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UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-153

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13.06.2007

60 Jahre Legende: Pseudo-UFO-Crash Roswell...

Teil I : Roswell

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Bereits im Sommer 1974 hatte John Keel in amerikanischen Kiosk-Zeitschrift Sagas UFO Report in seinem Artikel "Der Fliegende Untertassen-Beweis, der von jedermann ignoriert wird" darauf hingewiesen, dass die UFOlogie ein gewichtiges Problem mit sich herumschleppt: Alle negativen Informationen werden von ihren Promotern todgeschwiegen, weil "sie das alles nicht wissen wollen". Sie lieben viel eher Storys wonach die US-Luftwaffe irgendwo eine Art Alien-Warenhaus betreibt, in welchem nicht nur katalogisierte außerirdische Metallstückchen, sondern sogar komplette, intakte Fliegende Untertassen verborgen gehalten werden und in Glastanks mit Formaldehyd aufgefüllt die Körper von außerirdischen Besuchern aufbewahrt umherschwimmen:

 

"Solche Geschichten werden von einigen amerikanischen UFOlogen seit 25 Jahren gehegt und gepflegt, doch wie vieles beim populären Fliegenden Untertassen-Glauben ist dies alles nur Erfindung. Es begann alles mit einem Zeitungsscherz der zuerst in Mexiko publiziert wurde und durch den Humoristen Frank Scully in seinem Bestseller Behind teh Flying Saucers 1950 aufgegriffen und weitergesponnen unsterblich wurde. Scully hörte zuerst von dem Gerücht durch einen Ölmann, der erklärte es direkt durch einen Fliegenden Untertassen-Piloten erfahren zu haben. Später fiel Scully dann leichtgläubig auf andere Geschichtenerzähler herein und machte daraus sein Buch. Die dort verfassten Gerüchte wurden gerne aufgegriffen und weiter verbreitet, weiterentwickelt. Die Gerüchte hielten sich und die Luftwaffe erhielt immer wieder Briefe in denen Naivlinge der UFO-Szene sie aufforderten, endlich die Wahrheit über die eingemachten Raummenschen zu veröffentlichen. Und immer wenn die Luftwaffe all diese Gerüchte zu entkräften versuchte, heulten die UFO-Enthusiasten auf und sprachen von einer Vertuschung mittels der die US-Regierung den Beweis der Existenz von Fliegenden Untertassen vor der Öffentlichkeit zurückhält. Eine bittere Wahrheit dagegen ist etwas ganz anderes, nämlich die nüchterne Tatsache, dass die UFO-Fans und ihre Organisationen sich viel lieber um den Berg von Meldungen kümmern sollten, die sie oftmals vernachlässigen, weil sie nicht mit dem konform gehen, was ihre Glaubensvorstellungen über extraterrestrische Besucher mit sich bringen. Viel zu viel davon ist von natürlicher Herkunft und Natur, auch wenn sie alle glauben darin verberge sich etwas weitaus exoterischeres. Alles was bisher materiell zurückblieb besteht im allgemeinen aus Aluminium, Magnesium und Silikon, also alltägliches Material. Es ist ihnen unbewußt klar, dass nach all den vielen Jahren von Untersuchungen, Studien und Nachforschungen sie trotz tausender von UFO-Meldungen keinen Beweis dafür haben, dass es Fliegende Untertassen aus dem Weltraum gibt."

 

Seitdem 1980 das Buch über den ?Roswell-Zwischenfall? (angeboten als Co-Produkt der Autoren Charles Berlitz und Bill Moore (einem Englischlehrer aus Minnesota),

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in Wirklichkeit aber zu 95 % von Stan Friedman bestritten; Moore hatte das Buch dann Berlitz vorgelegt, um es über seinen damals berühmten Namen besser verkaufen zu können!) die Welt eroberte, gab es bereits einige Aufregungen im UFO-Feld (auch wenn es hier schon durch die schriftstellerische Neufassung von Berlitz eine Mutation erfahren hatte und Friedman nicht mit allem übereinstimmte, was da veröffentlicht wurde). Mit dem CR Nr.63, Mai 1981, gab es eine Überraschung als Klaus Webner den Artikel "Mister X war ein Aprilscherz! Untertassenabsturz hat nie stattgefunden!" einbrachte um auf einen speziellen "Beweis" aus dem Berlitz/Moore-Buch "Der Roswell-Zwischenfall" von 1980 einzugehen.

Webner warf damals den beiden Autoren vor, "mit einer derartigen Ignoranz und Naivität ans Werk gegangen zu sein, dass man es nur mit Geschäftemacherei bezeichnen kann, dass Verlage sich für die Verbreitung eines derart schlechten Manuskriptes überhaupt hergaben." Angeblich sollte das Buch auf "Untersuchungen" basieren. Nun, an einer Stelle des Werkes (S.129ff) spekulierten die beiden "Geschichtenschreiber" aufgrund einer Fotokopie und einer nachgefertigen Skizze über einen fremdartigen Überlebenden eines Untertassenabsturzes. Webner ging der Sache nach und entdeckte im Archiv der in Wiesbaden ansässigen Tageszeitung Wiesbadener Tagblatt die Wahrheit zu dem Fall. Am Samstag, den 1.April 1950, hatte die Zeitung eine wahrhaft fantastische Geschichte unter der Schlagzeile Fliegende Untertassen über Wiesbaden - Eine riesige Flugscheibe zerschellte am Bleidenstadter Kopf - Besatzungsmitglied in sicherem Hewahrsam. Kein Grund zur Beunruhigung veröffentlicht und mit einigen Aufnahmen garniert, darunter auch genau jenes Bild, welches Berlitz/Moore vorgestellt hatten! Erzählt wird die abenteuerliche Geschichte von der Aufspürung einer in der Nähe von Wiesbaden während der Nacht abgestürzten Fliegenden Untertasse. Dabei soll sogar ein Besatzungsmitglied des Raumschiffes aufgegriffen worden sein. Das seltsame, einbeinige Wesen soll sich auf einer rotierenden Scheibe durch Dahingleiten fortbegewegt haben. Laut dem Artikel endeten seine Arme in vierfingrigen Greifhänden. Der Kopf sei unförmig gewesen und besaß große, runde, glotzende Augen. Einer der amerikanischen Polizisten habe einen Luftdruckregler mit Schlauch getragen während man den geheimnisvollen Mister X aus der Untertasse ins Wiesbadener Neroberghotel geleitete, um ihn dort unterzubringen. Die Amerikaner würden sich in kein gespräch einlassen und um Mister X an unseren Luftdruck zu gewöhnen, werde er nun täglich zwischen 14 und 15 h in der Umgebung des Nerobergtempels spaziernegeführt, steht in dem Artikel zu lesen. Die Stadtwerke hätten sich entschlossen, sogar Sonderfahrten mit der weltbekannten Nerobergbahn in Wiesbaden durchzuführen. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, da mit "Telesuchgeräten" alles getan sei, um weiteren besatzungsmitgliedern habhaft zu werden. Spezialkommandos mit Minensuchgeräten ähnlichen Apparaten würden die Wälder durchstreifen. Die Anzahl der Radargeräte sei erhöht worden. Zuletzt erging der Aufruf an die Bevölkerung: "Wer irgendwelche Beobachtungen machen kann, der benachrichtige die Pressestelle der Stadt auf dem Rathaus. Die Nachforschungen über die geheimnisvollen Vorgänge werden fortgesetzt und wir selbst werden alles tun, um die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten."

 

Webner war es darüber hinaus gelungen, nach mehr als 31 Jahren, sowohl mit dem damaligen Verfasser, als auch mit dem Fotografen, der damals die "Beweisfotos" angefertigt hat, am 15.April 1981 im Archiv des Wiesbadener Tagblatts zu sprechen und damit den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Der Untertassenabsturz war ein minutiös ausgetüftelter Aprilscherz des Redakteur Wilhelm Sprunkel gewesen. Hierzu war ihm die Idee aufgrund anderer Zeitungsartikel über Fliegende Untertassen gekommen, die er allesamt nicht ernst nahm und nimmt. Da stand auch schon der 1.April vor der Tür und welches Thema eignet sich schon besser zur Verübung eines Aprilscherzes als eben die Fliegenden Untertassen? Um die Sache so realistisch wie möglich zu gestalten, hatte sich Herr Sprunkel mit einem Verbindungsoffizier der amerikanischen Streitkräfte in Verbindung gesetzt, mit der Bitte, ihm zwei amerikanische Soldaten für einen Streich zur Verfügung zu stellen. Dieser amüsierte sich über das Vorhaben, gab hedoch zu bedenken, deass er zunächst den Stadtkommandanten in Wiesbaden um Erlaubnis bitten müsse. Der wiederum hat sehr gelacht und dann geäußert, er müsse beim Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg um Erlaubnis bitten. Tatsächlich wurde dort der Ulk genehmigt und jedermann ging an seine Arbeit. Der Fotograf Hans Scheffler fotografierte die wasserabdichtenden Glasscheiben der beleuchteten Fontäne im Kurhaus-Weiher und schnitt Abzüge davon als Fliegende Untertassen zurecht. Die wurden dann wiederum auf verschiedene Fotoabzüge geklebt und als Fotomontage reproduziert. So entstand das angeblich von Sicherheitsbehörden freigegebene Foto von "Trümmern der Flugscheibe" im Wald bei Wiesbaden. Für ein weiteres "Beweisfoto" hatte Herr Scheffler die Türme der Wiesbadener Marktkirche in der Abenddämmerung aufgenommen, wiederum die ausgeschnittenen Untertassen auf den Abzug geklebt und mit Retusche weitere Einzelheiten eingezeichnet, um den Eindruck von Fliegenden Untertassen über Wiesbaden zu erzeugen. Als Reproduktion ging auch diese Montage in Druck und Herr Sprunkel hatte sich folgenden Text dazu ausgedacht:

"Das Infra-Rot-Kathodenstrahlrohr offenbart mit Bildaufnahmegerät und Spezialfilm Vorgänge, die dem menschlichen Auge unsichtbar bleiben müssen. Das beweist unsere linke Abbildung: Zwei ´Fliegende Untertassen´ kreisten - von den Wiesbadenern unbemerkt - um die Marktkirche. Die Geräusche der sausenden Scheiben waren nicht bemerkbar, da Ultra-Kurz-Schallwellen bekanntlich vom menschlichen Gehör nicht aufgenommen werden." Dann traten die ausgeliehenen amerikanischen Soldaten in Aktion. Mit einem Armeejeep fuhr die Crew hoch zum Neroberg, um dort das Ausführen des Mr.X aufzunehmen. Doch wer verkörperte nun wirklich den Außerirdischen von Wiesbaden?

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Der "geheimnisvolle Insasse der Fliegenden Untertasse" war in Wirklichkeit der damals 5jährige Peter Scheffler, der Sohn des Fotografen. Dem Kleinen hat die Sache damals einen riesigen Spaß gemacht. Die Verwandlung des Buben hin zum Alien erfolgte mittels Retusche. Die Szene warabsichtlich so gestellt worden, dass spätere Manipulationen leicht möglich waren. Das einzige, was der amerikanische Soldat links im Bild hält ist ein Blechkasten. Sowohl den Schlauch, als auch das Atemgerät, den Kopf, die "vierfingrige Greifhand" und das Einbein mit der "rotierenden Scheibe" hat herr Scheffler durch Übermalen hervorgerufen - soetwas ist kein Problem für ihn gewesen, malte er doch gerne und besitzt deshalb das nötige Talent zum Retuschieren. Als Fotoquelle gab man an "3 Translag/USA-Fotos". Natürlich ist auch diese Referenz frei erfunden gewesen.

In der Tat war der Untertassenabsturz derart authentisch aufgemacht, dass man ihn 1950 wirklich für bare Münze nahm. Der Artikel hatte solches Aufsehen erregt, dass er sogar eine Woche später von der amerikanischen Wochenzeitung Wiesbaden Post mit den Fotos nachgedruckt wurde. Zuvor hatte sich bereits eine auswärtige Journalistin mit dem Wiesbadener Tagblatt in verbindung gesetzt und wollte um jeden Preis die Veröffentlichungsrechte für das Foto von Mister X erwerben. Als Herr Sprunkel klarstellte, dass die ganze Angelegenheit doch nur ein kleiner Aprilscherz sei, fauchte die Dame zurück, man wolle ihr bloß nicht die Veröffentlichungsrechte übertragen. Herr Sprunkel benötige 20 Minuten, um die Journalistin am Telefon von der Wahrheitslosigkeit der Geschichte zu überzeugen! Wie Webner von Fotograf Hans Scheffler erzählt bekam, sind Aprilscherze eine deutsche Angelegenheit, das mache man einfach; und jeder Aprilscherz sei bisher klargestellt worden. Nach wenigem Umblättern in dem alten zeitungsband fanden wir dann auch tatsächlich eine Dementierung der Geschichte, die am Montag, dem 3.April 1950, erschienen war: Tüchtig reingefallen! Der 1.April hat es von je her in sich. In Wiesbaden trat er in diesem Jahr besonders gefährlich auf und brachte einen beachtlichen Teil der Bevölkerung in Zweifel und Verwirrung. Die ´Fliegenden Untertassen´ wirbelten in der Luft und erregten die Gemüter so sehr, dass es sich Hunderte nicht nehmen liessen, Mister X bei seinem Spaziergang auf dem Neroberg zu begrüßen. Gestern abend noch wollte eine auswärtige Journalistin - und dies ist kein Aprilscherz - von uns nich Einzelheiten über den "Geheimnisvollen" wissen und bat um dessen Foto...

 

Erhebt sich die Frage, wie die Autoren des Roswell-Buches an das Foto von Mister X kamen. Irgendjemand, möglicherweise sogar die damals beteiligten amerikanischen Soldaten, schickten die Tagblattfotos im Mai 1950 zum Federal Bureau of Investigation (FBI) nach Amerika. Dort nahm man die Sache nicht sonderlich ernst und warf die Zeitungsmeldung zu den übrigen Akten. Jahrzehntelang setzte sich unbekümmert Staub auf ihnen ab, bis eines Tages ein Gesetz in Kraft trat, das die öffentliche Einsichtnahme vin Unterlagen in Verbindung mit UFOs und Fliegenden Untertassen gestattete. Barry Greenwood, der damals mit dem UFO Information Network (UFOIN) in Rome, Ohio, zusammenarbeitete, erwarb ein Bündel fotokopierter FBI-Unterlagen und entdeckte darunter auch die hier abgehandelten Aufnahmen. Das Foto von Mister X war so schlecht in der Qualität, dass der Zeichner von UFOIN, Mr.Lawrence Blazey, eine Zeichnung hiervon anfertigte. Als William Moore von diesem Material erfuhr, fragte er sofort nach, ob er für sein Buch dieses haben könnte. Selbstverständlich wurde er prompt beliefert und so zierte die Buchausgabe zum Roswell-Zwischenfall heute sowohl eine Zeichnung als auch eine Fotokopienwiedergabe von Mister X, den es niemals gab. Wie Webner von der Archivverwalterin des Wiesbadener Tagblatts, Frau Rosenbaum, erfuhr, hatte jemals weder ein Mr.Berlitz noch ein Mr.Moore oder sonstjemand zuvor die Zeitung in dieser Angelegenheit kontaktiert.

Das sind also die "Hintergrunduntersuchungen" eines Charles Berlitz und William More gewesen, Schall und Rauch - und sonst gar nichts. Dabei wäre es gerade in diesem Fall ein Kinderspiel gewesen, eine diesbezügliche Anfrage zu stelle! In Wiesbaden gibt es nur zwei Tageszeitungen und beiden ist der alte Aprilscherz bestens bekannt und wird gelegentlich unter den Redakteuren noch als Witz weitergegeben. Und noch mehr, alle deutschen Beteiligten von damals waren zu jenem Zeitpunkt 1981 noch beim Wiesbadener Tagblatt tätig gewesen. Kurz und gut, aufgrund von Webner´s Recherchenarbeit erschien am Mittwoch, dem 22.April 1981, nochmals ein großer Zeitungsartikel: Ein Tagblatt-Aprilscherz im Archiv des FBI... Und jetzt auch noch als UFO-Tatsachenbericht in einer Buchveröffentlichung. Redakteur Wilhelm Sprunkel klärt darin für alle Berlitz/Moore-Fans den Jux ausführlich auf. Tatsächlich fanden auch wir vom CENAP in den freigegebenen FBI-Unterlagen das hier behandelte Material wieder (File No.66-1199). Hier wird klar, dass das Material über die Geheimdienst-Abteilung von New Orleans am 22.Mai 1950 zum FBI gelangte, als es dort dem Agenten John Quinn vom CID übergeben wurde. Die Quelle (offenbar jemand der bereits seit 5 Jahren in einem Lager der Bundesregierung in Kansas arbeitete) hatte das Bildmaterial selbst (von einem Zeitungsbericht ist dabei nicht die Rede) von jemanden für $ 1 abgekauft und dachte nun, dass dieses Material "in die Hände unserer Regierung gehört". Die deutschsprachige Bildunterschrift aus dem Wiesbadener Tagblatt war erhalten geblieben, weswegen auch deutlich war, dass das Material Wiesbaden zuzuordnen ist.

 

Wir haben es bereits mehrfach anklingen lassen, dass der Roswell-UFO-Absturz vielleicht nicht ganz jenen bunten Hintergrund hat, wie ihn sich so mancher UFO-Enthusiast herbeiwünscht. Bereits mit dem Erscheinen des Berlitz/Moore-Buches waren wir 1981 zur Überzeugung gelangt, dass der Roswell-Crash auf einen abgeschmirten Stratosphärenballon zurückging, aufgrun des Umstandes, dass hier bereits berichtete wurde, das man eine große Quantität folienartigen Materials" als Hauptbestandteil des "UFOs" gefunden hatte. Ohne Zweifel können wir davon ausgehen: Irgendetwas stürzte bei Roswell im Sommer 1947 ab, und es war nicht sofort klar, um was es sich hierbei im Kern gehandelt hat. Vielerlei wilder Spekulationen schoßen hoch: Ja, die ufologische Paranoia hat viele gescheide Geister in unserem Feld gepackt. Sicher, der Wunsch nach dem Kupferkessel voller Gold am Ende des Regenbogens ist verständlich - in Anbetracht nun über 50jährigen Mühen rund um das UFO-Phänomen. Da muß etwas handfestes her, gerade auch weil die Entführungs-Lieblinge entgleiten und auf ein Niveau gelangen, welches dem gestandenen UFO-Hardliner wenig gefallen kann. Was wurde wegen dem Roswell-Zwischenfall alles in Gang gesetzt? Zig Bücher, unzählige Artikel, Tausende von Dollar an direkten Forschungsaufwendungen, ein Kongreßangehöriger machte Dampf, vor dem Pentagon/Weißen Haus wurde ufologisch demonstriert, die Medien und die Öffentlichkeit werden herbeigezerrt. Der von vielen immer noch nicht als Schwindel akzeptierte Querschuß namens MJ-12-"Dokumente" beweist die gefährliche Sucht nach dem Wunsch: Möge Science Fiction doch endlich Wirklichkeit werden. Dazu ein weiteres Beispiel aus Deutschland:

 

Falscher "Sputnik" narrt Bonner Polizei - Mit heulenden Sirenen zum Tatort - Witzbold scheute keine Mühe und Kosten berichtete up und am 23.November 1957 griff die Rhein-Neckar-Zeitung diese tolle Story auf: Der telefonische Notruf "Sputnik" auf einem Acker beim Kottenforst notgelandet alarmierte am Freitag den Polizeiposten Meckenheim, etwa 10 Kilometer südwestlich der Bundeshauptstadt. Der diensthabende Wachtmeister wurde vor Schreck bleich und gab den Alarm "höheren Ortes" weiter. Mit heulenden Sirenen raste wenige Minuten später ein Streifenwagen mit dem Leiter des Polizeiabschnitts Süd, Polizeirat Christian Keller aus Bad Godesberg, durch den stillen Wald, der sonst das sonntägliche Ausflugsziel der Bonner ist. Im Handumdrehen hatte eine stattliche Polizeimacht von allen Posten der Umgebung das "gefährdete Gebiet" abgeriegelt. Auf einem Acker, halb in die Erde gebohrt, fanden die vorsichtig heranpirschenden Beamten den "Sputnik", eine mattsilberne Kugel von etwa 30 Zentimeter Durchmesser, mit vier langen, zurückgebogenen Antennen, die ein rotes Blinksignal und ein deutlich vernehmbares "Piep-Piep" von sich gab. Auf der Kugel prangte ein roter Sowjetstern und die Aufschrift "UdSSR".

 

Erst als schon Alarmrufe an das Bonner Geophysikalische Institut und an die sowjetische Botschaft hinausgegangen waren, kamen den Beamten doch Bedenken. Polizeirat Keller betrachtete sich den seltsamen Himmelskörper genauer, fand einen Schalter, und sofort stellte Sputnik sein "Piep-Piep" ein. Die Alarmrufe wurden zurückgezogen. Der Bauer, der meinte, als erster die historische Rückkehr Sputniks aus dem Weltall gesehen zu haben, zog tief enttäuscht von dannen. In der Godesberger Polizeizentrale wurde Sputnik seziert: sein Herz war eine Autobatterie, die das Lichtsignal speiste. Das schnarrende "Piep-Piep" stammte von einem weckerähnlichen Gerät mit Federaufzug. Die Hülle war aus einem alten Wasserboiler gebastelt, kunstgerecht verlötet und mit Silberbronze gestrichen. Die Polizei wartet jetzt auf den unbekannten Witzbold, der sich den Sputnik-Spaß so viele Mühe kosten ließ. Der diensthabende Beamte meinte großzügig, der Besitzer könne seine Autobatterie samt der ramponierten "Satelliten"-Hülle jederzeit abholen. Ob die Polizei den Spaßvogel dann aber nicht mit einer Kostenrechnung für den "Großalarm" überraschen würde, steht auf einem anderen Blatt.

Ähnlich lief es bald darauf auch anderswo: Geheimnisvoller Flugkörper in Norwegen explodiert kabelte UP und die Rhein-Neckar-Zeitung druckte am 11.Dezember 1957 folgendes ab: Das norwegische Verteidigungsministerium teilte am Dienstag mit, der am Sonntagabend über einem Gehöft in Snertingdal in Mittelnorwegen explodierte geheimnisvolle Flugkörper stehe in keinerlei Zusammenhang mit irgendwelchen Unternehmen der norwegischen Streitkräfte. Es könne noch nicht gesagt werden, ob es sich dabei um die Sputnik-Trägerrakete handele oder um irgend etwas anderes. Es könnte sich sowohl um eine Rakete ausländischen Ursprungs oder auch um eine einfache Signalrakete handeln, die lediglich aus Spaß abgeschossen worden sei. Der Fall werde gegenwärtig von militärischen Sachverständigen untersucht.

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"Geheimnisvoller Flugkörper" keine Sputnik-Rakete meldete up und am 12.Dezember 1957 berichtete so die Rhein-Neckar-Zeitung: Das norwegische Verteidigungsministerium teilte am Mittwoch mit, bei dem geheimnisvollen Flugkörper, der am Sonntagabend über einem Gehöft in Snertingdal in Mittelnorwegen explodierte, handelte es sich nicht um die Sputnik-Trägerrakete, sondern um eine ganz gewöhnliche Signalrakete. Die aufgefundenen Metallteile, die von fachleuten der Luftwaffe genau untersucht worden seien, ließen darüber keinen Zweifel. Inzwischen gestand der Nachbar des Bauern, der den "geheimnisvollen Flugkörper" beim Absturz beobachtet hatte, die Signalrakete gemeinsam mit seinen Söhnen abgeschossen zu haben, um sich einen Scherz zu erlauben. Er habe in keiner Weise daran gedacht, welche Folgen sein Scherz auslösen würde. Vertreter der norwegischen Armee hatten sich eigens zur Untersuchung der Reste des Flugkörpers von Oslo aus im Hubschrauber nach Mittelnorwegen begeben. Die Absturzstelle war sofort abgesperrt und militärisch bewacht worden.

 

Diskutiert man die Affäre Roswell, dann muß man natürlich auch beachten, was man historisch über UFO-Crashs ermitteln konnte und in welcher Atmosphäre die Story erwuchs. Aber es auch muß gesagt werden, dass die Geschichten über Fliegende Untertassen-Crashs relativ wenig Beachtung durch die Pioniere der UFOlogie in jener Zeit fanden! Und wie mir Project 1947-Leiter Jan Aldrich am 7.Dezember 1997 mitteilte hat es dafür auch einen gewichtigen Grund, der heutzutage gerne übersehen wird:

 

Damals waren die Untertassen-Geschichten keineswegs so todernst vorgebracht worden und entstanden im psychologischen Umfeld des "Lach mal eine Minute lang"-Spaßes. Damals kam ein Hoax nach dem anderen hoch, ein Gag jagte den nächsten und Untertassen galten schnell auch als populäres Vehikel für Werbeideen aller Art. Es gab Unternehmer, die die Untertassen gleich für sich als Werbemittel nutzten: Sie druckten irgendwelche Werbebotschaften auf runde Pappe und ließen diese dann in Flugzeugen an den Himmel hochtragen, um sie dann Stück für Stück aus dem Flugzeug werfen zu lassen. Mit solchen Fliegenden Untertassen wurden ganze Landschaften eingedeckt. Es war schick nach draußen zu gehen und den Himmel nach Fliegenden Untertassen abzusuchen und in einer fiebrigen Stimmung andere Leute auf den Arm zu nehmen, wenn irgendetwas seltsam anzuschauendes am Himmel auftauchte, was man nicht sofort erkannte. Zudem stiegen in jenem Sommer erstmals heliumgasgefüllte Spaßballone in den Himmel, da erst im Winter des Vorjahres Helium kommerziell auf dem Markt verfügbar war. Es gab in jener Epoche Dutzende von "crashed disc"-Funde, die nichts weiter als Wetterballon-Teile etc waren. Dazu muß man wissen, dass es im Sommer 1947 ein großes Wettererkundungs-Forschungs-Projekt gab, weswegen Wetterballone in nie zuvor gekanntem Ausmaß aufgelassen wurden. Jet-Triebwerke waren zudem völlig neu für den Amerikaner, sodass er erstmals Kondensstreifen am Himmel sah. Zu Beginn war die ganze Affäre nichts weiter als ein gigantischer Hulla-Ballou für die Menschen. Und es gab viele Schnellschüße damals, so berichtete eine Zeitung in Port Huron, Michigan, von einem Objekt am nächtlichen Himmel. Die Meldung ging schnell über die nationalen Ticker, weil als verantwortlicher Journalist der Luftfahrt-Spezialist der Zeitung genannt wurde. Doch dann stellte sich heraus, dass die Fliegende Untertasse nichts weiter als das Licht eines Scheinwerfers in den Wolken war [sic!], aus Scham berichtete die Zeitung dort jahrelang kein Wort mehr über irgendwelche UFOs. Seinen Namen in die Zeitung zu kommen war damals auch eine große Sache. Und es war kaum etwas leichter als das, wenn es um Untertassen ging. Man brauchte nur die Zeitung anrufen und gab sich mit dem Namen eines Freunde oder so aus, nur wenige Reporter überprüften dies mittels eines Rückrufs. An all dies sollte man sich auch erinnern, wenn man das UFO-Thema heute betrachtet.

 

Auch wenn Roswell in diesen Tagen als der vielleicht wichtigste UFO-Zwischenfall gehandelt wird, kann jeder Forscher mit Einblick in die frühe UFO-Literatur feststellen, das man jenseits der ersten Pressedarstellungen hierzu nichts findet. Erst in der englischen Flying Saucer Review von 1955 findet man die kurze Darstellung des Showkünstlers Hughie Green, der berichtete, im Sommer 1947 quer durch die USA gereist zu sein, als er dabei im Radio die Ankündigung hörte, das eine Fliegende Untertasse in Neu Mexiko abgestürzt sei und die Armee zur Untersuchung aufgebrochen ist. Kurz darauf wurden weitere Details gemeldet. Als der Mann dann sein Ziel, Philadelphia, erreichte, fand er zu dieser Sache dort jedoch nichts in den Zeitungen und achtete deswegen nicht weiter darauf. Der Name Roswell tauchte in diesem Bericht jedoch speziell auf und die britische UFO-Zeitschrift verfolgte die Sache auch nicht weiter - ein Hinweis darauf, wie wenig man der Sache gab. Auch in der UFO-Literatur der 60er Jahre wird der Fall eher selten bedacht. Edwards und Trench meldeten kurz nur den Absturz eines Raumschiffs. Ted Bloecher und Whitney unterstützten jedoch die Erklärung der AAF, wonach das "Wrack" (besser die Trümmer) für unsere Belang "nichts außergewöhnliches" ist, hierbei ist Bloecher als erster Intensiv-Untersucher der 1947-Untertassen-Welle mit seinem vieldiskutierten und andersweitig zitierten Dokumentarband ?Report on the UFO Wave of 1947? von 1967 besonders zu beachten in seinem Urteil, wenn er Roswell in das Kapitel "Hoaxes and Mistakes" einordnete. Wie Sie sehen war die Roswell-Geschichte von Anfang an nur eine Fußnote in der Historie des UFO-Phänomens gewesen und wurde erst Ende der 70er und besonders in den 80er Jahren aufgeblasen.

 

Geheimnisvolle Erscheinungen in Amerika hieß es am 6.Juli 1947 aus San Francisco im ´Der Landbote´: Die Berichte über das Auftauchen geheimnisvoller Himmelskörper, die im Volksmund "Fliegende Untertassen" bezeichnet werden, wollen nicht verstummen. An der amerikanischen Pazifikküste haben am Samstag angeblich Tausende von Augenzeugen die Erscheinung neuerdings beobachtet. Die tellerförmigen Gegenstände, die einen Durchmesser von mindestens zehn Metern haben sollen, fliegen nach einigen Berichten in 1500, nach anderen in mehr als 3000 Meter Höhe blitzartig durch die Luft. Ein kalifornischer Gelehrter, der bei der Entwicklung der Atombombe mitgewirkt hat, erklärte, dass man auf dem Flugplatz Muroc in der Wüste Mojave in Kalifornien mit scheibenförmigen Flugkörpern experimentiere. Major Schute, der Leiter des betreffenden Flugplatzes, stellt jedoch in Abrede, dass die "fliegenden Teller" mit den in Muroc durchgeführten Versuchen in Zusammenhang zu bringen seien. Laut einer anderen Theorie handelt es sich bei den "Untertassen" um die Auswirkungen von kosmischen Störungen als Folge der Atombombenversuche von Bikini, die im Universum zu einer "Kettenreaktion" geführt hätten. Die amerikanischen Militärbehörden sowie die zuständigen Stellen der Luftwaffe sind völlig ratlos und haben bisher für diese Himmelserscheinung keine Erklärung gefunden. Auf dem Flugplatz Muroc stehen die schnellen Düsenjäger für die Verfolgung der "Fliegenden Untertassen" bereit, denen jedoch kein einziger Flugzeugtyp gewachsen ist, da sie angeblich eine Geschwindigkeit von fast 2000 Stundenkilometern entwickeln.

Chicago (United Press): Immer mehr Berichte über "fliegende Würste" oder "Fliegende Scheiben" liegen vor, sodass die amerikanische Armee nun beschlossen hat, der Sache durch Einsatz schneller Jagdflieger auf den Grund zu gehen. Die Gelehrten studieren die Lawine der "Augenzeugenberichte", die schon vor 14 Tagen einzulaufen begannen. Nach den letzten Meldungen sieht man die "Scheiben" am meisten über Oklahoma.

 

Aus den vom FBI freigegebenen Unterlagen können wir z.B. ersehen, wie hektisch die Behörden der US-Regierung Mitte 1947 den neu aufgetauchten Himmelsphantomen hinterherrannten. So unterrichtete das FBI-Büro New Orleans den FBI-Direktor mit einem Telex vom 7.7.1947 darüber, man habe in Shreveport, Louisiana, einen gelandeten Diskus gefunden, der von Rauch abgegeben habe und kurz in Feuer loderte. Der Luftwaffen-Geheimdienst (G-2) aus Barksdale wurde unmittelbar unterrichtet und machte sich auf, um den Diskus zu bergen. Hierbei handelte es sich um einen dünnen Aluminium-Diskus von 16 Inch Durchmesser, auf welchem zwei kleine Leuchtstoffröhren-Starter angebracht waren, einige Drähe hingen von der Rändern weg. Die Leute von Barksdale boten dem FBI an, das fragliche Objekt ihm zu überlassen... FBI-Direktor Hoover wurde vom FBI-Büro Milwaukee am 8.Juli 47 davon unterrichtet, dass die Zeitungen Milwaukee Sentinel und Milwaukee Journal tags zuvor berichtet hatten, das Father Joseph Braskey eine Sägeblatt-artige Fliegende Untertasse gefunden hat, die einige Vorrichtungen angebracht hatte, die das Gebilde seltsam aussehen ließ. Wie das FBI in Milwaukee feststellte, ist Priester Braskey ein starker Trinker, der auch im Suff den Fund gleich UP und AP weitermeldete. Nach Ansicht des FBI-Spezialagenten Johnson "ist dies nur eine weitere Täuschungsstory". Innerhalb des Washingtoner FBI-HQ gab es daraufhin eine interne Kommunikation zwischen H.B.Fletcher und stellv. Direktor Ladd. Ergebnis: "In Hinblick auf die Natur des Informanten gibt es keinen Anlaß für eine Nachforschung."

 

Am 10.Juli 1947 wurde in Black River Falls, Wisconsin, ein 17 Inch-großer Diskus gefunden, "der scheinbar aus Pappe bestand und mit silbernem Flugzeug-Spannlack angemalt war". Im Zentrum des Dings befand sich eine Röhre und ein kleiner Motor mit einem seitlich angebrachten Propeller. Das "UFO" wurde von einem Colonel der Civilian Air Patrol in Beschlag genommen, er war jedoch der Ansicht, dass dieser Diskus nicht imstande sei, "selbstständig zu fliegen". Da in dieser frühen Zeit auch das FBI eingeschaltet war, um geborgene Untertassen zu untersuchen, wurde der diensthabende Spezialagent Johnson vom Milwaukee-Büro des FBI über den Fund informiert, da man das Fundstück an den HQ des Air Corps weitergeben wolle und hierfür das Okay des FBI benötigte. Das FBI sah keinen Grund "dieses Material" einzubehalten, riet aber an, sich bei jeglicher Presse-Freigabe "mit Kommentaren zurückzuhalten". Bald darauf geriet der Findling zum Polizeidepartment des nahen Laurel, Maryland, wo er von einem Sergeant Lonis in Augenschein genommen wurde. Der Polizist fand sogar ein Gulf Oil-Zeichen darauf und nannte die Fliegende Untertasse "irgendwelchen Müll, den man mit Aluminiumfarbe bemalte". Lonis fragte nochmals beim FBI ausdrücklich nach, was nun mit der Untertasse zu geschehen habe. Das FBI wollte mit dem Ding nichts zu tun haben und überließ der Armee den Müllhaufen.

 

Am 10.Juli bauten so auch in Twin Falls, Idaho, ein paar Jungs eine Fliegende Untertasse zusammen und legten sie nahe einem Haus ab, sodass ein Mann das Gebilde tags darauf fand (dazu gleich noch mehr). Dieser Untertassen-Fund brachte Schlagzeilen über die Gemeinde hinaus zustande und sorgte dafür, dass das FBI die Meldung untersuchte. Schließlich gestanden die Spaßvögel ihren Gag ein und die gefälschte Untertasse fand ihren Weg zur Armee in Fort Douglas, Utah. Auch darüber findet man nichts in den alten Blue Book-Unterlagen, wie zu vielen anderen Müll-Fällen aus dieser Periode ebenfalls. So ist es auch kein Wunder, wenn Roswell nach Zusammenbruch der Story dort keinen Platz fand. Wie Jan Aldrich am 4.6.1997 mitteilte, sei dies allein schon deswegen begründet, weil die Army Air Force zu diesem Zeitpunkt noch gar keine klaren Anweisungen zur Untersuchung hatte. Andererseits litt die Nation in diesen Tagen unter dem Untertassen-Fieber, der UFO-Hysterie, die am 4.Juli-Wochenende das Land im Griff hatte. So mußte der Bürgermeister von Hartford, Connecticut, das Personal der Stadtverwaltung dazu aufrufen, sich wieder zu besinnen. Das Verwaltungspersonal schaute sich lieber nach Untertassen um, als zu arbeiten. Dies zeigt wunderbar auf, in welchem Klima die Untertassen damals auftauchten, wie sie von der Öffentlichkeit gierig als Sensation aufgegriffen wurden und tatsächlich zum großen Sommerthema geworden waren.

 

Ebenfalls lief am 10.7.1947 beim FBI ein Memo von C.G.Fitch zum Thema "flying discs" ein, welches in Sachen Roswell-Crash und Bergung angeblich einer Hollywood-mäßigen Untertasse (und ihrer außerirdischen Besatzungsmitglieder) durch ein Geheim-Kommando namens MJ-12 bemerkenswert ist, weil es kurze Zeit nach diesem vermeintlichen Ereignissen zustandekam! Ein FBI-Agent hatte nämlich tags zuvor, also am 9.Juli, mit Brigadier General George F.Schulgen, Chief of the Requirements Intelligence Branch der Army Air Corps Intelligence, konferiert. Schulgen hatte hier betont, wissen zu wollen, was es mit den Fliegenden Untertassen auf sich habe und die Frage geklärt zu wissen, ob sie sie überhaupt gibt - "wenn es so ist, das sie existieren, will ich alles über sie erfahren" war sein Ausspruch. Seine Untersuchung habe das Ziel, festzustellen was es mit diesen Phänomenen auf sich hat und wenn es fremde Körper sind, festzustellen, wie sie mechanisch ausgerüstet und kontrolliert sind. Es waren alle Air Corps-Einrichtungen alarmiert worden, um bei jeder gemeldeten Sichtung alle möglichen Daten zur Unterstützung des Forschungsprojektes einzuholen. General Schulgen gab in diesem vertraulichen Gespräch auch zu verstehen, dass die ersten, gemeldeten Sichtungen dieser sogenannten Fliegenden Scheiben "irreführend und von Einzelpersonen beeinflußt waren, die persönliche Publizität suchten oder dies wegen politischen Motiven taten." Damit kann er nur Ken Arnold und die ersten Melder darauf gemeint haben, leider wurde nie bekannt, welchen Anlaß Schulgen für diese Einstellung und Positionsnahme hatte, sicherlich allein schon deswegen, weil das Militär nicht das Recht hat, die amerikanischen Bürger (also die Steuerzahler) zu kritisieren. Die nachfolgenden Sichtungen seien die Folge einer "Massen-Hysterie". Der FBI-Vertreter gab jedoch an, man habe dort bisher keinen Hinweis, dass die gemeldeten Sichtungen durch "kommunistische Sympathisanten verursacht wurden, die Hysterie und Furcht vor einer geheimen, russischen Waffe erzeugen wollten". Schulgen betonte, er wünsche die Zusammenarbeit mit dem FBI und erklärte, dass weder das Kriegs-Ministerium noch das Marine-Department irgendwelche Forschungsprojekte durchführe, die irgendwie mit den Fliegenden Scheiben in Verbindung stehen. Ein Office Memorandum der United States Government mit Datum des 21.April 1959, ausgegeben von FBI-Direktor Hoover und an das FBI-Büro in Birmingham gerichtet, hatte ein spezielles Thema im Blickfeld: Die Aerial Phenomena Research Group aus Seattle, Washington. Das FBI hatte Informationen darüber, dass die Geschäftsadresse der UFO-Gruppe identisch mit der eines Chauffeurs des russischen Konsuls in Seattle, Washington, ist. Eine Überprüfung wurde somit erbeten.

 

Das Oregon Journal vom 5.Juli berichtete so über diverse Untertassen-Sichtungen. Darunter die beeindruckende Sichtung der Sheriff-Deputy´s John Sullivan, Clarence McKay und Fred Krivers aus Portland, die über Polizeifunk von einer Untertassen-Formation hörten und daraufhin sich umschauten und "20 bis 30 Objekte in einem Gänseflug" sahen, die einen "niedrigen, summenden Ton von sich gaben". Auch dieser Fall ist ein "Klassiker". Dumm ist nur, das 23 B-29 Bomber der Oregon National Guard aus Astoria gerade das Gebiet der Sichtungen überflog, wie Col.S.R.Dodson, Kommandant der Oregon National Guard, erklärte. Die Mannschaften selbst sahen nichts "verdächtiges" während des Flugs. Ganz klar, die B-29er selbst waren die "Untertassen" gewesen.

 

Tatsächlich war die Nation in einen Taumel geraten und stand unter dem Fieber des Phänomens. Am 6.Juli meldeten die Nachrichtenorgane im ganzen Land erste militärische Aktivitäten ob der mysteriösen Fliegenden Untertassen, "welche seit 12 Tagen das ganze Land verwirren". Fünf Maschinen vom Typ P-51 der Oregon National Guard waren bereits im Einsatz gewesen und waren über den Cascade Mountains von Washington gekreist, um Ausschau nach den Untertassen zu halten, weil sie dort erstmals gesehen worden waren. Über Portland kreiste eine weitere Maschine, die im beständigem Funkkontakt mit der Streife über den Cascade Mountains stand - alle Einheiten hatten fotografische Ausrüstung an Bord. Col.G.R.Dodson, ihr Kommandant, nannte den Flug eine "Routine-Streife", auch wenn die Piloten angewiesen worden waren, einmal auf Fliegende Diskusse zu achten. Im kalifornischen Manhattan Beach kreiste A.W.McKetvey mit seiner Mustang-Jagdmaschine zwei Stunden lang, aber er "sah kein Ding". Gen.Carl Spaatz, Kommandeur der Army Air Forces, war zur selben Zeit auf Fischfang-Urlaub im Nordwest-Pazifik-Gebiet gewesen und leugnete, irgendetwas über diese Fliegenden Diskusse zu wissen. Doch für den Fall einer Fälle stand auf Muroc Army Air Field eine P-80-Jagdmaschine bereit, sobald eine Fliegende Untertasse in diesem Gebiet auftauchen sollte. Inzwischen waren bisher 36 Staaten von der UFO-Seuche heimgesucht worden und ein Höhepunkt, wen wunderts wirklich, war der Nationalfeiertag gewesen, der 4.Juli. Irgendwie breitete sich der Untertassen-Schrecken analog wie der Schrecken von 1896/1897 über die Airships aus, dieses Mal nur flotter, die das Nachrichtennetz inzwischen weitaus stärker die Menschen erreichte und einband. In England nannte die SUNDAY DISPATCH die amerikanische UFO-Hysterie "Amerikas Antwort auf das Loch Ness-Monster" und glaube ansonsten nicht an die Fliegenden Untertassen auf der anderen Seite des Atlantiks. Wir erinnern uns, dass dies jener Tag war, an welchem sich in Neu Mexiko Farmhelfer Mac Brazel aufmachte, um die bereits am 14.Juni gefundenen Trümmer zu bergen.

 

Auch am 7.7.waren die Schlagzeilen gewaltig: "Flugzeuge verfolgen Diskusse: Sie finden jedoch nur einen leeren Himmel vor - Spaßvögel bringen ulkige Geschichten über das Himmelsrätsel auf." An diesem Tag ging es auf dem Roswell Army Air Field ebenfalls richtig heiß her, was in Walter Hauts bekannter Pressemitteilung am nächsten Morgen gipfelte. Roswell und die dortige Verwirrung muß man im klimatischen Umfeld sehen, welches hier beschrieben wird. Zeitungen und Rundfunk waren voller Meldungen nach dem Unabhängigkeitstag über Fliegende Untertassen. ? Ironischer Weise, aus heutiger Sicht, brachte der Roswell Morning Dispatch am 8.Juli 1947 die AP-Meldung "Report Flying Disc Found", aber nicht über den Roswell-Fund, sondern über einen Diskus, den man am Strand von Trinity Bay nahe Houston aufgriff und über einen Diskus-Fund nahe Hillsboro, beide in Texas. Da sich das Militär eingeschaltet habe, "gibt es große Geheimnisse" darum. Am Strand von Trinity Bay war es der Juwelier Norman Hargrave, der zufällig einen Aluminium-Diskus auf dem Wasser nahe dem Ufer treiben sah und diesen sofort barg. Da die Polizei damit nichts anfangen konnte und sofort vermutete, dass dieses Objekt Teil einer neuen Geheim-Rakete sei, benachrichtigte man Ellington Field. Sofort hatte sich das Militär eingeschaltet (Kommando-Offizier Col.R.W.Warren von Ellington Field erklärte, dass dies auf direkte Weisung aus Washington erfolgte) und den Vorfall untersucht, ohne sich weiter dazu zu äußern wurde das geborgene Material nach Wright Field in Ohio transportiert! Schließlich aber gestand Hargrave ein, dass die ganze Sache ein Spaß von ihm selbst gewesen sei, nachdem der ganze Wirbel um Fliegende Untertassen-Sichtungen rund um Spokane aufgekommen war. Die zweite texanische Untertasse war von einem Bauern namens Bob Scott gefunden worden, die er auf seinem Feld zweieinhalb Meilen östlich von Hillsboro aufgriff. Dann benachrichtigte er die FBI-Agenten Kissick und Gerick in Hillsboro, die sofort aufbrachen, um sich den Findling näher anzuschauen, der sich dann als einen Haufen verschrumpelter metallischer-wirkender, dünenr Folie herausstellte. Ihr Vorgesetzter, Charles Odom, der als Luftwaffen-Flieger des 2.Weltkriegs über Nazi-Deutschland flog, glaubte nach den Schilderungen der beiden Agenten, dass dies vielleicht etwas mit jenen "crystal balls" (foo fighter) zu tun haben könnte, von denen man gerüchteweise damals gehört hatte. Dies brachte schließlich Col.J.D.Ryan von der 8th Air Force, Fort Worth Army Air Field, auf den Plan, der das Material einzog und schließlich als Reste von einem Wetterballon erklärte, der einen silbernen Radarreflektor trug und nahe Hillsboro abgeschmiert sei.

 

Obiges ist insbesondere auch für die Roswell-Geschichte als solches wichtig: Zeigt sich doch, dass in diesen hitzigen Tagen alles drunter und drüber ging. Mehrfach scheinbar in diesem Zeitraum Material von Untertassen-Funden nach Wright Field ging und auch in Forth Worth das Personal nicht nur mit dem Roswell-Findling beschäftigt war. Es ist also kein Wunder, wenn heute befragtes Ex-Militärpersonal das durcheinander kommt und die unterschiedlichsten Untertassen-Eingänge miteinander vermengt. Es stimmt also, dass zu diesem Zeitpunkt "flying disc" nach Wright Field gingen, aber scheinbar nicht der Fund von Roswell. Bemerkenswert ist auch Kevin Randle´s Buch UFO-Kollisionen, welches im Dezember 1997 als TV im Ullstein-verlag herauskam. In seinem Anhang A, "Chronologie der UFO-Abstürze", führt er alle bekanntgewordenen "UFO-Abstürze" zur berühmten Airship-Welle 1896/97 auf und all jene aus dem Zeitrahmen von 1947 - und nannte sie, bis auf Roswell, durchweg SCHWINDEL.

Quelle: CENAP-Archiv

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