gelassen: "Diese Leute sind nicht verrückt - sie wollen einfach nur berühmt werden. das sind eben kleine Nobodies." Vorgestellt wurde auch im Interview die New Yorkerin Sherry (27): "Ich bin UFO-Opfer". In ´Focus´ Nr.20 gab es hierzu dann erwartungsgemäß eine Reihe von Leserbriefen. Hier machte ein Herty Gagei klar, daß das Phänomen der Entführungen "in weiten teilen der Wissenschaft durchaus ernstgenommen wird". Und Werner Walter: "Der moderne Aberglaube vom UFO-Mythos ist aber auch ein Medienphänomen in einer unausgeglichenen Gesellschaft."

 

Der ´Spiegel´ Nr.21/1994 nahm sich in der Kolumne "Wissenschaft" den Außerirdischen unter der Überschrift "Liederliches Treiben" und der Unterzeile "Ein Harvard-Professor legt eine psychologische Studie über Exoterrestren vor - mit sagenhaften Details" an. Wie man sieht, die Aliens wurden immer aufdringlicher in der Medienwelt dargestellt, basierend auf dem was voraus ging ist auch das später folgende gut zu verstehen. John Mack lieferte mit seinem "Leitfaden über Entführungen von Erdenbewohnern durch Außerirdische" ein gewaltiges Thema und gab der UFO-Thematik zumindest in einem speziellen Arm neue Impulse. Hier wurden für Millionen Leser nochmals die typischen Grey-Köpfe vorgestellt, der Spiegel erklärte auch wie demnach die Außerirdischen auszusehen haben: "Knapp 140 Zentimeter solide Häßlichkeit, birnenförmiger Kopf, geschlitzter Mund, Schwarzaugen im Kiwiformat; ihre Haut ist grau und gummiartig, ihre Ähnlichkeit mit TV-Vorbildern rein zufällig." Aber auch alle Begleitumstände von Entführungen werden hier aus dem "Leitfaden" (für welches Mack immerhin $ 200.000 Vorschußzahlung erhalten hat, "mehr als je für ein Wissenschaftswerk", und die Übersetzunsgrechte sind in alle Welt verkauft) dem Publikum klargemacht: Die Entführung erfolgt per Traktorstrahl, dann werden die "Experiencer" im Raumschiff ausgezogen, auf eine Art OP-Tisch geschnallt. Dann erfolgt die Entnahme von Sperma, Eizellen etc. Die Indizien: Erwachen an unbekannten Ort (z.B. im Empire State Building), Blutungen aus Nahe, Ohr und Rektum, Angst vor Bohrern und Spritzen. Kopfschmerzen oder Muskelziehen. Einsetzen eines Peilsenders. Und dann der Alien-Sex: Groß ist lt. Mack die Zahl derer, die von den Außerirdischen "unterleiblich behandelt" wurden, wie Mack das liederliche Treiben der Galaktikos höflich umschreibt. Denn das Pack molestiert jeden, den es kriegt: Die Männer werden, so erzählen sie unter Macks hypnotischer Anleitung, von feminiden Allianern zu einem Dauerorgasmus gequält, während sich ein schlauchartiges Gebilde von der Decke senkt, um die Spermafontänen aufzusaugen; entführte Frauen müssen sich von peniden Exoterrestren, die drei bis vier saugnapfähnliche Finger haben, bis ins gynäkologische Detail untersuchen lassen. Häufig kommt es dabei zum Koitalvollzug, der nach Macks Recherchen "in vielen Fällen zu einer Schwangerschaft geführt hat". So wurden uns die UFO-Aliens noch nie präsentiert, in einer Zeit wo alle Hüllen fallen und ausgefallene Sexpraktiken Thema jeder Nachmittags-Talkshow sind. Irgendwie paßt es also in den Zeitgeist. Mack abschließend: "Ich habe stets gewußt, daß unser Wissenschaftsbild falsch ist." Er muß es wissen, obwohl er nie entführt wurde, ist er dafür aber nach eigenem Bekunden "schon mehrfach wiedergeboren worden".

 

Der ´Spiegel´ 23/1994 nahm sich im Kulturteil unter der Sparte Scharlatane mit der Schlagzeile "Im Drüben fischen" den Erfolgsautor Johannes Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels ("einer der fünf erfolgreichsten Sachbuchautoren der Welt") an um ihn auf die Ebene der Schwätzer, Schwindler, Hochstapler, Marktschreier, Quacksalber, kurzum dem Gewerbe mit hohem Unterhaltungswert einzuordnen. Geholfen hatte dem Spiegel-Autor Fritz Rumler hierbei Rudolf Henke, der tiefgründige Recherchen nicht nur zur Person des Johannes von Buttlar durchführte und den glorreichen Lack absprengte. Während der Sensations-Guru Graf Alessandro di Cagliostro der liebeswerte "Ciarlatano" war und in Wirklichkeit Joseph Balsamo hieß, ist von Buttlar heutzutage lt tiefblauer Visitenkarte ein "Fellow" der "Royal Astronomical Society" und, ach ja, "Dr." mit Wohnsitz auf "Schloß Bartenstein" zu jenem Zeitpunkt. Während Cagliostro zur Zeit Goethe´s sich mit Gespenstershows und solchem Kleinkram begnügte, greift Buttlar ins Kosmische. Nun bot er sogar den "Schlüssel zur ewigen Jugend" mittels der Methusalemformel in der Bettendorf´schen Verlagsanstalt an und fand einen Promotionspartner bei RTL´s Boulevardmagazin "Explosiv". Nun, die Formel nach der von Buttlar´s Bücher entstehen ist eine ganz andere. "Die Methusalemformel" gab es schon früher als "Der Menschheitstraum" beim Econ-Verlag. Rumler: "Ganz unter uns: Ungeniertes Abkupfern, bei sich und vor allem bei anderen, war immer schon die Stärke des berühmten Mannes... Und so wird er wahr, der alte Traum der Alchimisten, aus Schnee von gestern Gold zu machen." Dafür bekam Autor Buttlar auch die "Aura der Kartoffel" zugestanden. Der Trick: "Das Design bestimmt das Bewußtsein, in Politiker- wie in Kornkreisen. Von denen, die im Drüben fischen, wirken jene besonders wuchtig, die sich in den Weißkittel des Wissenschaftlers hüllen; ein Adelskrönlein erhöht gewaltig, dunkles Vorleben schafft Dämonie. Daran hat es unser Mann nicht mangeln lassen, getreu den Regeln seines Gewerbes... Den ´Dr.rer.nat.`, mit dem er hausierte, kann er sich mittlerweile in den Kamin von Schloß Bartenstein malen; das Etikett, erworben von einer obskuren ´University of Prague´, brachte ihm ein Verfahren ein (´Mißbrauch von Titeln´). Der Kamin gehört ihm auch nicht, denn der ´Schloßherr´ wohnt, wie andere da, zur Miete. Gleichfalls in den Kamin paßt sein ´Fellow´ der Londoner ´Royal Astronomical Society´. Die ehrenwerte Gesellschaft, die jeden Arglosen aufnimmt, verstieß den ´Fellow´ Buttlar wegen Nichtzahlens des Jahresbeitrags (rund 100 Mark). ´Astrophysiker´ hingegen darf er sich nennen; wie jeder, der schon mal den Mond gesehen hat. In tiefe Dunkelheit jedoch gerät der Buttlar-Biograph, will er des Meisters Jugendspuren sichern; die verlaufen sich in Australien. Dort habe er, beispielsweise, als Freiwilliger im ´Special Air Service´ gedient und zwei Jahre im Dschungen ´Mann gegen Mann´ gekämpft; die Army kann sich seiner nicht entsinnen. Auch seine vielen Studiengänge, in Australien und England, sind bislang nicht durch irgendwelche Auffälligkeiten, etwa Examina, dokumentiert. Aktenkundig wird sein Drang zum Höheren am 28.März 1969: Da verwandelt sich ein Johannes Busacker aus Berlin, 28 Jahre alt, in den Johannes Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels; durch Adoption. Bald darauf greift der geadelte Johannes zur Feder und setzt die Welt in Erstaunen, bis auf den heutigen Tag..."

Als Konkurrenz-Produkt zum Magazin 2000 erschien mit der Mai/Juni 1994-Ausgabe erstmals der ´UFO-Kurier´ im Kopp-Verlag, der als kommerzielles Produkt neben dem Buchversandgeschäft den Markt beglückte. In Deutschland rückte der sogenannte Roswell-Zwischenfall immer mehr in die Interessen-Sphäre der UFOlogie. Bunte UFO-Wochen erlebten dagegen die Eidgenossen in der deutschsprachigen Schweiz, als der DRS in der Vorabend-Reihe "Schweiz aktuell" eine achtteilige Serie namens "Der große UFO-Report" zwischen dem 19.April und 7.Juni 1994 ausstrahlte. Verstärkt bzw unterstützt wurde dort das UFO-Fieber durch die Ausstrahlung von "Intruders" und eine 70minütige Talkrunde im "Zischtigsclub" vom 3.Mai 1994. Der verantwortliche Redakteur René Munz hatte bereits im Vorfeld mit CENAP Kontakt aufgenommen und es wurden lange Gespräche zum Gesamtbereich der UFOs geführt. Wie auch immer, die später dann gezeigte Reihe war zwar nicht von schlechten Eltern, aber der skeptische Standpunkt wurde nicht von einem konkreten Vertreter der UFO-Phänomen-Untersuchung vor der Kamera vertreten. Der Moderator selbst übernahm dann diese Position mehr oder weniger gut. Begleitung fand die Sendereihe durch die Presse, so z.B. durch den ´Berner Oberländer´ vom 19.April 1994 ("UFOs im Anflug auf ´Schweiz aktuell´") oder im BLICK vom 2.April 1994 ("UFOs fliegen in TV-Stube"). In Folge Zwei kam man dann auf das UFO-Dossier des Schweizer Geheimdienstes zu sprechen, über welches bereits viel spekuliert worden war. Erst durch die Bemühungen des DRS-Journalisten Munz bekam die Welt nun endlich diese Dokumente zu Gesicht. Hansruedi Fehrlin, Divisionär Flieger & Flab, letzte jetzt "zwei kleine Hänge-Mäppli" vor, die der Nachrichtendienst ihm zwei Wochen zuvor ausgehändigt hatte. Diese Mappen enthalten hauptsächlich Zeitungsausschnitte und etwa 12 Fallschilderungen von Piloten und "3-4 Zivilsichtungen", im weiteren eine umfangreiche Korrespondenz. Warum die bisherige Geheimhaltung? Herr Fehrlin: "Wir wissen immer noch nicht, was die UFOs sind, da sind wir natürlich sehr vorsichtig gewesen. Heute wissen wir, daß das Ganze keine militärische Bedrohung ist und so liegen die Informationen hier zur Einsicht." Doch die Akte war kein offizielles Projekt, sondern war von "einem interessierten Mitarbeiter" angelegt worden, "der dem Phänomen als Hobby nachging".

 

In den Unterlagen finden sich auch zivile wie militärische Radaraufzeichnungen der Luftraumüberwachung, "die vor allen Dingen von Dingen aus der Nacht stammen". So gab es Radarechos wie von ganzen Fliegerflotten, obwohl keine einzige Maschine in dem betroffenen Sektor in der Luft war. Die Frage war sonach: "Sind es vielleicht elektronische Störungen?" So sehen wir Radaraufzeichnungen vom 2.August 1993, nördlich von Schaffhausen, wo von 23 bis 23:15 h ein "Objekt" mit völlig wirrer Flugbahn und in Zickzack-Bewegungen festgestellt wurde, wie sie sicherlich keine irdische Maschine ausführen kann. Am 13.Juni 1993 geschah ähnliches südlich von Thun: Hier zeigt das UFO keine Überbrückung flächiger Distanzen, sondern unglaubliche Höhendifferenzen für sieben Minuten - inklusive einem superschnellen Sprung aus der Höhe von 7.000 Meter auf sagenhafte 20.000 Meter. In Belgien war dies in der berühmten Nacht des 30./31.März 1990 genau umgekehrt vorgefallen. Wie auch immer, die Schweizer Luftwaffe betonte - es gibt für unsere Soldaten deswegen keine Geheimhaltung und keine Schweigepflicht. Dies war dann dem DRS auch wert, am 3.Mai 1994 im spätabendlichen "Zischtigsclub" das Thema "Besucher aus dem All - Humbug, Einbildung oder Realität?" einzubringen. Gäste: Beatrix Luc (Empfängerin von außerirdischen Botschaften), Charlotte Visetti (UFO-Augenzeugin), Luc Bürgin (UFO-Spezialist), Georg Lanzendörfer (Grenzwissenschaftler), Benn Schmidt (Wissenschaftspublizist für Astronomie und Weltraumfahrt). Die ´Berner Zeitung´ vom 24.Mai hatte dann getitelt "Wenn UFOs landen, heben Einschaltquoten ab". Und dies allein ist schon ein entscheidendes Argument für die Medien-Gewaltigen. Aufgrund der DRS-Sendereihe waren nicht nur die Einschaltquoten und der Marktanteil auf 60 % hochgeschossen, sondern auch ein UFO-Fieber ausgebrochen. In Folge der Reihe seien im Studio 100 UFO-Meldungen telefonisch und via Brief aus der Schweiz eingegangen. Was mit diesen Meldungen geschah, wissen wir nicht.

 

Wie die ´Abendzeitung´ am 19.Mai 1994 berichtete, hatte das Meinungsforschunginstitut Forsa für ´Die Woche´ sich bei 1011 Bundesbürgern umhören lasen. So glaubten immerhin 22 Prozent an "höhere Wesen" und von denen akzeptierten wieder 41 Prozent UFOs für glaubwürdig. Dies paßt ins Gesamtfeld, bei dem 86 Prozent aller Befragten meinten, "daß es Dinge gibt, die die Naturwissenschaft nie erklären kann". ´Die Rheinpfalz´ hatte am 4.Juli 1994 folgende Notiz im Blatt: "Von Gott gesandt". Als "von Gott gesandten Außerirdischen" hat sich ein 28-jähriger Mann bezeichnet, der bei einem Bierfest im südwestfranzösischen Agen mehrere Personen mit Messerstichen verletzt hat. Er wurde in eine psychiatrische Anstalt gebracht. Im Verlag Bastei-Lübbe erschien in diesem Frühsommer "Die Beobachter - das große UFO-Buch" von Raymond E.Fowler und sollte an die Alien-Welle anschließen, auch wenn es dieser nicht gerecht wurde, da es ´nur´ die deutsche Version des bereits 1981 erschienen Originals "Casebook of a UFO Investigator" war. Dennoch ist das Werk ist ein Standardwerk der UFO-Forschung und war auch in der Alien-Verpackung durchaus empfehlenswert. Wenn dieser Fowler eine breite Zuwendung vom Publikum erfuhr, dann hat es daraus leider nichts gelernt. Im Sommer 1994 brachte die Firma PolyGram Video in Cooperation mit Burdes Firma "Royal Atlantis Film GmbH) vier UFO-Videokassetten in den Massenmarkt. Hierbei handelt es sich um die unrühmliche Burde-Antares-Reihe, die durch eine Nazi-Untertassen-Kassette ("UFO - Geheimnisse des dritten Reichs") abgerundet wurde, um dieses Thema populär zu machen, welches im Untergrund bereits umhergeisterte (Stichwort HUGIN) und nun an ein breiteres Publikum getragen wurde. Was ehemals per Video knapp 100 Mark gekostet hatte, wurde nun für knapp 40 DM auf den Wühltischen angeboten.

 

Auch der Frankfurter Versandbuchhandel Zweitausendeins nutzte die Stunde und versorgte gleich mit drei taschenbuchähnlichen Bänden aus der Feder von Jacques Vallée das Publikum, um an den Erfolg von dem SOBEPS über über die UFO-Welle in Belgien anzuschließen. Das Trio nannte sich "Dimensionen", "Konfrontationen" und "Enthüllungen". Tatsächlich findet sich darin einiges wertvolle Hintergrundmaterial, welches UFO-Legenden knackt. Kein Wunder, wenn diese Triologie nicht so recht bei den UFO-Fans ankam. Bei Langen Müller kam Johannes Fiebag´s "Kontakt - UFO-Entführungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz" heraus und BILD unterstützte dies mit einer einwöchigen Vorabdruck-Serie ab dem 15.August 1994 ("Außerirdische mitten unter uns? Phantastische Geschichten oder Wirklichkeit?")*. Michael Hesemann brachte im Silberschnur-Verlag das Monsterwerk "Geheimsache U.F.O." heraus. Die letzten beiden Bücher wurden zu Knallern der Szene, entsprechen sie doch voll der Publikumserwartung.

 

*= In dieser von vielen Millionen Leser verschlungenen Serie wurde den Lesern in aller Breite vorgestellt, was bei diesen "Entführungen" genau passiert. Im Beitrag vom 18.August ("UFO-Besuch! Sie trugen Schlapphüte, piksten mich mit Nadeln") wurde aber auch aufgezeigt, daß die "Eindringlinge" nicht immer vom selben Grey-Typ sind, sondern einfach nur eine bunte Palette von Alptraum- und Geister-Gestalten darstellen. Hier tauchte auch die 35jährige Conny Paraschoudis, "Frau eines griechischen Facharbeitern", erstmals in der Öffentlichkeit auf, die gerade vor kurzen Fiebag im Büro der BZ angerufen hatte. Conny P. wurde sowohl von den Greys als auch von ca 1,80 Meter großen mit Schlapphüten bewehrten Besuchern heimgesucht. Auch Frau Christel Müller-Boronski (60) aus Berlin packte als ehemalige Telefonisten bei BILD aus. Sie und Conny P. kamen dann mit dem Forscher Fiebag zusammen, der in Berlin erstmals Menschen mit derartigen Erlebnissen zusammenrief. Mit der Schlagzeile "Die Zunge des Wesens drückte gegen meine Lippen" vom 20.August schloß die Reihe mit der Erfahrung der 39-jährigen Reisebüro-Kauffrau Maria Struwe (sie beschäftigt sich "schon lange mit Esoterik und Astrologie") aus Berlin-Reinickendorf ab. Ihre Entführer waren 1,50 m hoch, sahen etwas wie Insekten aus und hatten eine Schuppenhaut. Maria Struwe: "Mein Mann und ich wünschten uns damals ein Kind, aber es klappte nie. Doch nach der seltsamen nächtlichen Begegnung wurde ich plötzlich schwanger." Sie fragte sich deswegen, ob es die Außerirdischen waren, die sie schwängerten. Für Dr.med. Henning Alberts, Neurologe in Stuttgart, ist klar: "Man kann das alles nicht einfach als Spuk oder Spinnerei abtun."

 

In der BZ am Sonntag vom 11.September 1994 bekam in der Spalte "Hauptstadt Berlin" ganzseitig "Conny aus Wedding" Raum eingestanden, um zu berichten: "UFO-Wesen entführten mich aus meinem Bett". Ein Berliner Planetenforscher, niemand anderes als Jo Fiebag, dazu: "Ich glaube diesen schockierenden Berichten." Immer mehr Berlinder berichten also von Ereignissen wie aus einem "Alptraum". Fiebag geht sehr, sehr weit: "Mindestens 20 Prozent der Bevölkerung haben bewußt oder unbewußt Kontakte zu fremden Wesen." Conny Paraschoudis gehört zu dieser Gruppe, die aufgrund der "tausendfach" passierten Alien-Besuche "blutverschmierte Wunden" ob "grausiger Experimente" zurückbehielt, ja sind die Predators in Berlin unterwegs, liest man die BZ muß es einem so vorkommen. Wie auch immer, ihre Ängste hat die Frau inzwischen überwunden und erkannte: "Ich bin auserwählt." Auch Dieter S. (20) aus Kreuzberg ist Betroffener, dennoch will er anonym bleiben, weil die Aliens "sein Geschlechtsteil mit fremdartigen Werkzeugen bearbeiteten" und einen blutigen Einschnitt dort zurückbehielt. Der Berliner Weltraumwissenschaftler Harro Zimmer (59, ehemals Leiter der Wilhelm-Förster-Sternwarte) wird zitiert hierzu gesagt zu haben: "Das sind keine Spinner, möglicherweise werden hier Urerlebnisse verarbeitet."

 

Pro7 startete am 24.August 1994 mit dem ersten Teil der amerikanische Action-Reihe "Highwayman", die "Das Ding aus dem All" hieß. Hierbei wurde das Szenario eines nächtlichen UFO-Crash geboten, wobei ein Alien geboregen wird. Und selbst in "Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark" boten am 24.August 1994 bei Pro7 den Fall "Besucher von 3-9" um ein Geheimkommando der US-Regierung (mit blauen Mützen), welches in einem geheimen Hangar UFO-Absturzmaterial verborgen hält. Bereits früher wurde das popige UFO-Thema z.B. in den US-Serien wie "Denver Clan", "Cannon" und "Drei Engel für Charlie" oder "Battlestar Galactica" aufgearbeitet, wodurch man deutlich erkennen kann, wie der UFO-Mythos längst schon in ganz normalen amerikanischen Spielserien Einzug hielt und hier ganz normaler Bestandteil wurde. Nun setzten die UFOs zum Sprung über den Großen Teich an, was niemand verwundern wird, wenn man weiß, das Deutschland der größte Filmmarkt in Europa ist. Und da das amerikanische UFO-Konzept von den Fliegenden Untertassen und ihren außerirdischen Raumpiloten ebenso ein klassischer Importartikel war, rundete sich damit wieder das Bild. Es war nur mehr eine Frage der Zeit bis auch mal im ARD-Tatort UFOs eine Rolle spielen würden (was es dann tatsächlich auch am 12.Januar 1997, Tod im All, mit 7 Millionen Zuschauern für Kommissarin Lena Odenthal aus Mannheim [!] gab!)... Bei RTL dagegen setzte "seaQuest DSV" am 10.September 1994 zum Tauchgang an, um in der Folge "Endlose Geduld" auf dem Meeresboden ein außerirdischen Raumschiff zu entdecken, in welchem sich Crewchef Roy Scheider menschenartigen, nackten und asexuellen knöchernen Aliens mit einem nach hinten spitz auslaufenden großen Schädel gegenübersieht. Am 2.September 1994 nahm sich der ORF in seinem 2.Programm dem Thema "Die Außerirdischen kommen" in der Reihe "X-Large Nightline" an.

 

Der Spielfilmsender Pro7 in München kündigte eine amerikanische Kultserie bereits im Sommer 1994 an, die genau auf obiges TV-Feld abzielte: Der wöchentliche Einsatz der beiden FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully in der Spielreihe Akte X (US-Original: The X-Files), die weltweit gerade ansetzten die Gläubigen von Außerirdischen, UFOs und finsteren Vertuschungen über die reale Existenz dieser außerweltlichen Erscheinungen für sich einzuvernehmen und den bisher hauptsächlich im ufologischen Untergrund kursierenden Spekulationen einem Millionenpublikum in einer geschickt-arrangierten Vorstellung aus der Feder von Chris Carter mundgerecht anzubieten. Die "unheimlichen Fälle des FBI" starteten hierzulande am 5.September 1994 und wurden fast vom Start weg zu einem Quotenknaller (3,56 Millionen Zuschauer sahen die Premiere). Zwischen 4 bis 5 Millionen Zuschauer pro Folge sollten sich danach als normal einpegeln. Später sollte der Spiegel für diese Weiterführung des Infotainments den Begriff des "UFOtainments" finden. In England war 1994 ebenso die X-Files-Serie gestartet worden und Sky One hatte zum Serienstart eine UFO-Dokumentation namens "UFOs - No Defence Significance" gesendet, die dort ebenso ein großer Erfolg gewesen war und abenteuerliche "UFO-Tatsachen" vorstellte. Von englischen Kollegen hatten wir entsprechende Videoaufnahmen der ersten vier oder fünf Folgen sowie der Dokumentation bekommen und waren zum einen begeistert, zum anderen aber entsetzt, da hier allzuschnell und ohne Vorwissen sowie ohne kritische, sachkundige Begleitung dem UFO-Aberglauben Vorschub geleistet worden war. Der sogenannten subliminalen Wirkung des Fernsehen muß man als TV-Macher und verantwortlicher Redakteur Rechnung tragen. Weitaus intensiver als Radio- oder Zeitungsberichte sitzen die Bilder und Aussagen des TVs im Publikum.

 

"Akte X ist für die Neunziger das, was Dallas für die Achtziger war", sagte einmal Pro7-Sprecher Arndt Mayer 1997. Der Clou: Man klebte das Etiket "Mystery" auf die Akte X drauf und setzte damit geradezu einen paranormalen Boom in Gang, obwohl Mystery-Programme nichts weiter sind als normale Krimis, Magazine und Dokumentationen, die mit einigen Stilelementen verrätselt wurden. Damit infizierte man Millionen und der Faktor X war geboren. Keine Wunder, wenn es bald überall spukte, vor allem in den Köpfen jugendlicher Zuschauer, die das Mystery-Stammpublikum bilden, die damit soetwas wie seelische Binnenräume ausreizen können, da die Mystery-Schublade ihre Lust auf dunkle, exzentrische Erfahrungen bedient. Damit wurde Mystery im Sinne von Akte X auch alsbald ein einer Fankultur, einem Spiel mit Stilelementen. Gerade auch unter den Jugendlichen, die schnell kurzsichtigen und engstirnigen Visionen unterliegen und dementsprechend den Bauernfängern der Anomalistik auf den Leim gehen können. Aber auch eine Gefahr ist damit verbunden, wenn die Programmangebote mit ihrem Inhalt nicht verdaut werden. Einer Umfrage der Zeitschrift Eltern nach, die z.B. am 26.April 1997 in der Dresdener Morgenpost vorgestellt wurde, haben unsere Jugendliche neue Ängst entwickelt. Böse Außerirdische verfolgen einen 14jährigen bis in den Schlaf: "Seit einem Jahr habe ich Angst vor UFOs. Ich habe im Fernsehen einen Film gesehen, da wurde berichtet, daß es sie wirklich gibt. Es könnte ja passieren, daß sie im Garten landen, uns mit Laserkanonen restlos fertigmachen." UFOs und Außerirdische, die im Fernsehen als Realität verkauft werden, ersetzen nun die Angst vorm Schwarzen Mann oder führen zumindest zu neuen Ängsten, allein aus diesem Grunde muß man als Medien-Macher hier eine größere Sensibilität entwickeln und sich die Frage nach der Verantwortlichkeit gefallen lassen. Programme mit "X-Faktor", wie es Branchen-Insider ausdrücken, werden dann im XXL-Format vermarktet. In späteren Jahren war dies dann ein Feld für die privaten TV-Anbieter, während sich die Öffentlich-rechtlichen trotz guter Quotenerfahrungen zurückhielten und Mystery nicht gerade als öffentlich-rechtliche Programmfarbe ansahen. Dennoch es kam zu einigen Experimenten, über die wir uns hier auch unterhalten wollen.

 

Die altehrwürdige ARD rief nach Geistern, die sie so alsbald nicht mehr loswurde. Am 15.August 1994 erfuhr ich durch die "Filmstelle" (Frau Birgit Bollmann) des NDR-Fernsehens (Hamburg) erstmals von der Produktion des Films "UFOs - gibt es sie doch?" Gerade an diesem Tag startete die BILD-Zeitung eine neue Serie mit der Schlagzeile "Außerirdische mitten unter uns? Phantastische Geschichten oder Wirklichkeit?" (zusammengestellt von Hauke Brost und Gerd Engel nach dem gerade erschienen Buch von Johannes Fiebag, "Kontakt") und der Frankfurter Verlag Zweitausendeins brachte gerade die Triologie von Jacques Vallée namens "Dimensionen" - "Konfrontationen" - "Enthüllungen" heraus, also genug Material, um Anlaß zu geben, auch das deutsche TV-Publikum mit den UFOs zu konfrontieren. Man wollte für die TV-Sendung gerne Filmmaterial aus dem CENAP-Archiv haben. Völlig überrascht ließ ich mich mit der verantwortlichen Redaktion, übrigens die "Unterhaltungs-Redaktion", verbinden, um mehr über die Sendung zu erfahren, weil wir ja schließlich gerne wissen wollen in welchem Kontext unser Material etwaig Verwendung findet. Autor der Sendung war Heinz Rohde und er gab mir einige Auskünfte über das entstehende Produkt. Rohde sprach von einer "kritischen UFO-Dokumentation, so ganz anders als gewohnt" und er wollte das von mir bereits im Schweizer Fernsehen am 19.April 1994 (in der ersten dort gesendeten UFO-Dokumentarreihe namens "UFO-Report") gezeigte Filmmaterial über eine "Wahrnehmungstäuschung" durch einen von innen heraus erleuchteten Blimp (Leichtluftschiff, sozusagen eine Art Zeppelin) gerne für sein Projekt einbinden. Zudem wären die belgischen Fliegenden Dreiecke und der Fall Greifswald Höhepunkte der Sendung. Hierfür hatte er "über ein Jahr an Ort recherchiert" und könne nun anhand von Filmanalysen mit "neue Erkenntnisse" aufwarten!

 

Die Produktion der Dokumentation sei nun abgeschloßen und läge in der Endphase, von CENAP habe er noch nie zuvor etwas gehört* und zudem sei seine Quelle ja Herr von Ludwiger und MUFON-CES gewesen. Und dies sollte dann eine "kritische" Sendung werden? Sicherlich kaum, aber dafür "ganz anders als gewohnt". Der Maßstab hierfür konnte zu jenem Zeitpunkt nur das diesbezügliche Programmangebot des Kommerz-Fernsehens gewesen sein, da weder ARD noch ZDF sich seit ziemlicher langer Zeit ins ufologische Fahrwasser gewagt hatten. Hinzu kam ein wichtiger Faktor: Seit Ende 1989 lag nicht nur Deutschland im "UFO-Taumel". Gegen Ende der 1980er Jahre hatte Michael Hesemann mit seinem kurzfristigen Freund und Kollegen Andreas "Auf"Schneider (einem jungen Burschen der über die Bravo einen UFO-Alien-Jugendkult wegen seinen angeblichen Kontakten mit Lebewesen vom Planeten Ummo aufgezogen hatte und nun als Teenager neue Märkte im UFO-Bereich erobern wollte, um sein Leben im Frankfurter Bahnhofs-Millieu hinter sich zu lassen) den ersten großen deutschen UFO-Kongreß in Frankfurt mit fast 2.000 Besuchern organisiert. Zu etwa der selben Zeit berichteten alle Zeitungen über eine angebliche Fliegende Untertassen-Landung im russischen Woronesch und seit Ende November 1989 lief im ostbelgischen Nachbarraum eine große UFO-Welle um sogenannte Fliegende Dreiecke an, die den alten Typ der Fliegenden Untertasse von Design her ablösten. Land-Art-Designer in England legten dagegen kosmische Symbole in Kornfeldern an, die als Kornkreis-Piktogramme neue UFO-Jünger aus dem Boden sprießen ließen. Und aus Gulf Breeze, Florida, meldete Ed Walters eine ganze Serie von Polaroid-Aufnahmen von Fliegenden Untertassen gemacht zu haben. Hierüber erschien sogar bei Droemer Knaur 1990 das dickleibige Buchwerk "UFOs: Es gibt sie" als eine Dokumenation über 45 sensationelle Fotos, "die von Naturwissenschaftlern nach eingehenden Analysen als echt und authentisch klassifiziert wurden". Das Werk wurde zum ´Heiligtum´ der UFO-Bewegung. MUFON-Mitglied Dr.Bruce Maccabee, ein Physiker, stellte sich als Experte hinter den Fall und berechnete hier das fragliche Objekt auf 4,3 Meter im Durchmesser - in Wirklichkeit war es ein handtellergroßes Plastikmodell eigener Fertigung und bestand aus Party-Wegwerf-Papptellern und der transparenten Hülse einer Edelzigarre. Da wäre Greifswald eben zu schön gewesen, um den großen ufologischen Durchbruch belegen zu können. Dies in einer Ära, als die (ufologische) Welt mit Spannung auf neue Entwicklungen wartete, die sich durch die erwähnten Einzelfacetten angeblich abzeichneten. Hinzu kam, daß der Shoemaker-Komet im Juli gerade auf dem Jupiter aufgeschlagen war und hierdurch die Welt sowieso im "Weltraum-Fieber" lag, da dieses äußerst spektakuläre Ereignis an kaum jemanden vorbeiging und der Blick in den Weltraum gerichtet wurde. Solche "Wellen" sind nicht neu und traten im Laufe der mehr als 50jährigen UFO-Story immer wieder auf - und floppten schließlich bei näherer Begutachtung und Analyse. Einzig und allein Träume blieben zurück. Doch Träume sind Schäume...

 

*= Dies ist kaum zu glauben, da sich noch heute bei uns Pressevertreter melden, die im Hamburger dpa-Archiv nach UFO-Forschern allgemein suchen und sich auf unsere bundesweite dpa-Meldung betreffs der UFO-Hotline bezogen. Bereits am 7.September 1992 gingen wir einen bisher nie gewagten Schritt nach vorne und richteten das erste nationale UFO-Melde- und Beratungs-Telefon, die CENAP-UFO-Hotline unter der inzwischen überall bekannten Nummer 0621-7013170 ein. Via ausgeschickter Pressemitteilungen griff die Nachrichtenagentur dpa unser Angebot auf und sofort wurde die UFO-Meldestelle zu einem großen Thema in der Medienlandschaft, zu einem größeren Thema als wir dachten. "UFOs im Anflug - Ruf doch mal an", "UFO-Telefon hilfe weiter", "Beratungsdienst für alle, die UFOs sehen" oder "UFO-Telefon" waren die Schlagzeilen der Blätter, fast alle Zeitungen des Landes, sogar BILD mit 4,5 Millionen Auflage, druckten die dpa-Meldung ab. Jeder Journalist der damals in Sachen UFOs recherchierte, mußte geradezu über uns stolpern, selbst jene, für die das Thema gerade mal im Strohfeuer an ihnen vorbeirauschte, kamen damit ganz automatisch zu uns. Ganz zu schweigen von einem gewißenhaften Redakteur, wenn er längere Zeit am Thema recherchiert (Rohde will sogar 14 Monate für seinen Film recherchiert haben). Im September 1994 meldete sich deswegen sogar RTL II bei uns, dazu später mehr.

 

Wie ich erfuhr, sollte die UFO-Sendung zunächst am 23.Oktober 1994 nur auf N3 laufen und dann später durch die anderen dritten Programm der öffentlich-rechtlichen Anstalt zirkulieren. Doch bei der Programmabnahme sah man in der Programmdirektion das Potential des Films und einen "Knüller". Erst Anfang Oktober 1994 meldete sich Herr Rohde wieder in Mannheim um nach 22 h freudestrahlend zu verkünden, daß die Sendung nun UFOs: Und es gibt sie doch! heißen werde und am Montag, den 24.Oktober 1994, gleich zur Primetime in der ARD nach der Tagesschau ausgestrahlt würde. Inzwischen schien er mehr über die wahre kritische UFO-Forschung und CENAP erfahren zu haben und setzte an, irgendwann in Zukunft mal auf dieser Ebene der UFO-Betrachtung zurückkommen zu wollen. Für die aktuelle Sendung kam als UFO-Forschungs-Beispiel erst mal nur MUFON-CES in Frage. War nun jene Saat aufgegangen, die der MUFON-CES-Gewaltige von Ludwiger etwa eineinhalb Jahrevorher in seinem vertraulichen "Rundbrief" ausstreute und dort aufforderte, daß die eigene Gruppe unbedingt eine Fernsehsendung in Gang bringen müße, um den "organisierten Skeptikern" entgegenzutreten...?

Quelle: CENAP-Archiv

 

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